Manchmal, o reinliche Lesehäschen, gewöhnt man sich Dinge nur schwer ab, und nicht nur das Rauchen. Einst hatten viele von uns einen Nachzieh-Staubsauger. Wenn man beim Saugen auf etwas für das Gerät Unverdauliches oder zu Kostbares stieß (etwas größere Kartonfutzeln, Legosteine etc.), hob man sie während des Saugens auf und hatte nach einer Weile bisweilen eine schon recht volle Hand, je nachdem, was vor dem Aufräumen so alles stattgefunden hatte. Was man definitiv nicht tat, war: den Staubsauger abzuschalten. Man hätte ihn ja extra mit dem Saugschlauchlasso herbeiziehen und dann erst mit einem atomkraftwerkstauglichen Schalter außer Betrieb setzen müssen.
Euer Ergebener muss feststellen, dass er dies heute noch genauso macht, obgleich er mittlerweile einen akkubetriebenen Hightechsauger nutzt, zu dessen Abschaltung man nur den Finger vom Abzug nehmen müsste, weil Saugen hier quasi als Dauerfeuer funktioniert. Nimm das, Staubkorn! Brrrrtttt!
Damit sind wir bei der Verkehrsberuhigung, und damit, o urbane Lesehäschen, ist es so eine Sache. Nämlich so eine Sache, wie wenn du eine Schutzfolie aufs Handy klebst. Natürlich gelingt es dir fast, bis auf die eine kleine Luftblase. Und natürlich kannst du die Luftblase wegdrücken. Aber nicht so wie einen Anruf, sondern nur ein bisschen weiter. Mit Autos ist es anscheinend leider auch so. Wer sich das live anschauen will, macht einen Abstecher in den vierten Bezirk, holt sich vielleicht einen höchst empfehlenswerten Pistazienkrapfen von den 15 süßen Minuten, der mit der lästigen Dubaischokolade übrigens nichts zu tun hat, und vertieft sich in die Situation. Nämlich musste man bis vor Kurzem, wenn man von der Favoritenstraße zur Prinz-Eugen-Straße fahren wollte, den einen oder anderen Haken schlagen, weil alle Querstraßen irgendwo eine Einbahnstrecke in die Gegenrichtung aufwiesen. Viele dieser Haken endeten in der Belvederegasse, wo man immerhin sicher sein konnte, irgendwann in die Prinz-Eugen-Straße einbiegen zu können, weil sich dort eine Lichtzeichenanlage aka Ampel befindet.
Inzwischen wurde die Argentinierstraße aufwendig zu einer Fahrradstraße ausgebaut (wobei die Bepflanzung einen deutlich weniger spektakulären Eindruck vermittelt als in der einst dargebotenen Visualisierung), weshalb diverse Einbahnregelungen geändert wurden. Nunmehro können Autofahrer schnurgerade durch die Theresianumgasse zischen, allerdings nur bis zum bösen Erwachen, weil es am Ende nämlich keine Ampel gibt und die Prinz-Eugen-Straße je nach Tageszeit ein langer, ruhiger Fluss ist. Der Rückstau ist zeitweise beachtlich, man kann also von einem durchschlagenden Erfolg dieser Verkehrsbelebungsmaßnahme sprechen.
Offen bleibt aber die Frage, wo die zuständigen Planer ihren Finger hatten, als ihnen das geglückt ist. Wahrscheinlich am Staubsauger.
Schönes Wochenende!