Freitag, 7. Februar 2025

Messbar

Wer etwas erleben will, o weltoffene Lesehäschen, geht auf eine Messe. Einst war das in Vorarlberg nicht eine, sondern „die“ Messe, nämlich die Dornbirner Mustermesse. Wie der Name zeigt, waren die Zeiten kommunikativ einfacher, indem die Verheißung, unverkäufliche Warenmuster präsentiert zu bekommen, hinreichende Anziehungskraft auf große Teile der Bevölkerung zu entwickeln imstande war. Mittlerweile erwartet man sich von Messen mehr, nämlich in erster Linie das Gleiche wie auf einem Kindergeburtstag, also Beute, also Füllung für die Tragetaschen und ähnliche Aufmerksamkeiten. Wer schon einmal ein Fest für Fünfjährige ausgerichtet und die Mitgebsel vergessen hat, weiß, was das bedeutet. So auch die heutigen Aussteller. Deshalb erhält man zum Beispiel auf der Haustiermesse Probebeutelchen mit Leckerli. Auf der Weinmesse darf man Wein verkosten, bis man das Ausspucken vergisst, und dann erst recht. Auf der Hausbaumesse bekommt man wahrscheinlich Schlüsselanhänger und kann an Photovoltaikgewinnspielen teilnehmen.

Es wird euch nicht entgangen sein, dass im Kalender noch Platz für Messen ist, die man auf keinen Fall versäumen würde. Wie schön wäre eine Weisheitsmesse, mit klugen Menschen, die freigebig kleine Erkenntnisperlen unters Volk streuen, um Lust auf mehr zu wecken!

Auch eine Prokrastinationsmesse fände eine umfangreiche Zielgruppe vor, freilich mit dem Nachteil, dass alle Angesprochenen eine Ausrede parat hätten, um dann doch nicht hinzugehen. Wer auf der Prokrastinationsmesse auftaucht, ist dort falsch. Darüber berichten würden vermutlich Journalisten, die ja Mark Twain zufolge Menschen sind, die ihr Leben lang darüber nachdenken, welchen Beruf sie eigentlich verfehlt haben. Hochinteressant stelle ich mir eine Mietwohnungsmesse vor, am besten in einer deutschen Großstadt. Das Schauspiel der Massen, die sich an den Fenstern unerreichbarer Bleiben die Nasen plattdrückten, hätte das Zeug, aus so manchem von uns einen besseren Menschen zu machen.

Aus aktuellem Anlass stellt sich die Frage, was einen auf der Fetischmesse erwartet. Kriegt man da eine alte Socke ins Maul und drei Peitschenhiebe aufs Haus? Übergießen mit Ausscheidungen nach Wahl? Oder doch nur einen 15-Prozent-Gutschein vom SM-Tischler? Euer Ergebener ist am Wochenende nicht in der Stadt, aber wenn sich bitte jemand opfern könnte (take one for the team, und wie!), wäre das sehr fein. Danke und schönes WE!

 

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