Heute, verehrte Lesehäschen, lasse ich einfach mal die
konservative Sau raus. Ursprünglich wollte ich Christian Felber ja kommentarlos
vorüberziehen lassen. Doch kürzlich hat er sich in einem Interview zu der
Behauptung hinreißen lassen: „Schöne
Männer haben ein gutes Verhältnis zu ihren Füßen.“ Wie bitte? Das muss doch
heißen „Eingebildete Männer, die ihre
Füße schön finden, können sich die Socken ausziehen anstatt in den Spiegel zu
schauen, es sei denn, sie haben sich eine Wampe wachsen lassen“. Als ich
dann feststellen musste, dass der Mann im selben Interview bemängelt, der „Kommerzfußball“ sei zu stark vom
Ergebnis dominiert, konnte ich schon nicht mehr wegschauen. Ich finde ja die
Lage zum Beispiel auf dem Backsektor noch schlimmer, wo die Kommerzbäckerei völlig davon besessen
ist, verkäufliche Backwaren zu erzeugen, anstatt von der reinen Lust am Teig.
Also Christian Felber. Wer zum Geier ist Christian Felber?
braust es wie Donnerhall durch die Täler des Landes. Antwort: Christian Felber
ist gelernter Romanist und Gründungsmitglied von Attac. Er lektoriert daher
gelegentlich an der WU. Hauptsächlich schreibt er Artikel und Bücher, nebenbei
tanzt er.
Vor allem aber proponiert er die Gemeinwohl-Ökonomie, ein
Wirtschaftsmodell, das den Erfolg von Unternehmen an deren Beitrag zum
allgemeinen Wohl misst. Betriebe, die entsprechend gut bilanzieren, sollen z. B.
bei Steuern oder Krediten bevorzugt behandelt werden. Das Modell finden die
einen super, die anderen kurzsichtig, unprofessionell und gefährlich. Ich für
mein Teil habe den fiesen Eindruck: Je beschlagener eine in Wirtschaftsdingen
ist, desto weniger überzeugt sie die Chose.
Bekannt wurde Felber im vergangenen Frühjahr, weil er in
einem Schulbuch als einer von fünf Wirtschaftstheoretikern abgebildet wurde.
Die andern waren Keynes, Hayek, Marx und Milton Friedmann. Wenig überraschend,
dass ungefähr zwölf Dutzend Ökonomen einen kritischen Brief an das Bildungsministerium
unterzeichneten. Die Kritik richtete sich wohlgemerkt nicht gegen Felbers
ideologische Position. Vielmehr ging es darum, dass Felber sich zwar politisch
für die Gemeinwohl-Ökonomie einsetzt, jedoch keinen Beitrag zu deren
theoretischer Fundierung erbracht hat. Er passe daher nicht in die Riege
herausragender Theoretiker. Die Unterzeichner schlugen eine Reihe von
ausgewiesenen Ökonomen vor, die sich besser als Standartenträger
wirtschaftstheoretischer Positionen im Zusammenhang mit dem Gemeinwohl eigneten.
Felber hingegen sieht seine das anders: „Mein Verdienst ist es gerade, dass ich kein verdienter Professor im
wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream bin.“ Hingegen habe er schon 131
Vorträge in 25 Ländern gehalten.
Damit
bietet uns das Schicksal eine spannende Wette an.
Denn einerseits dürfte die FPÖ Herrn Felber weltanschaulich
nicht allzu nahe stehen.
Andererseits ist man dort am besten aufgehoben, wenn man es
sich als Stärke anrechnet, kein Experte für das eigene Thema zu sein, und gerne
Ahnungslosigkeit als Unvoreingenommenheit verkauft. Hier wird Kompetenz nicht
erst durch Volksnähe ersetzt – mangelnde Fachkenntnis ist schon gleich dasselbe
wie Verständnis für die Bedürfnisse der „Menschen“,
denn die, so scheint man blau zu denken, haben ja auch keine Ahnung, im Gegensatz zu den gern geschmähten Professoren, die vielleicht Ahnung haben, aber nicht, wovon. Oder so.
Felber wäre also ganz klar die Idealbesetzung für das
Wirtschaftsministerium unter einem Kanzler „Stannis“ Strache (nachdem seine
Melisandre ihm über die Sache mit Norbert „Renly“ Hofer hinweggeholfen hat).
Wird er annehmen oder nicht? Freilich ist diese Favoritenposition prekär. Denn
die Zahl jener, die keine Ökonomen sind, aber schon viele Vorträge gehalten
haben, ist Legion. Ob die Barfußneigung dann als Alleinstellungsmerkmal
ausreichen wird, weiß ich nicht.
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