Freitag, 2. Februar 2018

Schuhwerk

Mit den Medien ist es halt so eine Sache. Zum Beispiel war bekanntlich gerade Akademikerball, eine Veranstaltung, die euren Kolumnator schon wegen ihres Namen nervt. Nicht besser wird es dadurch, dass sie in erster Linie der Selbstvergewisserung einschlägiger Dummbeutel dient, d.h. der gegenseitigen Versicherung, dass die Zielgruppe der eigenen politischen Dummbeutelei noch engstirniger sei als man selber dumm. Wir reden hier von einem Biotop, in dem die aufgelegte Verteidigung gegen den Vorwurf antisemitischer Gesänge nicht etwa lautet, man sei kein Antisemit. Vielmehr erklärt man, dass man nicht singen kann.
Damit hat das Wort Biotop wieder zu jener engeren Bedeutung zurückgefunden, die ein Mitschüler eures Zweckdichters einst schön zusammengefasst hat: A Biotop ischt a Dräckloh; für die dialektal Überforderten: Ein Biotop ist ein Dreckloch, eine Definition, die im regenreichen Bregenzerwald völlig ausreicht, indem ein Biotop dort nichts anderes sein kann als eine Vertiefung in der Gegend, in der sich mehr Wasser sammelt als anderswo, sodass Lurche (nicht die Sorte, die unterm Sofa wohnt) sich bevorzugt dort ansiedeln. Damit ist auch der Bogen geschlagen zu jener Schleimigkeit, die sich vom Akademikerball bis in höhere politische Kreise zieht. Sollte Herr Landbauer (von dem ich nicht wissen will, ob er auf dem Akademikerball war, aber falls nicht, dann hat er eine Lücke hinterlassen) im Zuge einer Lenkererhebung einmal das Beweisfoto einer Radarkamera vorgelegt bekommen, dann weiß ich schon, wie er sich aus der Affäre zieht: Er sagt einfach, dass er keinen Führerschein hat.
Nun gibt es auch unter solchen Leuten welche, die zu ihren anderen Sünden die Hoffart fügen, weshalb sie gelegentlich der Drang packt, ihre Einserpanier auszuführen. Aus bitterer Erfahrung wissen sie, dass sie dabei unter Zivilisierten Gefahr laufen, angespien zu werden, weil die Reflexe des oberen Verdauungstraktes halt sind, wie sie sind, und wenn einen das Grausen erst einmal gepackt hat, gibt es kein Zurück mehr.
Deshalb hält sich der Akademikerball: damit sich Kerlinnen und Kerle, bei deren Anblick es einen ordentlichen Menschen reckt, auch einmal aufdirndln können, ohne dass der näheren Umgebung schlecht wird.
Damit wir erfahren, was dort los ist, gibt es den Journalismus und die Pressefreiheit.
Damit uns klar wird, dass beides nur so wertvoll ist wie die Menschen, die davon Gebrauch machen, gibt es Journalistinnen wie jene, die den Artikel Das müsst ihr über Österreichs rechteste Veranstaltung wissen verfasst hat, laut Untertitel eine Analyse. Nicht nur, dass schon der Superlativ im Titel recht forsch vergeben scheint: Wäre eine Sitzung des Ultra-Flügels der Tea Party die rechteste Veranstaltung der USA, oder schaut man, wenn einem der Sinn nach dieser steht, lieber bei einer Kreuzverbrennung des Klans vorbei? Und gibt es eigentlich das Ulrichsberg-Treffen noch? Antwort nach kurzem Googlen: ja. Ich hoffe, die Autorin hat sich das mit der „rechtesten Veranstaltung“ gut überlegt. Nicht, dass irgendwer von den Ballgästen enttäuscht war, weil sie sich mehr erwartet hätte.
Was müssen wir nun über den Akademikerball wissen? Nichts, was ihr nicht ohnehin schon wisst, bis auf eines, dass uns schon im ersten Absatz unter die Nase gerieben wird: Die Damen und Herren dort tragen „High Heels und Lederschuhe“. Zwar stammt die Analytikerin aus Oberösterreich. Ich kann aber bezeugen, dass auch dort „High Heels und Lederschuhe“ nicht nur in den besseren Ständen durchaus gang und gäbe sind und es keineswegs Brauch ist, in Chucks oder Flip-Flops zu einer traditionellen Tanzveranstaltung aufzulaufen.
Ich rate daher, sowohl Akademikerbällen als auch Analysen dieser Gewichtsklasse fernzubleiben. Hermann-Maier-Dokumentationen sind hingegen vollrohr okay. Schönes Wochenende!


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