Es ist 2018, o teure Lesehäschen,
also sollten wir uns allmählich darüber klarwerden, worauf es im Leben ankommt.
Glücklicherweise gibt es das Internet, und die Antwort ist schnell gefunden:
Das Wichtige im Leben ist nicht etwa der Genuss oder die Hinterlassenschaft,
sondern dessen Optimierung. Nicht
erst seit gestern werfen (hoffentlich) fürstlich bezahlte (vermutliche)
Experten mit Dingen um sich, die auf den ersten Blick Ratschläge für die
kleinen Zweifelsfälle des Alltags sein könnten. Das aber wäre nichts Neues. Ich
bin sicher, dass schon in vorhistorischer Zeit die Arrr der Urrgs gesteckt hat,
wie man einen Faustkeil schärfer hinkriegt, ohne sich auf den Daumen (und was
wären wir ohne Daumen!) zu hauen.
Weil wir aber, wie schon
angedeutet, 2018 haben, geht es nicht nur darum, wo wir Tipps für die Lösung
einer Aufgabe (Herstellung eines Faustkeils, Erziehung einer Katze, Zubereitung
von Kale, sodass das Zeug nicht nach Hausmeisterwohnung
1957 schmeckt) herkriegen. Vielmehr ist, weil alles mit allem zusammenhängt
(ausgenommen vielleicht Internetsuchen über die relative Größe des eigenen
Penis mit der Notwendigkeit, Kraftwerke und Kühlanlagen für Googles
Serverfarmen zu erichten), ein Tipp nicht nur ein Tipp. Er ist vielmehr ein Cheatcode
fürs Leben: Wer’s weiß. kommt schneller voran.
So etwas firmiert heute unter dem
verräterischen Etikett eben nicht eines Ratschlags oder Hinweises, sondern eines
Lifehack,
währen man Ähnliches mit weniger hochtrabendem Anspruch einst als Kniff oder im Salzkammergut als Vochtl
kannte (jenen Vorteil, den die Erfahrung uns nicht schenkt, aber zu verdienen
gestattet). Wenn dir heute ein Webschreiberling rät, ein buntes Bändlein an
deinen Samsonite-Klon zu binden, damit du ihn auf dem Gepäckkarrussell nicht lange
suchen musst, kann man den Anspruch gar nicht hoch genug stecken. Denn wer sein
Gepäckstück schneller findet, der hat ein lebensveränderndes Hintertürchen
dorthin gefunden, wo die Weltverschwörer in Saus und Braus leben. Das ist wie
mit hundert Euro: Hundert Euro haben und nichthaben sind zweihundert, mit
Mehrwertsteuer macht 240, Urlaubsweihnachtsgeld 270, dann hast du noch bissi
Glück im Casino, und wenn du hundert Euro sagst, reden wir in Wahrheit locker
von sechshundert. Mindestens. Deshalb liest du schon den nächsten,
übernächsten, ja, Lifehack, und dann
ist es zu spät: Du sitzt da und lässt dir erklären, um wieviel besser es dir
gehen könnte, wolltest du dir nur angewöhnen:
- deine Schuhe zu wachsen, damit sie kein Wasser mehr durchlassen
- etwaige Medikamentenallergien auf einer Karte zu vermerken und diese bei
dir zu tragen
- Schlüssel verschiedenenfarbig zu lackieren, zwecks besserer
Unterscheidbarkeit (wow!)
- Eiswürfel aus Kaffee bereit zu
halten, damit dein Eiskaffee nicht
verwässert
- einen hölzernen Kochlöffel über den Kochtopf zu legen,
damit nichts überkocht (hat meine Oma auch immer gesagt)
- deine Hemdkrägen mit einem Glätteisen zu bügeln (wie bitte?)
- deine Takeaway-Pizza im Auto mit
der Sitzheizung warm zu halten
(jetzt reicht’s aber)
Und so weiter und so fort. Je
länger die Prozession lebensverändernder Weisheiten für Shampoomehrwert,
Restlaufbewahrung und Fertigkostverfeinerung vorbeizieht, desto stärker wird
der Eindruck, Zielgruppe seien jene Aliens unter uns, die sich wirklich
bemühen, als Menschen durchzugehen, denen das alles aber einfach so fremd ist. Wer noch einen Beweis dafür
braucht, betrachte den Oreo-Lifehack:
Anscheinend ist es Brauch, diese jugendfreie Koks-Alternative in Milch
einzutauchen. Der einschlägige Hack
empfiehlt die Verwendung einer Gabel, damit man sich nicht die Finger anpatzt.
Wer hätte gedacht, dass Besteck auch dafür gut sein kann. Schönes Wochenende
und allzeit saubere Finger!
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