Freitag, 22. Januar 2016

Das Tier zu dir

Tiere, hört man, seien des Menschen beste Freunde. Also, nicht alle. Eigentlich nur Hunde. Aber Tiere, nämlich Haustiere, seien generell interessant, erfreulich und überhaupt eine Bereicherung des Lebens. Ich schätze, diese Kolumne ist genau der richtige Rahmen, um auf den Busch zu klopfen: Ist da was dran? Machen Katzen glücklich? Machen Vögel fröhlich? Sind Hunde wirklich Apotheken auf vier Beinen?
Meine persönliche Erfahrung hat mich in vielen gemeinsamen Stunden mit jeglichem Viehzeug gelehrt:
Katzen machen glücklich. Sie machen ganz besonders glücklich, wenn sie nicht dir gehören. Weil du dich dann ganz dem Ehrgeizprojekt „Schnurrerfolg“ widmen kannst. Die Mühen der Ebene – Erziehung, Unverträglichkeiten, Neurosen und Ins-Vorzimmer-Scheißen-weil-du-zu-spät-Futter-geliefert-hast – bleiben an einem andern bedauernswerten Mädchen (Genderklausel!) hängen.
Vögel machen fröhlich, aber nur kurz. Entweder du hast einen höchst intelligenten Vogel (Kaliber Kakadu). Der macht ein paar Jahre großen Spaß. Danach ist er frustriert, weil er dich vögeln bzw. von dir gevögelt werden will, und will dich deshalb töten. Oder du hast einen nicht so gerissenen Vogel (Stichwort Wellensittich), dann zwitschert er dir die Ohren voll, dass du bald nicht mehr weißt, wie du selber heißt und ob das wirklich dein Vogel ist. Hoffentlich nicht.
Es gibt Hunde, die Apotheken auf vier Beinen gleichkommen. Die den Blutdruck senken, die Krätze heilen und Asperger-Syndrom lindern. Ebenso wahrscheinlich ist aber, dass du keinen Hund erwischt, sondern ein Sparschwein, das auch bellen kann. Das Sparschwein macht dir wahrscheinlich trotzdem große Freude, und du gewinnst es von Herzen lieb. Deshalb tut es dir auch im Herzen weh, wenn das Sparschwein eine wehe Pfote hat, oder wenn es nicht fressen will, oder wenn ein anderes Sparschwein fies zu deinem war. Aber geplant war die Chose mal anders.
Man merkt schon, die Fallgruben im Haustierland sind hauptsächlich mit Spießen bestückt, die aufs Herz gerichtet sind. Manche kommt damit besser zurecht und genießt die Freundschaft mit der stummen Kreatur. Andere empfinden den Druck der Verantwortung für einen ewig Dreijährigen schwerer als die emotionale Dividende.
Euch letzteren rate ich: Haustiere unbedingt, aber mit mindestens sechs Beinen. Was kein Fell und am besten gleich keine Wirbelsäule hat, das macht sich in deiner inneren Beziehungskiste nicht so leicht heimisch. Ich persönlich habe mit Käfern hervorragende Erfahrungen gemacht. Die sind bunt, interessant (live dabei sein beim Wunder der Metamorphose – Action für Altphilologen, Germanisten und Creature-Effects-Fans!) und erzählen im Gegensatz zu Sparschweinen eine Erfolgsgeschichte. Denn Käfer gibt es in Myriaden von Gestalten und in praktisch jedem Lebensraum, ohne dass ihnen je ein Tierarzt eine Infusion verpassen und dafür Euro 49,- (ohne Notdienstzuschlag) verrechnen müsste. Auch kleine Süßwassergarnelen bieten bei geringem Platzbedarf viel Schauwert. Mit Stabschrecken und Gottesanbeterinnen habe ich keine Erfahrungen, aber ich stelle mir die Sache ungefähr so vor wie Jurassic Park, nur dass keine Menschen zu Schaden kommen. Bei Vogelspinnen bin ich unsicher. Die können ziemlich alt werden, womöglich wächst einem so ein achtbeiniges Miezerl dann auch sehr ans Herz.
Wie steht es mit Fischen?, höre ich es aus den hinteren Reihen quieken. Nach allem, was ich höre: Lieber nicht. Die können echt eklige Krankheiten kriegen. Überhaupt rate ich zur Vorsicht. Manchmal zählt nicht nur ein Menschenjahr für sieben Schweinejahre, sondern auch umgekehrt.

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