Freitag, 18. Oktober 2024

Es liegt was in der Luft

 

Gewählt hätten wir ja nun, o möglicherweise enttäuschte Lesehäschen. Nunmehro wird darüber geschrieben, ob die FPÖ hauptsächlich aus Protest gewählt wurde oder ob wir, van der Bellen zum Trotz, doch eben so sind.

Ich glaube, es liegt am Geruch. Falls ihr es nämlich nicht bemerkt habt: Wir werden seit Jahren schleichend, aber flächendeckend olfaktorisch zugemüllt. Einst gab es an vorsätzlicher Beduftung das Damenparfum (eventuell zuviel davon, sonst okay), das Rasierwasser (eh bald verflogen) und den Wunderbaum (lasset uns schweigen).

Inzwischen gibt es außerdem das Fahrzeugparfum (in teuren Autos: die Beduftungsautomatik), den Raumduft, das Hundeparfum, den Wäscheduft für jene Schleimhautverätzten, denen das normale Waschmittel noch nicht genug stinkt, und weißdergeierwasnochalles.

Bis eben noch konnte man sich von dieser nasalen Übermächtigung eine Auszeit nehmen, indem man sich schneuzte. Doch diese Zeiten gehen zu Ende. Auf dem Enthaarungssektor hat man für ein ähnlich gelagertes Problem noch Optionen: Wenn das Zweckdichterbalg „Bic-Rasierer ohne Schleim“ auf den Einkaufszettel schreibt, dann kann man tatsächlich Einwegrasierer ohne diesen komischen Gleitstreifen kaufen. Was man nicht mehr bekommt, und zwar weder bei Billa noch bei Bipa, sind No-name-Papiertaschentücher ohne Duft. Dort hat man nur noch die Wahl zwischen den überteuerten Softi-/Tempo-/Feh-Rotzfetzen und der Diskontschiene, die einem die Rezeptoren mit Aloe, Blutorange oder sonstwas „Wohltuendem“ verpickt. So wird man dem Spar in die Arme getrieben, der noch „Lovely“ im Regal hat.

Klar, dass unsere Wahrnehmung dadurch verzerrt wird. Wenn man immer eine pinke Brille trägt, schaut das Gras anders aus. Und wenn man sich ständig Mentholduft reinpfeift, glaubt man auch irgendwann, das gehöre so. Was auch nichts Neues ist: Düfte treffen uns direkt ins Gemüt, weil die Nasenschleimhaut ja praktisch eine Erweiterung des Gehirns ist, oder so ähnlich, bitte fragen Sie Ihren Arzt (wird dieser Hinweis eigentlich inzwischen gegendert?).

Es liegt also auf der Hand, dass wir (also nicht ich, aber irgendjemand war es offensichtlich) die FPÖ gewählt haben, weil uns etwas ins Hirn gefahren ist, weil wir wiederum bei Rewe eingekauft haben.

Nun gilt es das Riechorgan einmal kräftig durchzuputzen, wofür sich ein wenigstens vorübergehender Nebenjob als Furzwegschnüffler empfiehlt. Ich kann mir vorstellen, dass sich gerade bei der FPÖ da Möglichkeiten auftun.

Schönes Wochenende!


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