Freitag, 5. Dezember 2014

Gibt es dein Christkind?


Ich weiß, ihr (ihr beiden) lest diese Kolumnine (soeben kreierter Diminutiv von „Kolumne“) nicht etwa, weil sie so cutting edge wäre. Sondern weil ihr euch dabei vergleichsweise heutig und angesagt fühlen könnt, ohne euch extra anstrengen zu müssen. Heute ist für euch ein besonders guter Tag, denn der Zug, dem wir nachwinken, ist schon vor Tagen abgefahren, ihr seid also gerade um fünf Tage hipper geworden. Nämlich lautet die Frage: Soll man ans Christkind glauben? Für heuer hat sich das schon erledigt, denn bekanntlich haben die Engerln die Briefe ans Christkind am Sonntagabend abgeholt, eingesackt, sortiert und bei Petrus abgegeben.

Schade.

Aber Weihnachten kommt ja alle Jahre wieder. Wie sollt ihr es also 2015 halten – kommt das Christkind zu euch, oder muss jemand einspringen?

In Anlehnung an Pascal und seine Wette sollte man natürlich ans Christkind glauben, denn bestenfalls bringt es einem was, schlimmstenfalls nichts. (Beim Krampus und dem Nikolo ist das Risiko größer, da kann es was auf die Ohren geben, wenn du nicht brav warst.)

Freilich liegt der Teufel mal wieder im Detail. Denn die entscheidende Frage ist natürlich: Wie schlimm ist es, wenn unterm Baum Leere herrscht wie zwischen meinen Ohren nach fünf Minuten Big Bang Theory?  (Alle, die noch nicht gemerkt haben, wie deprimierend Big Bang Theory ist, klicken hier – Hausübung!)

Wem bei der Vorstellung einer geschenkfreien subarborealen Zone die Lippen zu beben anfangen, oder wer sich gar darauf verlassen würde, dass das Christkind gleich auch den Baum bringt und aufkranzt (ich kenne da wen), der sollte sich gut überlegen, bis zu welcher Altersklasse so tiefes Vertrauen angebracht ist.

Wohl der hingegen, die Nirweihna erreicht hat: Völlig entspannt schwebt sie an Punschstandln und Blinkekerzen vorbei, lässt sich Maroniduft um die Nase wehen oder nicht und findet sich schließlich zu Heiligabend auf der Couch ein. Sie weiß nicht, ob sie ans Christkind glaubt, doch sie ist ziemlich sicher, dass das Christkind an sie glaubt.
Wer sich zutraut, es ihr gleichzutun, der zögere nicht und berichte nächstes Jahr, wie es gelaufen ist.

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