Hochverehrte
Lesehäschen und –innen, die Political
Correctness ist wie viele Beziehungen auf Facebook: kompliziert. Einerseits
will man ja ein ordentliches Gesellschaftshasi sein und niemandem auf den
Schlips treten.
Andererseits gibt es
da ja auch noch die Sprache. Her, nur immer her! mit den politisch korrekten
Formulierungen. Nur bitte sollen sie nicht schmerzhaft weniger sauber, treffend
oder geschmeidig sein als die herkömmlichen Ausdrücke. Was nützt eine Wendung,
die sich bei allen entschuldigt, wenn wir schon von der Entschuldigung einen
Tinnitus kriegen? Die Sprache ist eine subtile Angelegenheit, und selbst die
scheinbar einfachsten Konstruktionen fangen bisweilen unvermutet zu bröckeln
an. Max Goldt hat eine so überzeugende Lösung wie die „Studierenden“ anstatt der „Studentinnen
und Studenten“mit dem Beispiel von der „toten
Studierenden“ lapidar widerlegt. Studierst du noch oder verwest du schon?
Vorsicht ist also geboten, wenn Wörter die Standarte ihrer Korrektheit vor sich hertragen, als wäre die Substanz wichtiger als die Form. Ein – und jetzt wird es ärgstens subjektiv – unsympathisches Beispiel ist mir kürzlich im Standard untergekommen, wo ichweißnichtmehrwer von „Rolli-Nutzern“ gesprochen hat.
Nun bin ich nicht auf dem Laufenden, was Bezeichnungen für Menschen angeht, die zur Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Akzeptabel kann ich „Rolli-Nutzer“ jedenfalls nicht finden. Einst sprach man von „Rollstuhlfahrern“, und ich kann nur spekulieren, was daran politisch unkorrekt war. Vielleicht die Unterstellung, dass Rollstuhlfahrer stets in Bewegung seien, während realiter auch der Rollstuhl oft einfach als Sessel fungiert?
Vorsicht ist also geboten, wenn Wörter die Standarte ihrer Korrektheit vor sich hertragen, als wäre die Substanz wichtiger als die Form. Ein – und jetzt wird es ärgstens subjektiv – unsympathisches Beispiel ist mir kürzlich im Standard untergekommen, wo ichweißnichtmehrwer von „Rolli-Nutzern“ gesprochen hat.
Nun bin ich nicht auf dem Laufenden, was Bezeichnungen für Menschen angeht, die zur Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Akzeptabel kann ich „Rolli-Nutzer“ jedenfalls nicht finden. Einst sprach man von „Rollstuhlfahrern“, und ich kann nur spekulieren, was daran politisch unkorrekt war. Vielleicht die Unterstellung, dass Rollstuhlfahrer stets in Bewegung seien, während realiter auch der Rollstuhl oft einfach als Sessel fungiert?
Wie anders ist da der
„Rolli-Nutzer“: Es steht einer jeden
frei, ob, wie, wann oder wo sie einen Rollstuhl nutzt oder nicht, unabhängig
von ihrer physischen Befindlichkeit. Das ist endlich die selbstbestimmte
Offenheit, in der sich keine mehr diskriminiert fühlen muss. Yay.
Seltsam und betrüblich ist aber: Auch die Nutzung von – um im Bereich individueller Mobilität zu bleiben – Autos, Fahrrädern oder Mopeds ist der Einzelnen anheim gestellt. Trotzdem würde ich mich schön bedanken, wollte mich eine als „Fahrradnutzer“ anreden, und mit „Auto-“ oder „Mopednutzern“ ist es genauso bestellt. (Höchstens bei Segways kommt man ins Grübeln ...)
Warum also sitzt im Auto ohne Frage eine Autofahrerin, im Rollstuhl aber ein „Rolli-Nutzer“? Wenn ihr mich fragt, macht sich hier das Unbehagen an der eigenen Korrektheit Luft: Es ist leider nicht zu leugnen, dass die Wahl zwischen Autofahren und Zufußgehen der Willkür mehr Raum lässt als jene zwischen Zufußgehen und Rollstuhlfahren.
Seltsam und betrüblich ist aber: Auch die Nutzung von – um im Bereich individueller Mobilität zu bleiben – Autos, Fahrrädern oder Mopeds ist der Einzelnen anheim gestellt. Trotzdem würde ich mich schön bedanken, wollte mich eine als „Fahrradnutzer“ anreden, und mit „Auto-“ oder „Mopednutzern“ ist es genauso bestellt. (Höchstens bei Segways kommt man ins Grübeln ...)
Warum also sitzt im Auto ohne Frage eine Autofahrerin, im Rollstuhl aber ein „Rolli-Nutzer“? Wenn ihr mich fragt, macht sich hier das Unbehagen an der eigenen Korrektheit Luft: Es ist leider nicht zu leugnen, dass die Wahl zwischen Autofahren und Zufußgehen der Willkür mehr Raum lässt als jene zwischen Zufußgehen und Rollstuhlfahren.
Diesen Unterschied
spürt die politisch korrekte Sprecherin. Doch anstatt es dabei bewenden zu
lassen und die Rollstuhlfahrer gemütlich mit den Mopedfahrern in einem Topf
schmurgeln zu lassen, will sie noch extra korrekt sein und den gefühlten
Unterschied auslöschen, indem sie ihn erst
recht hervorhebt. Also
verwandelt sie den
Rollstuhlfahrer in den Rolli-Nutzer.
Mich erinnert das an die Wendung „jüdische Menschen“: Wenn eine sich gehalten fühlt, eigens hervorzuheben, dass Juden eh auch Menschen sind, dann ist sie entweder gefährlich denkfaul oder weniger tolerant, als sie uns glauben machen will. Von „christlichen Menschen“ oder muslimischen solchen liest man jedenfalls in der Regel nicht. Als Trost bleibt nur, dass sich selbst der „Rolli-Nutzer“ hinterm Lenkrad umgehend in einen Autofahrer verwandelt.
Mich erinnert das an die Wendung „jüdische Menschen“: Wenn eine sich gehalten fühlt, eigens hervorzuheben, dass Juden eh auch Menschen sind, dann ist sie entweder gefährlich denkfaul oder weniger tolerant, als sie uns glauben machen will. Von „christlichen Menschen“ oder muslimischen solchen liest man jedenfalls in der Regel nicht. Als Trost bleibt nur, dass sich selbst der „Rolli-Nutzer“ hinterm Lenkrad umgehend in einen Autofahrer verwandelt.