Freitag, 25. Oktober 2013

PS I Love You


Damit wir das geklärt haben: Ja, man kann von Tautologien schwanger werden. Deshalb denkt daran: Wenn ihr eine Tautologie abgeschleppt habt und ihr es euch auf der Couch bequem macht, solltet ihr der Tautologie als erstes ein empfängnisverhütendes Kondom – ach verdammt. Ihr wisst, was ich meine. Reden wir von etwas anderem, zum Beispiel vom Postskriptum, unter Freunden: PS.
Das PS und ich, wir waren einst ein Herz und eine Seele. Jeder Salesletter (unter Freunden: Brieferl) hatte am Schluss so selbstverständlich ein PS, wie der Hund hinten mit dem Schwanz wedelt. Das PS war der Trost des Texters, der wusste: Wahrscheinlich liest keiner den Brief. Aber so wie der Brief nicht gelesen wird, wird das PS noch lange nicht ignoriert. Hatte man ein PS geschrieben, in dem der wichtigste oder attraktivste Aspekt des Briefs dem gern imaginierten Leser noch einmal ans Herz gelegt war, dann durfte man zumindest gewiss sein: Es gibt Teile deines Textes, deren Lektüre weniger unwahrscheinlich ist als anderer.
Weniger geschwollen ausgedrückt: Jedes Brieferl war erst mit PS komplett, weil es funktionierte. Ein Werbebrief ist kein Roman, bei dem es als gewöhnlich gilt, den Schluss zuerst zu lesen. Unsere Aufgabe war es, das Informationsbuffet attraktiv zu befüllen. Daraus durfte sich der Empfänger sein eigenes Informationsmenü zusammenstellen. Wie ich höre, wird an der Werbeakademie immer noch gelehrt, dass ein PS was Gutes sei.
Doch irgendwann in den letzten fünf Jahren geschah etwas. Hatten amerikanische Forscher herausgefunden, dass das PS doch nicht wahrgenommen wird? Hatten findige Kommunikationsexperten (unter Freunden: Werbefuzzis) eine bessere Alternative entdeckt?
Nichts davon, sondern viel schlimmer: Das PS war uncool geworden. Was das in unserer Branche bedeutet, wissen wir. Ein Kunde nach dem andern entdeckte plötzlich seine Liebe zum geordneten Briefschluss und erfreute sich an der nun viel prominenteren Unterschrift. Vergeblich weinten engagierte Kreative in ihr Bier, vergeblich wiesen engagierte Beraterinnen und Berater ihre Kunden darauf hin, dass man hier werblichen Mehrwert unnötig verschenkte. Aus war's mit dem PS. Stattdessen müssen wir jetzt das Wichtigste gleich in die Headline schreiben, anstatt hier mit einem emotionalen Zugang den Leser sanft in den ersten Absatz zu lotsen.
Schade. Oder schaffen wir ein Revival?


PS: Oben stehen auch voll interessante Sachen!

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