Bildung ist ja allzumal unser großes Thema hier, teure
Lesehäschen. Lernen wir für die Schule, oder hätten wir in der Schule was
lernen sollen? Ist aus uns was geworden, weil wir was Gescheites gelernt haben,
oder obwohl? Oder hätte aus uns was werden können, hätten wir nur nix
Gescheites gelernt? Die Meinungen wechseln, doch ein Schlagwort der Debatte
besticht durch seine Zählebigkeit: Lifelong Learning oder, wie auf den
Werbemitteln (Bleistifte HB2) des Knabenkonvikts meiner verlorenen Jugend
stand: Ma lernt nia us. All jene, die
glauben, dies sei nur eine Worthülse, die uns von Politikern gern zugeworfen
wird, wie man dem Hund einen Knochen gibt („Kauen
beruhigt!“ wissen die Hundetrainer), all jene also werden gleich merken,
was beim Glauben am höchsten ist. Denn uns ist ein strahlendes Beispiel
erwachsen, wie man dank Lifelong Learning
nicht nur etwas Gescheites, sondern etwas noch Gescheiteres werden kann. Wer
ist diese Lichtgestalt? Ihr werdet
überrascht sein, liebe Häschen: Dr.
Josef Ostermayer, der einst auf Faymanns Rockschößen in die Spitzenpolitik
geritten kam.
Der Herr Dr. Ostermayer war im April schon bei uns zu Gast.
Kurz zur Erinnerung: Der Mietrechtsexperte sammelte Erfahrungen als Leiter des
Wiener Wohnfonds, die ihn ministrabel machten, und zwar kulturministrabel, denn
nichts qualifiziert mehr für die Kulturpolitik als eine tiefe Kenntnis des
Wiener Wohnbauwesens. Wir schließen daraus, dass letzteres ein Riesentheater ist. Noch größer als das
Burgtheater, dessen Direktor der Herr Dr. Ostermayer als eine seiner ersten
Amtshandlungen schasste.
Nun gut, Herr Dr. Ostermayer ist mittlerweile so sehr
Kulturminister, wie Faymann Bundeskanzler ist. Damit hat er freie Kapazität,
die er künftig als Vorstand der Sozialbau
AG füllen wird. Dies ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert.
Erstens
erfüllt die Sozialbau eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, da hier
Sprösslinge der Wiener Sozialaristokratie sich ein Auskommen verdienen, denen
dies andernorts oft schwerfallen dürfte. Vielleicht erzähle ich dazu einmal die
eine oder andere Anekdote. Es fällt daher umsomehr auf, dass ein qualifizierter
Mensch wie Herr Dr. Ostermayer sich hier nützlich machen darf.
Zweitens
sieht das auch Hermann Gugler, Aufsichtsratsvorsitzender der Sozialbau, so: „Wir sind sehr glücklich, mit Herrn Dr.
Ostermayer einen ausgewiesenen Experten in den Vorstand berufen zu können.“ Wie
sympathisch spüren wir hier die Erleichterung, die Herr Gugler empfunden hat,
als er erfuhr, dass der neue Vorstandskandidat einer sein würde, der
tatsächlich eine Ahnung von seinem Tätigkeitsfeld hat. Entlarvender kann man
das kaum formulieren – danke, Herr Gugler!
Drittens
aber ist Herr Dr. Ostermayer ein derart ausgefuchster Immobilienfachmann, dass
ihm neben seiner Vorstandstätigkeit noch Zeit bleibt, Vorlesungen an der
Universität für Angewandte Kunst zu halten. Ab Herbst referiert Gastprofessor
Dr. Ostermayer dort zu Fragen der Kulturpolitik. Damit schließt sich der Kreis:
Herr Dr. Ostermayer qualifizierte sich als Wohnrechtsexperte für die
Kulturpolitik, von der er zwar so viel Ahnung hatte wie ich vom Wohnrecht, die
ihn aber nichtsdestoweniger für die Rückkehr in die Wohnsphäre qualifizierte,
wo er sich die freie Zeit mit Vorlesungen über Kulturpolitik vertreibt, worüber
er einschlägige Kenntnisse während seiner Tätigkeit als Minister erworben hat.
Wie gerne würde nicht jede von uns sich daran ein Beispiel nehmen! Ich zum
Beispiel fühle eine gewisse Affinität zum Dasein eines Starmoderators. Zwar
habe ich diesen Beruf noch nie ausgeübt, doch das sollte geradezu eine Empfehlung
sein, wenn man die Laufbahn des Exministers betrachtet. ORF, bitte kommen!
Ich könnte mir eine Karriere als Statistiker lebhaft vorstellen. Wenn nicht, dann halt Statist, aber unbedingt etwas mit Staat.
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