Freitag, 6. November 2020

Lehren aus dem Amoklauf

 

Die USA haben ihre Präsidentschaftswahl hinter sich gebracht, und ohne zu wissen, wie es ausgegangen ist, traut sich euer Ergebener jetzt schon zu prophezeien, dass ein Pallawatsch folgen wird. Dafür muss man leider kein Hellseher sein. Aus gegebenem Anlass und weil Herrn Trumps Haare nun einmal aussehen, wie sie aussehen, wenden wir uns dem Frühstück zu, genauer gesagt: dem Orangensaft. Denn auf der Orangensaftpackung steht zu lesen: Das Beste aus 15 Orangen bietet jede Packung ohne selbst Früchte auspressen zu müssen. Abgesehen davon, dass ein Beistrich nach „Packung“ der Sache guttäte, kann man da nur antworten „no na“. Dass die Packung keine Früchte auspressen muss, ist doch hoffentlich klar, wo kämen wir da hin. So ein Tetrapack ist schließlich keine vagina dentata, in die man unschuldige Orangen hineinwirft, auf dass ihr zartes Fleisch von den unerbittlichen Organen der Packung entsaftet werde. So viel dazu.

Weit irritierender ist, was UHBK nach dem Attentat im 1. Bezirk, das vielleicht doch ein Amoklauf war, zu sagen hatte. Irritierend, weil es euren Ergebenen wieder einmal darauf zurückwarf, wie unsicher doch die eigenen Überzeugungen sind. Denn, so Bastlwastl, der Täter sei von Hass auf unsere Grundwerte getrieben worden. Damit mag er recht haben, die Feststellung gemahnt aber an den alten Witz Wer ist wir, Weißbrot? Sind Kurzis Grundwerte brauchbare Häschenwerte? Ich weiß es nicht, aber wer seinen Schallenberg vorschickt, um zu erklären, warum es klug und wichtig ist, Kinder im Dreck liegen zu lassen, der glaubt möglicherweise an Grundwerte, mit denen man weder zum Amokläufer noch zum Lesehäschen taugt.

Es war jedoch, so fair muss man sein, nicht alles schlecht an den Auslassungen des Bundeskanzlers. Innerhalb von Stunden nach der Schießerei stellte er fest, dass die Tat, die er einen „Terroranschlag“ nannte, „sehr professionell vorbereitet“ worden sei.

Dies erklärt nicht nur manches, sondern vieles. Ich will ja nicht mit meiner kriminellen Energie noch mit der meiner Bekanntschaften prunken und auch nicht die Aufmerksamkeit der Terrorismusbekämpfer, soweit sie nicht damit befasst sind, sich von den Wunden zu erholen, die ihnen die Kickl’sche Sicherheitspolitik geschlagen hat, auf uns lenken. Aber wenn die fähigeren Menschen im näheren Umfeld eures Kolumnators ihren Ehrgeiz darein setzen würden, möglichst viele Unschuldige zu töten, dann, darauf wette ich, wäre es mit vier Opfern nicht getan.

Der Kanzler hingegen sieht es als „sehr professionell“ an, wenn ein Täter es zwar schafft, sich illegal ein Sturmgewehr zu beschaffen, dann aber deppert genug ist, in einem normalen Waffenladen Munition dafür kaufen zu wollen. Weil er halt ganz professionell nicht dergooglet hat, dass man auch für Munition ein waffenrechtliches Dokument braucht. Als es ihm dann gelungen war, sich Munition zu beschaffen, hat sich der Täter in den ersten Bezirk begeben, wo er angefangen hat, professionell um sich zu schießen. Dank seiner sorgfältigenVorbereitung hat er dabei neben anderen einen Landsmann und Glaubensgenossen getötet.

Angesichts der Maßstäbe, die der Maturakanzler an Professionalität anlegt, sind alle Zweifel daran beseitigt, warum auch die Pandemiepolitik der Regierung so aussieht, wie sie aussieht. Diese Klärung hat der Amoklauf immerhin gebracht.

Schönes Wochenende!

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