Heute, meine Damen, Herren und Häschen, wird mal wieder was
weggesudert. Weil es nämlich rundum bergab geht. Wie eine geschätzte Bekannte
einmal geschrieben hat: „Früher war alles
besser. Gestern zum Beispiel war Sonntag.“ Nicht einmal auf Klebstoff ist
mehr Verlass. Kann sich noch jemand an jene US-Präsidentenwahl erinnern, bei
der es zu gröberen Unstimmigkeiten kam, weil die Stimmabgabestanzgeräte nicht
sauber arbeiteten und die auszustanzenden Futzerln teils in den Löchern
steckenblieben? Im Jahr 2000 war das, und was haben wir damals gelacht! Heute
darf die Welt sich abhauen, weil in Österreich der Klebstoff nur so heißt.
Beziehungsweise: Nachdem aus FPÖ-Kreisen die Existenz eines Wunderkugelschreibers
kolportiert wurde, dessen Tinte unsichtbar wurde, wenn man sein Kreuzerln für
den Kandidaten Hofer gemacht hatte (und nur dann, sonst wäre die Geschichte ja
zwecklos), nehmen wir die Existenz eines nicht ganz so wunderbaren Klebstoffs
zur Kenntnis, der vor, während oder nach der Stimmabgabe des Klebens
überdrüssig wird, unabhängig von der politischen Ausrichtung des betroffenen
Stimmberechtigten. Naja. Einen Wahlkampfsong haben wir ja nun immerhin – Hallihallo, wer sitzt am Klo ...
Aber darüber wollte ich mich ja gar nicht verbreiten.
Sondern darüber motschkern, worin fragwürdige Entscheidungen nur allzuoft
wurzeln, in einem Erfolg nämlich, genauer gesagt: in erfolgreichem Lobbying. Früher hätte es das nicht
gegeben. Denn früher gab es kein Lobbying,
früher wurde antechambriert. Das Antechambrieren ist dem Lobbying in jeder Hinsicht überlegen,
wie ein denkender Mensch ohne weiteres zugeben muss.
Erstens ist antechambrieren
eine dieser seltenen graziösen Mischungen aus französischem Stamm und dem
gestelzten –ieren – so wie hasardieren, bajonettieren oder tranchieren. Sehr hübsch!
Zweitens geht es zwar in beiden Fällen darum, dass es sich
jemand richtet, wie er’s braucht. Wer antechambriert,
tut dies aber eher auf eigene Hand und sozusagen im privaten Rahmen. Denn eine Antechambre gibt es ja nicht bei jeder
öffentlichen Bedürfnisanstalt, sondern sie ist Räumen vorgeschaltet, in denen
empfangen zu werden pflegt. Seien es private Salons oder Amtsstuben alten Stils
– im Vorzimmer wird sorgfältig vorgezimmert, damit später im Allerheiligsten
bereits ein tragfähiges Gerüst wartet und man ans erwünschte Ziel gelangt.
Ganz anders die Lobby:
Die hat jedes Hotel, jedes Bürohaus, ja jede Mehrzweckhalle, und rechts hinten
geht es zu den Klos. Hier hängen Professionelle herum, und wenn ihr mich fragt:
Den Körper kann man waschen?. Und es sich selber oder dem Neffen deines
Schwagers zu richten, ist eine Sache. Aber Vitamin B für zahlende Kunden? Ich
weiß nicht. Wer antechambriert, verfügt sich in die Räume eines Menschen, von
dem er sich Entgegenkommen erhofft. Wer lobbyiert, hat eine Geschäftsidee daraus
gemacht, fürs „Aufs-Zimmer-Gehen“ zu geizig zu sein. Früher wurde man in
solchen Fällen „Berater“, und Besprechungen fanden prinzipiell beim Kunden
oder, noch besser, beim absetzbaren Lunch statt. Heute hält man sich an die
Lobby und klaut wahrscheinlich die Erdnüsse von der Bar nebenan. Deshalb:
Antichambriert mehr, und macht einen Bogen um die Lobby.
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