O teure Lesehäschen, es kommt tatsächlich Besseres nach. Denn wir ächzen zwar unter Trumpzuckungen, Pandemie und Klimakrise. Doch was (so im alten jüdischen Witz) tut Gott? Er schickt uns in die Freizeitgesellschaft, die der Generation eures Kolumnators schon versprochen wird, seit wir „Lohnsteuer“ buchstabieren können.
Aber der Reihe nach. Es ist ja nicht nur die Sprache schon kompliziert genug, auch Mathe ist voll schwierig. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch, so unser alter Rechenkönig Friedrich Hölderlin. Deshalb hat Gott uns Rechenprotze geschickt, damit sie uns das mit den Zahlen abnehmen. Manche von ihnen sind besonders fleißig und können beim Institut für Höhere Studien anheuern.
Dieses IHS hat nun ausgerechnet, dass die Freizeitgesellschaft bald vollrohr reinhauen wird. Die Botschaft ist ein Musterbeispiel dafür, was burying the lede bedeutet: dass der spannendste Teil einer Nachricht irgendwo im Fließtext versteckt ist. Im Artikel zum Thema geht es augenscheinlich um was Todlangweiliges, das keinen Menschen hinterm Ofen hervorholt, nämlich die Frage, ob die Schulen den Präsenzbetrieb aufrechterhalten sollen. Mirdochwurscht, Hauptsache, die Möbelhäuser bleiben offen!
Also wie jetzt? Die Checkerbunnys beim IHS haben den volkswirtschaftlichen Schaden eines Schullockdown (oder heißt es eines Schullockdowns? Antwort: Je tiefer das fremde Wort schon im deutschen Sprachgebrauch verwurzelt ist, desto eher gilt der deutsche Genitiv. Wer die Freuden des Lockdowns schon nicht mehr wegdenken kann, der hängt das -s an. Wer des Lockdown schon übersatt ist, lässt -s bleiben.)
– also, im IHS hat man ausgerechnet, wieviel ein Schullockdown kostet. Denn nach einer Schulkarriere mit einem Monat Homeschooling ist eine Schülerin (Schüler sowieso, die checken von Haus aus weniger) so viel schlechter ausgebildet, dass sie später pro Jahr 150 Euro weniger verdient, als wenn sie die ganze Zeit Präsenzunterricht genossen hätte (also um etwa zehn Euro pro Monat, zwischen einem Drittel und einem Fünftel der Pensionserhöhung für 2020. Nur so zur Einordnung.)
Daraus errechnet das IHS einen „Verlust von über zwei Milliarden Euro (0,5 Prozent des BIPs) oder mehr pro Schullockdownmonat“.
Das muss man sich mal vorstellen! Also: In Österreich gibt es gut eine Million Schülerinnen und Schüler. Damit sie einen Verlust von zwei Milliarden erleiden, muss jeder von ihnen um 2.000 Euro umfallen.
Und jetzt der coole Teil an dieser ganzen Rechnerei: Wenn wir 2.000 Euro durch die 150 Euro pro Jahr dividieren, zeigt sich, dass die kleinen Faulbären nicht etwa hackeln werden, bis die Schwarte kracht. Sie dürfen es nach knapp vierzehn Berufsjahren gut sein lassen. Denn bei mehr als 14 Jahren müsste auch der Verlust mehr als zwei Milliarden ausmachen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, meine leistungswilligen, doch im Grunde lebensbejahenden Häschen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste zwischen zehn Euro mehr pro Monat und zwanzig Jahren weniger Erwerbstätigkeit – mein Grübeln wollte enden.
Das mit den „0,5 Prozent des BIPs“ nehmen wir dafür in Kauf, zumal das BIP jährlich anfällt, sich der Verlust aber, wie eben dargetan, auf vierzehn Jahre verteilt.
Die andere Möglichkeit ist, dass auch das IHS mit, ach nehmen wir mal vierzig, Berufsjahren rechnet. Wenn wir diese mit den 150 Euro Verlust multiplizieren, kommt – richtig! – 6.000 heraus. Dividieren wir die zwei Milliarden durch die 6.000 Euro Verlust, dann zeigt sich: Nur ein Drittel der Schüler erleiden durch den Lockdown Schaden. Fazit: Wie man es auch betrachtet, es ist alles nicht so schlimm. Schönes Wochenende!
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