Freitag, 1. Juli 2022

Bis wann denn nun?

 

Die Frage zum Tage, o heiße Lesehäschen, kann nur lauten: Wenn es bis zu 35 Grad kriegt, dauert diese unmenschliche Hitze dann bis zu drei Tage oder bis zu drei Tagen (länger ja hoffentlich nicht)? Einerseits kann man es sich gröbi machen und halt behaupten, dass sie bis zu drei Tage dauert, was übrigens korrekt ist.

Andererseits ist die Frage, warum? Bis ist nämlich ein glitschiges Wörtchen. Der gute Duden kennt es als Adverb, Präposition und Konjunktion, nimmt es aber selber nicht so genau mit der Trennschärfe. Wenn man unter „bis (Präposition)“ nachschaut, findet man eh auch „bis (Adverb)“, da ist man auch in der Dudenredaktion vollrohr serviceorientiert. Man erfährt dort auch, dass „Kinder bis 10 Jahre“ freien Eintritt haben. Wenn man aber weiter scrollt, haben „Jugendliche bis zu 18 Jahren“ keinen Zutritt, was erstens ungerecht gegenüber den Jugendlichen scheint, die sich draußen mopsen müssen, während die kleinen Geschwister sich drinnen die Kante geben. Zweitens hat man sich beim Duden wohl gedacht, dass immer die Präposition, die dem Substantiv am nächsten ist, den Kasus regieren darf.

Damit tappen wir aber immer noch im Dunkeln, beziehungsweise im viel zu Hellen, denn wäre es dunkel, dann dürften wir auf sinkende Temperaturen hoffen, während es tatsächlich noch heißer wird.

Jetzt heißt es dranbleiben, und tatsächlich: Es gibt nicht umsonst auch ein eigenes Lemma „bis (Adverb)“. Hier nämlich findet man nämlich die scheinbar irrelevante Information: „der Vorstand kann [bis zu] 8 Mitglieder umfassen“. Welcher Vorstand, ist man versucht zu fragen, und warum ist 8 nicht ausgeschrieben? Schmeck’s, kann die Antwort nur lauten, denn viel wichtiger ist, dass hier offenbar das Verb umfassen das Sagen hat, das bekanntlich einen Akkusativ als Gegenüber braucht. Ich sage das deshalb, weil der Akkusativ sehr leicht zu erkennen ist, wenn du deinen Liebsten umfasst, wenn es sich aber um deine*n Liebste*n handelt, fällt es gerade Legasthenikern oft schwer, zu erkennen, wer hier mit wem.

Wir merken uns also, was der Duden meint:

Erstens regieren Präpositionen Fälle, bis zum Beispiel den Akkusativ und zu den Dativ.

Zweitens: Wenn mehrere Präpositionen darum streiten, wer den Fall regieren darf, gewinnt die Präposition, die näher beim Substantiv steht, so wie du beim Bundesheer im Zweifelsfall auch auf den Vizeleutnant hören musstest, um dich allenfalls am nächsten Tag beim Oberleutnant zum Rapport zu melden, aber da hattest du die Häusln eh schon geputzt, obwohl du ja eigentlich pünktlich in der Kaserne gewesen warst, also auch wurscht.

Wenn drittens ein Verb vorbeischaut, können sich die Präpositionen brausen gehen, dann gilt, was das Verb sagt.

Eine letzte Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass nach diesen Regeln die Hitze bis zu drei Tage dauert, uns aber bis zu zu drei Tagen Hitze bevorstehen. Hier hilft nur sorgfältige Gewissenserforschung wie einst vor der Schulbeichte. Euer Ergebener tendiert zur ersteren Lösung.

Schönes Wochenende!

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