Auf nichts ist mehr Verlass, o vielgeliebte Häschen! Zum
Beispiel kann es dir heute passieren, dass du als Frau mit
Migrationshintergrund hierzulande Justizministerin
wirst, und auch wenn du einen Doktortitel und beeindruckend viel Erfahrung
hast, bleibt das zum Staunen. Weniger erstaunlich für alle Kenner des
österreichischen Innenlebens ist leider, dass du praktisch von der Vereidigung
an Personenschutz brauchst, weil es nicht an Trotteln mangelt, die dich mit
Drohungen bombardieren.
Auch die Oscar-Jury
tut, was sie will. Wenn ein Film zum besten Film gekürt wird, den du richtig
gut gefunden hast, spricht das dann für die Jury oder ist das einfach eine
Alterserscheinung?
Mein Tipp: Warten wir ab, was beim heurigen ESC herauskommt. Wenn ein echtes
Superlied gewinnt, ist es vielleicht an der Zeit, mich freiwillig in die Sachwalterschaft zu begeben. Freilich
müsste dafür ein Teilnehmerland ein echtes Superlied in den Bewerb schicken.
Also, wahrscheinlich muss euer Ergebener für fragwürdige Entscheidungen
weiterhin selber geradestehen.
Geradestehen – hach! was eine Überleitung! – muss man auch
für die eigene Rechtschreibung. Sogar, wenn du extra 200 Wörter in dein Hüheft
schreibst anstatt nur 180, kann das ins Auge gehen, wenn du die 20 zusätzlichen
Wörter für entsprechend mehr Fehler nutzt.
Sogar dort, wo der Textboden mit einem fest-federnden
Laubteppich lockt, kann sich eine Wolfsgrube
voll fieser Spitzen verbergen. Woran erkennt man nochmal ein substantiviertes
Wort, das von Haus aus kein Substantiv ist? Am einfachsten daran, dass ein
Artikel, Demonstrativ-, Possessiv- oder Indefinitpronomen dazugehört – das Motzen, dieses Zögern, kein Warten, viel
Jubeln, mein Rumeiern, ihr Lächeln. Ähnlich funktioniert es mit
Präpositionen: mit Denken, durch
Streicheln.
Die letzte Möglichkeit ist eine Konstruktion mit Genitiv, denn damit etwas jemandem
gehören kann, muss etwas da sein, das jemandem gehören kann – eine Substanz,
sozusagen, ausgedrückt im Substantiv: des
Wolfes Heulen, der Beratung Klagen.
Wie schreibt man nun aber AUF ALLEN VIEREN? Anscheinend so: auf allen Vieren. Denn es steht die Präposition auf am Anfang, und es sind offenbar die Gliedmaßen (jene vier, auf denen man
sich krabbelnd fortzubewegen pflegt, auf die Gründe müssen wir hier und jetzt
nicht eingehen) mitgedacht, bleiben aber ungenannt.
Tatsächlich schreibt man aber korrekt: auf allen vieren. Warum? Einfach so. Grundzahlen
(solange sie kleiner als eine Million sind) schreibt man auch dann klein, wenn
sie formal substantiviert sind: Diese
drei habe ich schon einmal gesehen. Über vierzig brauchen viele eine Brille.
Basta. Was anderes ist es natürlich, wenn es nicht einfach
um die Zahl geht, sondern um eine zusätzliche Bedeutung. Hast du zum Beispiel lauter Einsen im Zeugnis, dann darfst du
sie erstens großschreiben und dir zweitens auf die Schulter klopfen, weil du
offensichtlich nicht im österreichischen Bildungssystem herumgrundelst, wo du
bestenfalls auf lauter Einser hoffen
könntest. Dann noch eine Sechs gewürfelt,
und du hast gewonnen.
Schönes Wochenende!
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