Freitag, 13. November 2015

Kohlendioxid

Das Rad des Schicksals, geliebte Lesehäschen, dreht sich unaufhaltsam immer weiter. Wer heute grinsend oben sitzt, wird morgen unten jammern. Haben vor einem Jahr die TDI-Fahrer über Prius-Käufer nur müde gelächelt, so bietet sich heute eine Wette darauf an, wie lange es dauert, bis Volkswagen Nokia geworden ist. Und alles wegen dem blöden Kohlendioxid! Damit, meine hochverehrten Lesehäschen, sind wir beim Thema Hygiene und der Frage: Ob das Skandalwagen-Kohlendioxid überhaupt zu Buche schlägt, im Vergleich zum Ausstoß, der durch weibliche Badegewohnheiten entsteht.
Wie bitte? Also: Wie fast jeder, so beziehe auch ich mein Wissen (bzw. das, was ich dafür halte) über die Welt und die Menschen in ihr meistenteils aus Hollywoodfilmen. Das bedeutet in erster Linie: Falls mal jemand ein Sturmgewehr auf mich richtet, verstecke ich mich blitzartig hinter einer Autotür. Passt, oder?
Außerdem bade ich selten. Denn so ist das in Hollywood: Männer baden höchstens im Western, und dann tun sie in Wirklichkeit nur so, weil ja der Revolver nicht nass werden darf. Frauen baden hingegen ständig, und zwar bei Kerzenschein. Sie haben meist eine Kombitherme, denn es dauert eine ganze Weile, bis das Badewasser eingelaufen ist. Diese Zeit nutzen Filmfrauen, um im Bad Kerzen anzuzünden. Ungeklärt bleibt, ob diese irgendwie befestigt sind. Sie stehen nämlich immer einfach so herum, ohne Kerzenhalter. Kleben Filmfrauen die Kerzen mit Wachs auf glatte Oberflächen? Das wird nachher aber eine ganz schöne Schweinerei. Wahrscheinlich haben die auch immer eine Perle, die das Wachs mit Bügeleisen und Löschpapier wegfriemelt.
Doch das soll nicht unser Problem sein. Vielmehr beschäftigt mich eine andere Frage: Bis so eine Filmbadewanne halbwegs vollgelaufen ist, dauert es mindestens eine Viertelstunde (eher zwanzig Minuten, die nehmen ja immer so viel Wasser). In dieser Zeit kann man mit etwas Übung locker 50 Kerzen anzünden und platzieren, was ungefähr der filmischen Realität entspricht. Und jetzt die Kernfrage:
Was bedeutet das für den CO2-Ausstoß?
Ein Teelicht verpupst, so habe ich herausgefunden, etwa zehn Gramm CO2 pro Stunde. Die gängige Hollywood-Badezimmerbeleuchtungskerze ist aber weit dicker und heller. Ich würde sagen, wir dürfen ruhig vom doppelten Ausstoß ausgehen. Wie lange dauert ein Hollywoodbad? Nehmen wir eine Stunde, das ist leicht zu rechnen und dürfte ungefähr hinkommen, außer in Slasherfilmen, aber da hat man sowieso andere Probleme als Kohlendioxid.
So kommen wir bei 50 Kerzen zu einem Ausstoß von 1 kg CO2 im Verlauf eines gemütlichen Wannenbads. Das klingt zunächst nach viel. Doch wer mit einem Kilo CO2 auf zehn Kilometer auskommen will, muss sich schon einen Prius anlachen.
Entwarnung also, verehrte Damen, liebe Mädchen, geschätzte Frauen und alle anderen kerzenbadaffinen Genders: Macht ruhig so weiter. Nur eure Kerzen, die räumt ihr danach bitte selber weg.

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