Jetzt
ist das Agenturwochenende auch schon wieder fast zwei Wochen her. Wie ich höre,
war es eine denkwürdige und überaus gelungene Veranstaltung, von der auch die
allermeisten wieder dienstfähig zurückgekehrt sind, und bei den andern kann man
sich ja eh denken. Leider musste euer Kolumnator als Animateur für Geburtstagsprinzessinnen glänzen. Aber
nächstes Jahr bin ich hoffentlich wieder mit bei der Agentursause, da müsst ihr
halt auf die Verantwortlichen einwirken, dass das entsprechend terminisiert
wird.
Deshalb
sind wir aber nicht hier, meine lieben Lesehäschen. Denn die Wahl ist zwar schon genau so lange her
wie das Agenturwochenende, doch zieht sie längere Folgen nach sich. In diesem
Zusammenhang stellen sich manche die Frage, wo die Stracheaner sind. Zwar handelt es sich nur um zwanzig Prozent, das
ist dann jeder Fünfte in der U-Bahn, und wahrscheinlich derjenige, der nicht
etwa Heute liest (das ist ja auch unmöglich), sondern das ÖKM, das er seinem Nachbarn aus dem Briefkasten gefladert hat,
wobei der Nachbar ja total nett ist, und das ÖKM (Österreichisches
Kongressmagazin, da schaltet immer unser Kunde ACV) ist ja auch nichts
Schlimmes, aber halt speziell.
Was
uns wieder zu der Frage bringt, wo der
Fünfte ist, der Stracheaner.
Nun
denn: Wo ich herkomme, frönt man, wie jeder wissen sollte, dem Jass. Jassen ist ein Kartenspiel, das
den meisten anderen Kartenspielen in fast jeder Hinsicht überlegen ist, und
nicht nur anderen Kartenspielen, auch mir, und da bin ich nicht der Einzige.
Kartenspiele haben ja oft den Nachteil, dass man möglichst imstande sein
sollte, von den ausgespielten Karten darauf zu schließen, was die Mitspieler
noch so in der Hand haben. Nicht jedem ist das gegeben, oder, wie mein
Großonkel Johann tröstend zu sagen pflegte, wenn sein Partner wieder „an Soch“ (ugs: einen Schas) zusammengespielt hatte: „Mach dir nichts draus, in Afrika gibt es ganze Völkerschaften, die
auch nicht jassen können!“
Gejasst
wird in Vorarlberg mit einfachdeutschen Karten. Diese ähneln den gängigen
Schnapskarten, doch ist der Bildinhalt jeder Karte nur einmal zu sehen, anstatt
einmal so rum und einmal andersrum. Das Bild auf dem Schellen-As stellt eine
borstige Sau mit Ringelschwanz dar. Die Asse werden deshalb beim Jassen nicht
Asse genannt, sondern Sauen.
Weil
aber ein Spiel immer auch Leben ist, haben die Sauen vom Jassen eine
Vorarlberger Lebensweisheit in die Welt gebracht, die über den Kartentisch hinausweist:
„I
jedem Gschpiel git as Sua“, sagt man:
Nicht nur beim Jassen, sondern überall gibt es Schweine, seien sie nun borstig,
blöd oder dreckig. Ein Trottel findet sich immer. Trösten wir uns aber: Gejasst
wird in der Regel zu viert, und der fünfte kann sich höchstens beim
Getränkenachschub nützlich machen.
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