Vieles, o vielgeliebte Lesehäschen, ist dieser Tage nicht so erfreulich, wie es sein könnte. Da haben wir an erster Stelle das Wetter, das anstatt auf Mitte Jänner auf Ende Februar (bestenfalls) steht, was für die Zukunft nichts Gutes hoffen lässt. An zweiter Stelle kommt das übliche Korruptionsrauschen, diesfalls gebührenfinanziert im ORF-Landesstudio Niederösterreich. Und dann kommt aber schon der lästige Überraschungsaufsteiger des Jahres, der sogenannte Plagiatsjäger Stefan Weber, der mit dem Drahdiwaberl-Häuptling seligen Angedenkens außer dem Namen leider nichts gemein hat.
Der Herr Dozent Dr. Weber hat sich diesen seinen Namen damit gemacht, dass er in akademischen Abschlussarbeiten diverser politischer Persönlichkeiten geklaute Abschnitte gefunden hat. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Man muss nicht einmal selbst jahrelang über einer solchen Arbeit gesessen sein und daran die größtmögliche Sorgfalt verwendet haben, um zu finden, dass es zum Beispiel dem Herrn Spörl recht geschehen ist, als öffentlich wurde, dass er weder Jude noch promoviert ist, oder auch der Frau Aschbacher, deren beide Arbeiten offensichtlich dem Standard der Knödelakademie entsprechen, mehr aber auch nicht, die aber ihrem Titel kein Kn.ak. nachstellte.
Doch anscheinend geht dem Jäger das Wild aus, sodass er mittlerweile auch zu einem Schaf nicht nein sagt, wenn es dunkel ist und man sich schon einmal irren kann. Der neueste Vorwurf richtet sich gegen den Mathematiker Niki Popper. Dieser habe in seinen – natürlich mathematischen – Abschlussarbeiten aus 2001 und 2015 Texte nicht etwa über Mathe, sondern über die menschliche Atmung von woanders übernommen, ohne das korrekt zu kennzeichnen. Der gelernte Kommunikationswissenschaftler Weber hat den Mathematiker Popper deshalb bei dessen Alma mater, der TU Wien, angezeigt, die ein Verfahren eingeleitet hat.
Nun muss man sich fragen, ob der Herr Weber so deppert ist oder sich so deppert stellt. Es ist nämlich so: Es gibt immer schon Studienfächer, die eh Forschung sind. Chemie, Mathe, Physik und sowas. Und dann gibt es welche, die ständig beweisen müssen, dass sie Forschung sind: Germanistik zum Beispiel, oder Kommunikationswissenschaft. Die letzteren haben, weil die eigene Wissenschaftlichkeit prekär ist, längst sehr genau darauf geachtet, gewissenhaft zu zitieren. Das wird dem Nachwuchs in Proseminaren eingetrichtert und in jeglichen schriftlichen Arbeiten bewertet beziehungsweise korrigiert.
In den ersteren Fächern war das hingegen ziemlich wurscht. Noch nach 2000 erntete man in Österreichs naturwissenschaftlichen Fakultäten verblüffte Blicke ob des Ansinnens, nicht nur eine Literaturliste beizugeben, sondern so richtige Quellenangabe zu machen, mit Seitenzahl und allem. Man hatte ja schließlich Experimente und so, wen interessierte da, woher genau man das hatte, was eh schon bekannt war?
Der Herr Weber darf daher all jenen die Hand geben, die die Werke Goethes zu wenig divers finden oder sich vom Zauberberg hart getriggert fühlen, weil dort so viel geraucht wird. Damals war das mit der Diversität halt anders als heute, um 1900 und noch viele, viele Jahrzehnte lang wurde gepofelt, bistdudeppert, und Naturwissenschaftler hatten es nicht so mit dem Zitieren. Diesen Sachverhalt heute auszugraben sagt mehr darüber, wie gern Herr Weber in den Medien vorkommt, als darüber, wie redlich Herr Popper seinen Forschungen nachgeht. Schönes Wochenende!
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