Kürzlich hatte ich das seltene Vergnügen, eine Runde mit meinem
geschätzten Herrn Bruder zu plaudern. Selten, weil Höchstderselbe in Voradelberg
seinen teils fragwürdigen Lebenswandel ausbreitet (Banking, Mountainbiking,
Schnee-Bretting und so). Dabei hat er beiläufig fallenlassen, dass an der
Stätte seines beruflichen Wirkens keiner außer ihm Filterkaffee trinkt.
Daraus entnehme ich erstens, dass mein kleiner Bruder ein irre wichtiger Mann sein muss. Immerhin halten sie bloß für ihn eine eigene Kaffeemaschine in Schwung!
Daraus entnehme ich erstens, dass mein kleiner Bruder ein irre wichtiger Mann sein muss. Immerhin halten sie bloß für ihn eine eigene Kaffeemaschine in Schwung!
Zweitens sagt es mir, dass man auch im Bankgeschäft menschlich bleiben
kann. Naja, Kunststück, bei 0,01 % Zinsen.
Drittens bestätigt es, dass Blut geringfügig dicker ist als selbst
starker Filterkaffee (dazu gleich mehr). Denn auch ich, meine geschätzten
espressogeganselten Lesehäschen, schlürfe gern das, was unsere Freunden in den
großen alten US of A ebenso freundlich wie ein bisschen zu kumpelhaft „hot joe“
nennen. Abgesehen davon, dass es in der hiesigen Küche mittlerweile gar keine
einschlägige Maschine mehr gibt, trinke ich ja meinen Kaffee praktisch
ausschließlich zuhause. Aber trotzdem. Kann mich einmal wer aufklären, was es
mit dem Espresso auf sich hat? Ich verstehe es ja, wenn eine gern ihre Bialetti
auf den Herd stellt und dann auf das heimelige Brodeln wartet. Wer gern an
seiner klassischen Pavoni den Maschinisten gibt – ein Hoch auf sie! Und gegen
einen ordentlichen Vollautomaten mit einem kräftigen Mahlwerk habe ich zu
keiner Tageszeit was einzuwenden. Aber Kapselmaschinen? Im Ernst? Von der
Alu-Problematik und dem Kilopreis will ich ja gar nicht reden. Doch wenn ich in
so ein Teil ein pad oder Tab oder was immer einwerfe, muss ich immer an die
Wendung denken, mit welcher der verehrungswürdige Raymond Chandler in Playback, seinem letzten
Philip-Marlowe-Roman, die überkomplette Ausstattung eines protzigen Cadillac
beschreibt: Dieser bietet unter anderem „a cigarette lighter into which you
dropped your cigarette and it smoked it for you“.
Ganz ehrlich, da lobe ich mir ein Tässchen ehrlichen Filterkaffees. Er heißt mich willkommen wie die Oma in den Semesterferien. Man kann sich auch ruhig noch eine zweite Portion reinpfeifen, ohne dass jemand schief schaut. Man spürt dabei, dass man noch lebt, weil ja der gute alte Filterkaffee – ceteris paribus – stärker ist als Espresso. Man kann etwas darin eintauchen, z. B. einen Löffel Riebel. (Dieses ist für mich als Vorarlberger in der Diaspora nahe am Killerkriterium: Ein Kaffee, in den man keinen Riebel eintauchen kann, den darf bitte wer trinken, der keinen Riebel kennt.)
Außerdem, meine Damen und Herren, sind wir als Werberinnen und Werber ja allzumal gehalten, den Finger am Puls der Zeit zu belassen, auf dass wir der Zielgruppe vorhupfen können, was morgen angesagt ist. In diesem Sinne kann ich nur konstatieren: Der Trend zum Filterkaffee für Connaisseurs wurde hieramts vermützt. Der war nämlich schon vor einem Jahr vollrohr angesagt. Wo bleiben die helle Röstung und der porzellanene Filtertröpfler in der Teeküche?
Ganz ehrlich, da lobe ich mir ein Tässchen ehrlichen Filterkaffees. Er heißt mich willkommen wie die Oma in den Semesterferien. Man kann sich auch ruhig noch eine zweite Portion reinpfeifen, ohne dass jemand schief schaut. Man spürt dabei, dass man noch lebt, weil ja der gute alte Filterkaffee – ceteris paribus – stärker ist als Espresso. Man kann etwas darin eintauchen, z. B. einen Löffel Riebel. (Dieses ist für mich als Vorarlberger in der Diaspora nahe am Killerkriterium: Ein Kaffee, in den man keinen Riebel eintauchen kann, den darf bitte wer trinken, der keinen Riebel kennt.)
Außerdem, meine Damen und Herren, sind wir als Werberinnen und Werber ja allzumal gehalten, den Finger am Puls der Zeit zu belassen, auf dass wir der Zielgruppe vorhupfen können, was morgen angesagt ist. In diesem Sinne kann ich nur konstatieren: Der Trend zum Filterkaffee für Connaisseurs wurde hieramts vermützt. Der war nämlich schon vor einem Jahr vollrohr angesagt. Wo bleiben die helle Röstung und der porzellanene Filtertröpfler in der Teeküche?
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