Willkommen zurück, o treue Lesehäschen! Die Pause war lang und reich an Erfahrungen. Zum Beispiel an jener Erfahrung, dass es in Los Angeles (und nur dort) die Supermarktkette Erewhon gibt, die erstens schweineteuer ist und dir zweitens keineswegs verspricht, dass die Sachen sonderlich köstlich seien. Vielmehr seien sie sonderlich gut für dich, was man dem Obst und Gemüse schon daran ansieht, dass die Gurken, Bananen undsoweiter aufgereiht strammstehen wie die Zinnsoldaten, sodass sich vor dem inneren Auge des Betrachters ein Berg verrottender Feldfrüchte erhebt, die leider nicht entsprochen haben. Ebenfalls sehr gut ist wahrscheinlich hydrogenated water, also mit Wasserstoff angereichertes Wasser, also wässrigeres Wasser. Noch besser ist gewiss der spanische Schinken, vorgeschnitten und eingeschweißt, dessen Kilopreis sich bei ungefähr 1.000 Euro einpendelt. Im Vergleich zu Tortillachips für 100 Euro kann man das billig oder teuer finden.
Die Zielgruppe sind, wir haben es schon angedeutet, nicht etwa Gourmets (blöd wären sie), sondern Influencer und Hipster mit mehr Kohle als Verstand.
Weit preisgünstiger als Shoppen mit Gspritzten, nämlich um die Leihgebühr der Ausrüstung zu haben, ist Schnorcheln mit Seelöwen. Solches findet ein Stück weiter statt, nämlich bei San Diego. Dortselbst gibt es eine Bucht, in der sich die Seelöwen gerne aufhalten. Ebenso wie die Hipster lassen sie den Neugierigen ganz nah an sich herankommen. Man vermutet, das liege – auch dies wie bei den Hipstern – daran, dass die Seelöwen genau wissen, wer sich in ihrem natürlichen Habitat flinker zu bewegen vermag. Anders als jene sind die Seelöwen aber in diesem Wissen umso entspannter, während viele Hipster etwas verbissen wirken auf ihrer Suche nach Produkten, die ihr Befinden weiter optimieren könnten.
Was sonst noch auffällt: Raymond Chandler hielt schon vor bald 80 Jahren fest, dass die Tür der einzige Teil eines kalifornischen Hauses sei, durch den man nicht den Fuß kriegt. Diese geringe Haltbarkeit ist mittelfristig für das Auge von großem Vorteil, denn die überwältigende Mehrheit der Behausungen ist hässlich. Es gibt hässlich in billig (mit Autowracks davor) und in teuer (mit automatischem Tor davor) sowie natürlich auch dazwischen (mit Zufahrt ohne Autowrack davor). Hässlich sind sie aber fast alle. Das durchschnittliche niederösterreichische Eigenheim wirkt im Vergleich dazu wie ein Riedelglas, das durchschnittliche Vorarlberger Eigenheim wie van Goghs „Sonnenblumen“. Man kennt die Bezeichnung McMansion für einigermaßen luxuriöse, aber ästhetisch nebbiche Anwesen (auch bekannt als starter castle). Und man kann beinahe ein bisschen Mitleid mit all den Berühmtheiten bekommen, die zweistellige Millionenbeträge für Palästchen anlegen, die genauso augenkrebsgefährlich sind, aber halt mehr davon.
Lasset uns also frohlocken ob dessen, was wir haben. Auch nach der Wahl.
Schönes Wochenende!
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