Freitag, 7. November 2014

Feine Formen leicht gemacht


Das Leben besteht nicht nur aus gendersensiblen Pronomina – wer hätte auch gedacht, dass es einmal mehr Genders geben würde als Varieties of Heinz! Das passende Gender zum Leben zu finden ist sicher für so manche keine leichte Aufgabe. Doch tagtäglich stehen wir vor Entscheidungen, die belanglos scheinen mögen, aber in Summe eine Existenz doch spürbar besser machen können – wenn wir denn jeweils das Richtige treffen! Weil es, wie die Neue Frankfurter Schule lehrt, kein richtiges Leben im falschen gibt, sind auch scheinbare Kleinigkeiten nur scheinbar solche. Oder, wie meine Schwiegermutter zu sagen pflegt: Im Kleinen merkt man das Schwein.

Als euer ergebener Kolumnator fühle ich mich selbstverständlich verpflichtet, eure Leben allwöchentlich um ein Alzerl besser zu machen. Deshalb hier drei Entscheidungshilfen für Alltagssituationen, in denen so manche schon hässlich gescheitert ist. 

Erstens: Eier werden nicht geköpft. Menschen von Welt ersparen ihrem frühstücklichen Gegenüber das ekelhafte Geräusch, das beim Durchsägen einer Eierschale mit dem Buttermesser entsteht. Stattdessen klopft man höflich mit dem Messerrücken oder Löffel an und entfernt so viele Schalenpartikel digital (d.h. mit den Fingern), bis der Eiermund hinreichend geöffnet ist, um die Köstlichkeit in den Mund gebären zu können. (Wem jetzt nicht vor Eiern graust, der hat einen echten Saumagen.) In Eierlöffeln aus Kunststoff oder Bein ist Geld übrigens gut angelegt, nur zum Anklopfen eignen sie sich mangels Masse nicht wirklich.

Ach ja, und die Eierklopfgeräte, die aus einem Stab mit beweglicher Kugel und einem Kegel untendran bestehen, mögen funktionieren. Doch wer so etwas in der Messerlade hat, gerät leicht in den Ruch der Spülungsbeutelei (englisch: Douchebaggery). Das muss also bitte jede mit sich selber ausmachen. 

Zweitens: Toilettenpapier wird stets so in den Halter gefädelt, dass das lose Ende sich vorne befindet – der Wand ab- und dem Enduser zugewandt. Das wirkt nicht nur freundlicher, sondern bietet zwei handfeste Vorteile. Erstens lässt sich das praktische Accessoire so leichter mit einer Hand bedienen, was Toilettenleser wie ich besonders schätzen. Zweitens verhindert man so Abschürfungen an den Handknöcheln, wenn der Rollenhalter sich an einer verputzten Wand ohne Fliesen befindet. Das betrifft besonders die Mittelschicht, die zwar hinreichend zarte Haut besitzt, um schürfungsgefährdet zu sein, jedoch keinen finanziellen Ponyhof, sodass sie sich nicht selbst wischen müsste. Eine verkehrt angebrachte Klorolle ist somit ein Affront gegen jene gesellschaftlichen Leistungsträger, die ohnehin schon unter täglich wachsendem Druck stehen und das jetzt echt nicht brauchen. 

Und drittens: Nein, zum Anzug gehören sich keine Sneakers. Klarheit schafft, wie so häufig in dieser Kolumne, die Probe auf das Gegenteil, und da merkt ein Mensch mit Herzensbildung sofort: Sneakers zum Anzug sind genauso super wie Jogginghosen mit Penny Loafers, Budapestern oder Gummizughalbstiefeln. Also überhaupt nicht super.

Ich hoffe, mit diesen kleinen Fingerzeigen gedient zu haben.

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