Freitag, 28. August 2020

Feiner Unterschied

 

Willkommen zurück, o sommerlich erholte und unterm Pelz etwa gar zart gebräunte Lesehäschen! Mit lustig ist Schluss, wir fangen rechtzeitig vor der Corona-Ampelschaltung mit einem verzwickten Thema an.

Selbiges ist in diesen Satz verpackt, der einem Satz folgte, in welchem jemand etwas behauptete. Der Satz will heißen, dass die Wirtschaftskammer derselben Ansicht war: Die Wirtschaftskammer, die ebenfalls in das Projekt involviert war, behauptete selbiges.“

Die Frage ist hier nicht, ob das Gleiche und dasselbe identisch sind. Das ist sie nie, denn wir wissen ja: Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe, oder, damit wir den Bildungsauftrag gleich abhaken können: Duo si faciunt idem, non est idem, wobei die lateinische Fassung noch überzeugender wirkt, weil „das Gleiche“ und „dasselbe“ auf Latein dasselbe sind, nämlich idem.

Doch wir schweifen, wie allzuoft, ab. Was ist den nun mit Selbigem? Ist Selbiges dasselbe wie dasselbe?

Wie wir wissen, braucht man nichts zu wissen außer, wo man nachschlagen kann. Alsdann:

Duden kennt selbig so wie euer Ergebener, nämlich als altertümliches Demonstrativpronomen, das den Bezug zu etwas vorher Genanntem herstellt.

Es war der 28. August, als lautes Grölen durch die Gänge der Agentur scholl. An selbigem Tag war die gesamte Geschäftsführung bei einer Klausur versammelt, wobei die Abstandsregeln selbstverständlich eingehalten wurden. Zum Thema Abstandsregeln eine Information im öffentlichen Interesse, die ich vom österreichischen Beagleclub weitergebe: Vier Beaglelängen entsprechen einem Babyelefanten. Bitte berücksichtigen, danke!

Schon wieder abgeschweift, aber was soll’s: Wir sprechen also vom 28. August, und im nächsten Satz reden wir noch einmal von ihm, was durch selbiges ausgedrückt ist. Man könnte auch sagen: an jenem Tag, was vollrohr aufgelegt ist, weil ja jenes auch ein Demonstrativpronomen ist.

So schnell geht das, wenn die Sonne scheint und der Schulanfang erst noch bevorsteht: Nicht nur sind das Gleiche und dasselbe nicht dasselbe, auch selbiges ist noch einmal etwas anderes. Die gute Nachricht: Kommt nicht zur Prüfung, man kann stattdessen einfach dieses oder jenes sagen, welche beiden freilich auch nicht dasselbe sind, aber da wollen wir jetzt nicht in die Tiefe gehen.

Viel lieber präsentiere ich nicht etwa das Feedback der Woche (die kundenseitigen Herrschaften geben sich dieser Tage sehr zahm), sondern zwei wunderbare Zitate: Das erste stammt von einer Gastwirtin, die das Vertrauen eures Kolumnators genießt. Von selbigem auf den Verlauf der heurigen Sommersaison angesprochen, die ja gerade im inneren Salzkammergut von einem, wie H.C. Strache sagen würde, Bevölkerungsaustausch geprägt war, womit Hazeh ausnahmsweise einmal recht hätte und sich womöglich sogar freuen würde, weil nämlich statt ganz viel chinesischer und koreanischer Gäste fast ebensoviele österreichische Gäste durch Anwesenheit glänzten – in Bezug auf diese Sommersaison also teilte obgedachte Gastwirtin Straches Begeisterung für den Inländer als solchen nicht, denn: „Österreicher ist immer ein Problem.“ Das dürfen wir uns ruhig zu Herzen nehmen und uns beim Wirten auch dann ordentlich und höflich aufführen, wenn es nicht der Wirt ums Eck, sondern achtunddreißig Dörfer weiter ist und wir so bald nicht wiederzukommen gedenken.

Das zweite Zitat hat Helga Rabl-Stadler geliefert. Sie rät Kulturveranstaltern in Covid-Zeiten: Man sollte möglichst wenig Buffetsituationen haben.

Words to live by, würde ich sagen. Und schönes Wochenende!