Mit den Medien ist es halt so eine
Sache. Zum Beispiel war bekanntlich gerade Akademikerball,
eine Veranstaltung, die euren Kolumnator schon wegen ihres Namen nervt. Nicht
besser wird es dadurch, dass sie in erster Linie der Selbstvergewisserung
einschlägiger Dummbeutel dient, d.h. der gegenseitigen Versicherung, dass die
Zielgruppe der eigenen politischen Dummbeutelei noch engstirniger sei als man
selber dumm. Wir reden hier von einem Biotop,
in dem die aufgelegte Verteidigung gegen den Vorwurf antisemitischer Gesänge
nicht etwa lautet, man sei kein Antisemit. Vielmehr erklärt man, dass man nicht
singen kann.
Damit hat das Wort Biotop wieder zu jener engeren Bedeutung
zurückgefunden, die ein Mitschüler eures Zweckdichters einst schön
zusammengefasst hat: A Biotop ischt a
Dräckloh; für die dialektal Überforderten: Ein Biotop ist ein Dreckloch, eine Definition, die im regenreichen Bregenzerwald
völlig ausreicht, indem ein Biotop dort nichts anderes sein kann als eine
Vertiefung in der Gegend, in der sich mehr Wasser sammelt als anderswo, sodass
Lurche (nicht die Sorte, die unterm Sofa wohnt) sich bevorzugt dort ansiedeln. Damit
ist auch der Bogen geschlagen zu jener Schleimigkeit,
die sich vom Akademikerball bis in höhere politische Kreise zieht. Sollte
Herr Landbauer (von dem ich nicht wissen will, ob er auf dem Akademikerball
war, aber falls nicht, dann hat er eine Lücke hinterlassen) im Zuge einer
Lenkererhebung einmal das Beweisfoto einer Radarkamera vorgelegt bekommen, dann
weiß ich schon, wie er sich aus der Affäre zieht: Er sagt einfach, dass er
keinen Führerschein hat.
Nun gibt es auch unter solchen
Leuten welche, die zu ihren anderen Sünden die Hoffart fügen, weshalb sie gelegentlich der Drang packt, ihre Einserpanier auszuführen. Aus bitterer Erfahrung
wissen sie, dass sie dabei unter Zivilisierten Gefahr laufen, angespien zu
werden, weil die Reflexe des oberen Verdauungstraktes halt sind, wie sie sind,
und wenn einen das Grausen erst einmal gepackt hat, gibt es kein Zurück mehr.
Deshalb hält sich der
Akademikerball: damit sich Kerlinnen und Kerle, bei deren Anblick es einen
ordentlichen Menschen reckt, auch einmal aufdirndln können, ohne dass der
näheren Umgebung schlecht wird.
Damit wir erfahren, was dort los
ist, gibt es den Journalismus und die Pressefreiheit.
Damit uns klar wird, dass beides
nur so wertvoll ist wie die
Menschen, die davon Gebrauch machen, gibt es Journalistinnen wie jene, die den
Artikel Das müsst ihr über Österreichs
rechteste Veranstaltung wissen verfasst hat, laut Untertitel eine Analyse. Nicht nur, dass schon der
Superlativ im Titel recht forsch vergeben scheint: Wäre eine Sitzung des
Ultra-Flügels der Tea Party die
rechteste Veranstaltung der USA, oder schaut man, wenn einem der Sinn nach
dieser steht, lieber bei einer Kreuzverbrennung des Klans vorbei? Und gibt es
eigentlich das Ulrichsberg-Treffen noch? Antwort nach kurzem Googlen: ja. Ich
hoffe, die Autorin hat sich das mit der „rechtesten Veranstaltung“ gut
überlegt. Nicht, dass irgendwer von den Ballgästen enttäuscht war, weil sie
sich mehr erwartet hätte.
Was müssen wir nun über den
Akademikerball wissen? Nichts, was ihr nicht ohnehin schon wisst, bis auf
eines, dass uns schon im ersten Absatz unter die Nase gerieben wird: Die Damen
und Herren dort tragen „High Heels und Lederschuhe“. Zwar
stammt die Analytikerin aus Oberösterreich. Ich kann aber bezeugen, dass auch
dort „High Heels und Lederschuhe“
nicht nur in den besseren Ständen durchaus gang und gäbe sind und es keineswegs
Brauch ist, in Chucks oder Flip-Flops zu einer traditionellen
Tanzveranstaltung aufzulaufen.
Ich rate daher, sowohl
Akademikerbällen als auch Analysen dieser Gewichtsklasse fernzubleiben.
Hermann-Maier-Dokumentationen sind hingegen vollrohr okay. Schönes Wochenende!
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