In der Vorweihnachtszeit hat man ja bekanntlich Muße für
sprachliche Feinheiten. So will ich nicht anstehen, euch, o unterbeschäftigte
Punschhäschen auf eine Reise ins Land der spannenden Pronomina mitzunehmen. Gerade
am Punschstand stellt sich ja bisweilen die Frage, ob das jetzt dein Punsch oder mein Glühwein (immer Glühwein, bitte!) ist.
Wie du da so am Punschstand stehst, ist dir ein bisschen
langweilig. Das ist am Punschstand nichts Ungewöhnliches, aber schließlich bist
du ja nicht allein hier – allein die überzuckerte Plörre in sich
hineinzuschütten, das wäre ja nun wirklich zu trostlos. Also bittest du deinen
Freund um sein Handy, „um schnell die Mama anzurufen. Er (leichtfertiger User
40 plus!) borgt es dir umstandslos, ohne zu bedenken, dass die Facebook-App
zugänglich ist, aber zu spät, du tippst schon, dass die Finger glühen. Dann ist
das der Freund, auf dessen Handy du
tippst. So weit, so klar, dessen ist
hier das das possessive Relativpronomen.
Man könnte auch sagen, es ist der Genitiv des Relativpronomens der. Klar ist natürlich auch, dass du
sofort einen interessanten Mix aus S/M-Gruppen, Swingerclub-Profilen und Hardcore-Feminismus-Treffpunkten
geliket hast, damit der Facebook-Feed deines geliebten Freundes nicht mehr nur
mit Avocadorezepten zugemüllt wird.
Klar ist weiters, und damit kommen wir zum saisonal relevanten Content für
ausgeschlafene User wie euch: Wer auf der Weihnachtsfeier neben dem Chef sitzt,
sollte schauen, dass er aus seinem
Glas trinkt, nicht aus dessen Glas.
Sonst kann sich da schnell ein unangenehmes Gespräch entwickeln. In diesem Fall
ist dessen nämlich der Genitiv des Demonstrativpronomens oder, wie wir
heute gern sagen, der Wesfall von der.
Dass das Relativpronomen und das Demonstrativpronomen beide der heißen, kann schon vorkommen, ich
kenne auch zwei Automechaniker, die beide vertrauenswürdig sind und Martin
heißen, aber beide nicht mein Cousin sind, der ebenfalls Martin heißt und
vertrauenswürdig, jedoch kein Automechaniker ist. Sein Bruder ist allerdings
Autohändler, aber ehrlich, meine Teuren, das führt jetzt zu weit.
Dessen ist in
diesem Fall nützlich, weil man die Gläser damit zumindest grammatisch eindeutig
zuordnen kann, während man im wirklich Leben diese bunten Schleifchen vom
Chinaversand braucht, die auf dem Papier sehr praktisch aussehen, aber in
Wirklichkeit denkt man meistens nicht dran. Wenn man doch dran denkt, findet
man sie entweder nicht, oder man hat eh schon so viel intus, dass man zum
Suchen zu faul ist. Wie löblich hingegen dessen,
wo man gleich Bescheid weiß!
Oder vielleicht auch nicht. Denn wie stehen die Dinge hier?
Wenn der Texter schon
einfach die Formulierung des Kunden geklaut hat, hätte der Arter doch gleich
auch dessen Layout nehmen können.
Weiß man, dass das Layout vom Kunden stammt und nicht vom
Texter, nur weil hier „dessen“ steht anstatt „sein“?
Antwort: nicht zwingend, denn eine verbindliche Regel
scheint nicht zu existieren. Normalerweise weist dessen aber nicht auf denjenigen, der im Satz etwas tut. Mit sein würde der Arter sein eigenes Layout
klauen (soll auch gelegentlich vorkommen), mit dessen ist es jedenfalls sonst jemandes Werk. Für die
Weihnachtsfeier bedeutet das: Wer dazu imstande ist, trinke stets nur aus seinem
eigenen Glas. Im Zweifelsfall trink wenigstens aus dem Glase eines früheren
Users, dessen Lippenstift zu deinem
Teint passt. Schließlich soll es eine gelungene Feier werden. Schönes
Wochenende!
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