Wie
ihr, meine genussverliebten Lesehäschen, bestimmt mitbekommen habt, hat die WHO
Schinken und Wurst als krebserregend eingestuft und rät daher den Konsum
entsprechend einzuschränken. Das bringt uns nahtlos zu der Frage: Ob damit
Kohle zu machen ist?
Konkret:
Wie sicher ist eine Wette auf deinen eigenen Darmkrebs, wenn du entsprechend
viel Wurstwaren einschneidest?
Die
WHO stützt ihre Empfehlung auf eine Metastudie, die, so kann keine Zeitung zu
berichten umhin, von „22 Experten“
erstellt wurde. Nebenbei bemerkt, ist dies ein schönes Beispiel dafür, warum „Experte“ so ein Super-Wort ist. Zum
Beispiel hat jeder von uns schon mit Produkten zu tun gehabt, die Experten
konstruiert hatten. Leider waren es halt manchmal keine Experten für
Produktdesign, sondern für Hundeerziehung, Steuererklärung oder
Bierdosen-von-unten-leertrinken-wenn-man-dort-ein-zweites-Loch-reinmacht.
So.
Also Experten haben herausgefunden. Schade, dass es keine amerikanischen
Experten waren. Ich will ja nicht unterstellen, dass die Schlüsse, zu denen sie
in ihrer Metastudie gelangen, nicht stichhaltig seien. Obwohl es nicht die
erste Metastudie wäre, die im Fazit einen Scheck ausstellt, den die Daten nicht
decken.
Doch
wie gesagt, darum geht es mir nicht. Vielmehr, meine hochverehrten Lesehäschen,
wollen wir ja mit unserem Darmkrebs eine Wette gewinnen. Entscheidend ist daher
der immer wieder zitierte Hinweis, „dass das Darmkrebsrisiko je 50 Gramm
verarbeitetes Fleisch am Tag um 18 Prozent steigt“. Dies scheint mir
gute Literatur zu sein, in dem Sinne, dass der Satz entschieden interessantere
Fragen aufwirft als er Antworten liefert.
Nämlich
erstens: Was bedeutet „am Tag“? Ist damit der große Schnitt gemeint, d.h. wenn
ich von Montag bis Samstag den Wurstzölibat einhalte, aber am Sonntag mit der
Kalbspariser in der Früh nicht spare, mir vorher noch gebratenen Speck
reinpfeife und am Abend ein Burenheidl verzwicke, was unterm Strich auf locker
35 Deka hinausläuft, dann ist das darmkrebstechnisch gleichbedeutend mit einem Mädchenwurstsemmerl
an jedem Wochentag? Oder ist hier ein Handicap einzukalkulieren? Und wenn ja,
haut dann der geballte Konsum dramatischer rein, oder muss der Pegelwurstesser
eher dran glauben?
Zweitens,
weil wir gerade dabei waren: Ist Speck jetzt krebserregend oder nicht? Der
Artikel spricht von „verarbeitetem
Fleisch“ und nennt als Beispiele für Verarbeitungsmethoden Räuchern oder
Pökeln, womit Speck definitiv auf der Shitlist
steht. Und noch wichtiger: Vorher oder
nachher? Denn wie wir Freunde des gepflegten Frühstücksspecks wissen, ist
ein halbes Kilo, das man vom Spar heimträgt, kein halbes Kilo mehr, wenn es
knusprig auf dem Teller liegt. Ich habe das noch nie nachgeprüft, aber ich
schätze, dass von dem halben Kilo keine zwanzig Deka übrigbleiben.
Drittens, wichtigstens und verwirrendstens: Sind das Prozente oder Prozentpunkte? Wenn es Prozentpunkte
sind, dann bist du aus dem Schneider: Du trägst deine Ersparnisse zu bwin, isst täglich 278 Gramm Wurst, und
dann brauchst du nur noch abzuwarten. Dein
Darmkrebs kommt mit 100-prozentiger Sicherheit (weil 278:50=5,56 und
18x5,56=100,08), und dann kassierst du ab. 28 Deka Wurst und Schinken pro Tag
sind sicher kein Lercherl, aber machbar. Eine Käsekrainer z. B. wiegt je nach
Format mindestens 100 Gramm, und eine Käsekrainer ist ja noch keine Mahlzeit.
Wenn
es hingegen wirklich, wie der Satz nahelegt, Prozente sind, wird es
komplizierter, weil wir dann ja in die Zinseszinsrechnung
kommen. Soll heißen: Die ersten 50 Gramm erhöhen das Darmkrebsrisiko von 0 auf
18 Prozent. Die nächsten 50 Gramm bringen aber nicht 18 Prozent, sondern nur 18
Prozent von 18 Prozent, d.h. 3,24 Prozentpunkte. Die dritten 50 Gramm bringen
18 Prozent von 21,24 Prozent, und so weiter. Erst mit über 600 Gramm pro Tag
kommt man in die Gewinnzone, und 600 Gramm pro Tag JEDEN TAG sind nun wirklich
nur noch etwas für Spezialisten. Falls es sich also tatsächlich um Prozente
handelt, ist es in der Praxis unmöglich, sich einen halbwegs gesicherten
Darmkrebs herbeizuessen und so bwin
in den Ruin zu treiben.
Ich
hoffe damit gedient zu haben. Im Übrigen fordere ich, dass nur Reinzeichnungen
mit vollständig ausgefülltem Reinzeichnungskleber die Agentur in Richtung
Fulfillment verlassen.
"Wenn es hingegen wirklich, wie der Satz nahelegt, Prozente sind, wird es komplizierter, weil wir dann ja in die Zinseszinsrechnung kommen. Soll heißen: Die ersten 50 Gramm erhöhen das Darmkrebsrisiko von 0 auf 18 Prozent."
AntwortenLöschenNaja, eigentlich von 0 auf 0 Prozent, oder?