Freitag, 20. Februar 2015

Man spricht Deutsch


Die Lage, meine hochverehrten Lesehäschen, ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Wer diese Wendung gerade gegooglet hat, ist binnen Sekunden ein kleines bisschen doofer geworden. Ich wollte ja nur wissen, wo das Zitat herkommt. Schwupps, fand ich mich in einem Forum wieder, das offenbar dazu dient, Menschen sinnlos zu beschäftigen, die andernfalls den deutschsprachigen Wirtschaftsraum nachhaltig schädigen könnten, wenn sie einer geregelten Erwerbstätigkeit nachgingen, anstand in Hackfressenforen Blödsinn zu posten. Was da von SNAFU bis Adenauer mit einem Umweg über Karl Kraus dahergequakt wird, entbehrt offensichtlich jeder vernünftigen Grundlage.

Wo war ich? Genau: Hoffnungslos, aber nicht ernst. Wie allseits bekannt, zählt es ja zu meinen Kernkompetenzen, halbwegs Englisch zu können. Nicht unbedingt gesprochen, da sei mein schöner Voradelberger Akzent vor, aber doch immerhin schriftlich. Halbwegs Englisch zu können ist grundsätzlich eine feine Sache, und gerne bin ich zu Diensten, wenn jemand eine einschlägige Auskunft benötigt oder eine ursprünglich kroatisch getextete Headline aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen ist.

Wenn wir aber auf Englisch geil abliefern sollen, wird es kompliziert. Weil wir ja nämlich nicht in England sind. (Wären wir in England, fingen für mich andere Probleme an, weil die Engländerinnen besser Englisch können als ich. Die haben dort, höre ich, sogar ihre eigenen Werbeagenturen, wo sie tipptopp Englisch können.)

Das Problem liegt nun nicht darin, wie gut oder schlecht ich Englisch kann. Denn wie in der bekannten und immer wieder hilfreichen Geschichte von den beiden Campern müssen wir nicht schneller laufen als der Bär. Wir müssen nur schneller laufen als der andere, in diesem Fall die Kunde. Die Kunde ist, wenn es bei uns englisch abgeht, Tschechin. Oder Kroatin, vielleicht Niederländerin. Ungarinnen wurden schon gesichtet, Russinnen detto.

Jetzt geht ein gewissenhafter Exilvorarlberger wie ich her, packt sein bestes, in vielen Nachhilfestunden und C-Movie-Besuchen sixpackmäßig auftrainiertes Englisch aus und – das geht so nicht. Denn wir sprechen ja keine Engländer an, sondern unsere hoffentlich baldigen Kunden. Die sollen zwar checken, dass wir eh Englisch können, sie sollen aber auch die Gewissheit behalten, dass sie es ebenfalls beherrschen. Wenn unser Englisch zu heftig angast, kann die Kunde nicht mit. Und  besagter Exilvorarlberger konnte früher immerhin mal die ersten drei Seiten vom Hitchhiker’s Guide auswendig. Wir wollen der Kunde ja nicht vermitteln, sie sei dümmer als wir. Deshalb müsste das Vorige in kundentauglichem Englisch lauten: „... dass sie dümmer ist als wir“. Das ist zwar inhaltlich gefährlicher, wirkt aber harmloser. English for Runaways, wie Otto Waalkes gesagt hätte.

Doch es bleibt uns eben nicht erspart. Wer in einer fremden Sprache für Leute textet, denen diese Sprache ebenfalls fremd ist, arbeitet mit angezogener Handbremse, damit die Kunde auch bestimmt nicht den Anschluss verliert. Wer hingegen in einer Fremdsprache für deren Muttersprachler texten muss, hat sowieso die Arschkarte gezogen. Deshalb ist die Lage hoffnungslos. Was dabei herauskommt, wenn wir werbliche Texte einem Übersetzungsbüro anvertrauen, wissen wir.

Ernst ist die Lage glücklicherweise nicht, denn oft funktioniert es ja. Und manchmal fragen wir (also: ich) uns ja auch, wie das mit Deutsch so ist, wenn ein Text die Reise außer Haus antritt ....

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