Man hört überhaupt nichts mehr vom Jugendkult, o junggebliebene Lesehäschen. Vor ein paar Jahren war allen klar, dass man mit spätestens 40 die verbleibende Lebensenergie darein investieren musste, weiterhin wie 38 daherzukommen, wenn man nicht von Väterchen Zeit abgehängt werden wollte. Brrr! Da hätte man sich gleich einen Blouson und heftpflasterfarbene Schnürschuhe – bequeme breite Passform – kaufen können.
Seit der Pandemie will aber keiner mehr jung sein, weil die Jungen alle arm sind. Keine Kindheit, keine Jugend, keine sozialen Kontakte, hat alles das Virus aufgefressen. Trotzdem gibt es Bereiche, in denen die Kinder immer noch das Kommando haben. Zum Beispiel die Werbung: Wenige andere Branchen legen es einer im Schnitt derart jungen Gruppierung in die Hände, wie ein nicht zu unterschätzender Teil der Welt um uns herum aussieht. Euer Ergebener kennt den Altersschnitt der anderen Fuzzis nicht, aber ich behaupte jetzt einfach mal: Das Gros der beworbenen Produkte und Dienstleistungen ist für diejenigen, die die Werbung dafür gestalten, weder leistbar noch interessant. Klar wird die Kommunikation von Rheinmetall auch von Kommunikationsprofis gestaltet und nicht von Panzerkommandeuren oder Beschaffungsämter. Es brauchen aber mehr Panzerkommandeure ein Shampoo als Friseure einen Panzer.
Doch wer zieht gerade ernstlich den Abschluss einer Lebensversicherung, einen Bankwechsel oder den Erwerb eines E-Autos für 60-, 70.000 Euro in Betracht? Wahrscheinlich nur selten die 28-jährigen Juniordesigner, die sich mit dem entsprechenden Plakat oder Banner abplagen. Kein Wunder, dass sich viele irgendwann von der Werbung abwenden, in der oft irrigen Hoffnung, anderswo eher in die BMW-Zielgruppe aufzusteigen.
Klüger, zumindest für die Ausführenden, ist das in der
Beratungsbranche geregelt. Zumindest, wenn man einem Freund eures Zweckdichters
glauben darf, der den größeren Teil der beschriebenen Laufbahn schon hinter
sich hat:
Man fängt bei einer Beratungsfirma als
hoffnungsfroher Jungspund an. Dann verbringt man einige Jahre damit, älteren
und erfahreneren Menschen zu erklären, wie sie ihre Arbeit besser machen
sollen. Anschließend steht man am Scheideweg: Entweder bringt man es zum
Partner der betreffenden Beratungsagentur. Oder man wechselt auf Kundenseite, da
man ja nun die nötige Berufserfahrung gesammelt hat, um eine Beratungsagentur
zu engagieren, die einem dann erklärt, wie man seine Arbeit machen soll. Das
ist von großem Vorteil, weil man ja selber bis dahin nur Beratungserfahrung
gesammelt hat.
Schönes Wochenende!