Freitag, 14. Februar 2020

Diese Tage


Rechtzeitig zum Valentinstag widmen wir uns der Monatsblutung, o teure und stets gutgelaunte Lesehäschen. Denn die Sache mit der Gleichberechtigung ist kompliziert: Einerseits sind wir aufgeklärten und sensiblen Ewigheutigen natürlich dafür, dass alle in allem die gleichen Chancen bekommen, ohne Ansehung von Keimdrüsen, sexueller Orientierung oder sonstnochwas.
Andererseits ist dem Körper nicht auszukommen, solange das mit den ferngesteuerten Ersatzkörpern noch nicht so ganz serienreif ist. Das bedeutet leider, dass zwar die Gleichberechtigung eine gute Sache ist. Sie ändert aber nichts daran, dass so manches Eierstockhäschen allmonatlich so und so lange nicht dieselbe Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Entscheidungskraft besitzt wie zu anderen Zeiten. Das sagt wohlgemerkt nicht euer alter weißer Eierbär, sondern die Eierstockhäschen selber, die sich ja derzeit anschicken, das letzte Tabu zu brechen, nämlich über Menstruation zu reden. Wer hätte noch zuzeiten, als euer Ergebener längst schon wahlberechtigt war, gedacht, dass Menstruationstasse bald ein Tischgesprächsthema werden könnte? Manche von ihnen sind zu jenen Zeiten – und hier ist in ein Einschub nötig, um The Onion zu zitieren, jenes Online-Magazin, das einst die besten Euphemismen für „menstruieren“ sammelte. Die allerbesten sind: It’s that „time of the month“ where I’m „not at my best“ because my „vagina is bleeding“ und natürlich riding the cotton pony.
Zu diesen Zeiten also sind manche Eierstockhäschen schlicht und einfach außer Gefecht, kann man nicht anders sagen. Wie damit umgehen, zum Beispiel als Unternehmerin? Man hört, dass manche von ihnen wichtige Besprechungen in Zeiträume legen, an denen mit maximaler geistiger Präsenz zu rechnen ist, während sie den Terminball in den Cottonponyphasen flach halten. Das ist erstens sehr vernünftig.
Zweitens erhalten vor diesem Hintergrund die Reinheitsvorschriften, von denen wir in der Bibel lesen, neue Relevanz. Denn was soll man an jenen Tagen machen? Sich ins Büro schleppen? Im Alten Testament war frau unrein und hatte sich vom Acker zu machen. In manchen Weltgegenden ist das noch heute so und ganz schön fies. Denn wenn man eh schon menstruiert, will man ja nicht aus dem Haus gescheucht werden und in irgendeiner Baracke hocken müssen, bis die Sache vorbei ist.
Aber wer hat gesagt, dass eine Menstruationshütte eine unwirtliche Baracke sein muss? Ich sicher nicht! Lasst uns Menstruationspaläste errichten, luxuriös, aber unaufdringlich, ausgestattet mit jeglichem Komfort. Her mit wohlbestückten Bücherregalen, Heimkinoanlagen, Breitbandinternet und Massagesesseln. Lasst uns nicht sparen an hochwertigen Kaffeemaschinen und wohlgefüllten Kühlschränken. Die Sofas seien zahlreich und weder zu hart noch zu weich. Her also mit Menstruationshütten, in denen es sich aushalten lässt!
Im Sinne der Gleichberechtigung ist es möglicherweise notwendig, dass auch Männer bisweilen hier untergebracht werden. Sie qualifizieren sich für den Aufenthalt, indem sie in Besprechungen dreimal hintereinander einen festen Blödsinn verzapfen, also nach demselben Prinzip, demzufolge man bei Monopoly ins Gefängnis muss, wenn man drei Pasche würfelt. Ziehe nicht € 200,- ein, und schönes Wochenende in der Menstruationshütte!

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