Vor einer Weile, meine lieben
Lesehäschen, habe ich zufällig einen Artikel über automatisch generierte
Nachrichtenartikel gelesen. Ich vermute, dass es davon schon mehr gibt, als man
auf den ersten Blick glauben sollte. So übernahm Der Standard kürzlich die Agenturmeldung von einem Zugsunglück in den
USA, wobei der Zug mit umgerechnet rund
96 Stundenkilometern unterwegs gewesen sei. Sofort ersteht vor unserem
geistigen Auge das Bild einer Nachrichtenagenturmitarbeiterin, wie sie die
Parameter für das Übersetzungsprogramm angibt und dabei festlegt, dass
Maßeinheiten automatisch ins metrische System umzurechnen seien. Nur ergibt es
natürlich nicht den geringsten Sinn, bei physikalischen
Größen eigens anzugeben, dass hier etwas „umgerechnet“ wurde. Es sei denn, man wollte seine Leser gratis
weiterbilden, indem man ihnen mitteilt, wieviele Stundenmeilen „rund“ 96 km/h entsprechen. Nur fehlte
die Angabe der Geschwindigkeit in Stundenmeilen, weil das Übersetzungsprogramm
ja nur umrechnet, aber nicht umformuliert, weshalb auch das völlig sinnlose „rund“ stehenblieb.
Anlass zur Hoffnung gibt uns die
Tatsache, dass die Stelle in der Onlinefassung tatsächlich korrigiert wurde:
Hier ist immerhin von einer
Geschwindigkeit von fast 60 Meilen in der Stunde (etwa 96 Stundenkilometer) die
Rede. Das „etwa“ bei einer Angabe,
die auf ein Prozent genau daherkommt, irritiert aber immer noch.
Beim Ausmisten (der Zweckdichterhund bekommt seinen eigenen
Schreibtisch, daher sind Umräumarbeiten unerlässlich) ist mir ein Zubehörkabel
für Kopfhörer untergekommen, in der originalen Kunststoffbox. Diese trägt die
Aufschrift For shipping only. Remove
before use. Ach, was gäbe ich darum, den Menschen, der diesen Hinweis
benötigt, eine Banane essen zu
sehen! Ich stelle mir das ungefähr so vor wie Fig. B oder D in der schönen
Tischmanieren-Illustration von Loriot
(bitte selber googlen, hier gibt’s nur
in ganz seltenen Ausnahmefällen Bilder). Hingegen will ich den Betreffenden
keinesfalls beobachten müssen, wie er ein Kondom verwendet.
Zu denken gibt mir auch der nach
22 Uhr allgegenwärtige Werbespot einer Partnervermittlungsagentur der
lebensbejahenden Art, die sich mit einer achtzigprozentigen „Flirt-Erfolgsrate“ nun ja, brüstet. Was
genau ist ein „Flirt-Erfolg“? Etwas
sagt mir, dass damit nicht ein duftender
Handschuh gemeint ist, den die Angebetete vom Balkon flattern lässt,
nachdem ihr Beau eine Serenade
dargebracht hat.
Etwas anderes sagt mir, dass die
achtzig Prozent frei erfunden sind, weil niemand so bescheuert ist, Fragen
eines Online-Flirtvermittlers zum Verlauf eines Abends zu zweit (oder zu
mehreren) zu beantworten. Zumindest hoffe ich das, denn man hegt ja gern
Hoffnung für die Menschheit. Mit dem Alter wird dieser Drang immer stärker,
auch wenn die Basis der Hoffnung an Substanz einzubüßen scheint. Das liegt an
Menschen wie Herrn Karl Mahringer, der, qualifiziert durch seine Erfahrungen in
Export-Import-Geschäften mit Afghanistan, über dasselbe einen Länderbericht verfasst hat. Dieser dient
als Grundlage für nicht wenige Abschiebungen afghanischer Asylwerber, weil Herr
Mahringer geschrieben hat, dass es in Afghanistan eh nicht sooo arg ist. Nun
hat ein Plagiatsjäger festgestellt,
dass es um die wissenschaftliche Qualität des Berichts traurig steht. Gegen
diesen Vorwurf verteidigt sich Herr Mahringer nicht etwa mit einem Nachweis des
Gegenteils, dass er sehr wohl wissenschaftlich vorgegangen sei, sondern mit dem
Hinweis, er habe eh geschrieben, dass er das nicht getan hat. Ich wäre gern
dabei gewesen, als die Verantwortlichen im Innenministerium besprochen haben,
wie sie mit diesem Hinweis umgehen sollen. Aber noch lieber würde ich das mit
der Banane sehen. Schöne Woche!
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