Wahlkampf ist, o teure Häschen. Ich offeriere diese
Information zum Zeichen meiner Serviceorientierung, weil man es sonst fast
nicht gemerkt hätte. Das liegt erstens daran, dass die ÖVP sich schon selber
nicht mehr auskennt, ob sie jetzt wahlkämpft oder nicht, und zweitens daran,
dass alle sehr wohl wahlwerbenden Parteien bis jetzt der Versuchung
widerstanden haben, „Stopp dem Sonstnochwas“ zu fordern. Das ist einerseits
sehr löblich, andererseits irritierend, weil die ebenso sonderbare wie
fragwürdige Formulierung „Stopp dem“ wahrscheinlich in der ganzen 2. Republik
die Echtheitspunze jedes ordentlichen Wahlkampfs dargestellt hat. Selbst wenn
jemand Elternvertreterstellvertreter in der 3. Volk werden wollte, ging das
nicht ohne „Stopp dem Kinder-mit-Auto-in-die-Schule-bring-Wahnsinn“. Glaube
ich, meine Erinnerungen an die Elternvertreterstellvertreterwahlen in der 3.
Volk sind eher vage.
Wozu überhaupt Wahlkampf? Natürlich, damit man weiß, für wen
man stimmen soll. Oder abstimmen? Die Meinungen gehen
auseinander. Kürzlich erreichte euren Ergebenen eine einschlägige Korrektur: „Stimmen Sie für Ihren Liebling“ sei
zuwenig, das müsse heißen: „Stimmen Sie
für Ihren Liebling ab.“ Erfreulich
daran ist das Gespür, das die Verantwortlichen fühlen hat lassen, dass hier ein
Unterschied bestehe. Betrüblich ist, dass man sich zielsicher für die
ungeeignete Version entschieden hat. Denn wenn ich für meinen Lieblingswirten stimme,
dann schreibe ich auf einen Bierdeckel seinen Namen, damit er die Wahl zum besten
Wirten gewinne. Wenn ich für meinen Lieblingswirten abstimme, dann vertrete ich ihn bei einer Abstimmung. Er hat mir
nämlich rechtzeitig eine Vollmacht mitgegeben, damit ich bei der Wahl zum
Elternvertreterstellvertreter in der 3. Volk in seinem Namen eine Stimme
abgeben kann.
Dieses Amt kann man sich in der Regel mit einem Dutzend
ehrlicher Stimmen locker sichern und dann gleich das entsprechende Wunschkennzeichen
(W EVSV3) bestellen. Oder mit einem Dutzend ehrlichen Stimmen? Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube,
beides. Da hat man die freie Wahl. Denn man bereitet einen Krüglmartini zwar
auf jeden Fall mit einer Handvoll grüner
Oliven und niemals mit einer Handvoll
grünen Oliven. Deshalb scheint es mir auch nicht zulässig, eine Handvoll grüne Oliven (ohne r)
hineinzukippen. Was dem Dativ recht ist, muss für den Akkusativ billig sein! Dies
einerseits.
Andererseits kann der Cocktailexperte eine Kreation stets
nur mit zwei frischen Orangenscheiben bereiten
und nicht mit zwei frischer Orangenscheiben,
das ist ja klar wie dreifach filtrierter Wodka. Beim Dutzend aber geht beides, glaube ich. Denn Dutzend ist zwar kein Zahlwort, nicht einmal ein unbestimmtes
Zahlwort (wie einige, wenige etc.), sondern einfach ein Substantiv, das sich
für Mengenangabe verwenden lässt, so wie die Messerspitze oder die Handvoll. In
dieser Eigenschaft dürstet es nach dem Genitiv, und zwar nach dem Genitivus partitivus, der ausdrückt,
dass man ein feiner Mensch ist: Man nimmt nicht die ganze Hand, sondern nur
einen Teil (lateinisch: pars) davon –
eine Messerspitze, eine Handvoll, einen Spritzer.
Trotzdem bedeutet das Dutzend eine ganz bestimmte Zahl und
kann diese ersetzen. Zahlwörter ihrerseits (nämlich Kardinalzahlen wie drei oder vier im Unterschied zu drittens,
achtfach usw.) bleiben bis auf die drei kleinsten undekliniert und regieren
keinen bestimmten Fall. Wenn davor mit
steht, kommt danach immer der Dativ, mit für
immer der Akkusativ, egal ob es um fünf Zwetschken oder um sieben Exminister
geht. Deshalb kann man ebensogut mit
einem Dutzend angefressenen Weißwählern diskutieren wie mit einem Dutzend angefressener Weißwähler. Es
dürfte nicht schwierig sein, sie zu finden. Schönes Wochenende!
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