Freitag, 10. September 2021

Nachrechnen

 

Das Zweitbeste am Internet, o vielgeliebte Lesehäschen, ist ja, dass man sich ungescheut und ohne irgendwelche Repressalien befürchten zu müssen über Dinge verbreiten darf, von denen man echt nicht den geringsten Tau hat. Für eine Weile kann daraus sogar eine Karriere werden, man darf es halt mit den Doofheiten nicht gar zu sehr übertreiben. Sprich: Man muss schauen, dass man Gwyneth Paltrow bleibt und nicht Attila Hildmann wird.

Dies nutzt euer Ergebener knallhart aus, um euch auch diese Woche alte Hüte aus der Statistik näherzubringen, obgleich mich aber schon gar nichts dazu qualifiziert bis auf die Tatsache, dass ich die Logindaten für diesen Blog habe und ihr nicht.

Heute also: das Impfen. Eine Impfung ist eine wunderbare Sache, da beißt die Maus keinen Faden ab. An den Pocken zu krepieren ist ja weiß Gott kein Wellnesswochenende. Die Frage ist natürlich, ob die Impfung auch tut, was sie soll. In Israel hat man sich diesbezüglich wohl große Hoffnungen gemacht, die nun zerschmettert scheinen. Müssen wir doch lesen, dass, keine Ahnung, 60 Prozent der Corona-Spitalspatienten bereits geimpft sind. Impfdurchbrüche galore! Dann doch lieber gleich Lockdown!

Die Mathematik aber, die in der Unterstufe öfters Watschen kassiert hat, weil sie nach dem Läuten noch aufgezeigt und gefragt hat, ob Herr Fesser gar vergessen habe, eine Hausübung zu geben, die Mathematik erweist sich auch hier als Besserwisserin. Womit wir es hier nämlich zu tun haben, ist das sogenannte Simpsons-Paradoxon, das den einzigen Fall darstellen dürfte, in der etwas Wichtiges nicht mit der gleichnamigen Serie zu tun hat, weil das Paradoxon nämlich nach dem Mathematiker Edward Hugh Simpson (Hakerl beim Bildungsauftrag) benannt ist.

Und nun?

Aufgepasst, meine Teuren. Die einen von euch waren vorgestern beim Wirten, die andern, ihr kleinen Schluckspechte, gestern.Vorgestern wart ihr zu neunt, und zwar der Geri und acht Frauen. Die ganze Runde schluckte einen Spritzwein nach dem andern, nur die Julia blieb beim Bier.

Daher tranken von den Männern vorgestern null Prozent Bier, von den Frauen 12,5 %.

Gestern ward ihr nur zu fünft, nämlich der Andi, der Sepp und der Hannes mit der Heidi und der Alice. Andi und Sepp sind bekanntlich von der Sprühweinfraktion, genau wie die Heidi. Hannes und Alice dagegen Bier. Gestern tranken also von den Männern 33,33 % Bier, von den Frauen 50 %.

Insgesamt waren aber vier Typen und zehn Mädels unterwegs. Von den vier Typen trank einer Bier, also 25 %. Und von den zehn Mädels zwei, macht 20 %. Das, meine Lieben ist das Simpsons-Paradoxon: An jedem einzelnen Abend war der Bieranteil bei den Frauen höher, insgesamt aber bei den Männern.

So ähnlich ist es auch in Israel, weil man halt aufpassen muss, welche Teile der Bevölkerung man betrachtet. Die meisten Ungeimpften sind jung, ob sie Covid haben oder nicht. Die meisten schweren Fälle sind alt, ob sie geimpft sind oder nicht. Wenn man sich nur die schweren Fälle anschaut, wird man deshalb verhältnismäßig viele Geimpfte finden. Das ändert nichts daran, dass auch in Israel Ungeimpfte dreimal so wahrscheinlich schwer an Covid erkranken. Ebenso ändert es nichts daran, dass die Impfung auch ältere Leute zu über 85 % vor schweren Erkrankungen schützt. 

Nächste Woche: Viele geile Feedbacks. Schönes Wochenende!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen