Lesehäschen, es ist so weit. Ich oute mich als elitistischer
Problembär. Los geht’s:
Ich finde es gut, dass Höhenkammkultur in Österreich
gefördert wird.
In meinen Augen stiftet das Burgtheater die österreichische Identität mit.
Wenn ihr mich fragt, tun wir Steuerzahler gut daran, uns
eine der führenden Sprechbühnen deutscher Zunge zu leisten.
Schließlich haben wir uns auch die Hypo geleistet, und dafür
dürfen wir fürs Foto neben gewissen deutschen Landstrichen Stellung beziehen: Über Deutschland lacht die Sonne, über
Schwaben die ganze Welt. Über uns Ösis auch, weil wir doof genug waren, aus
dem Fenster zu springen, nur weil Kärnten vorausgehüpft ist. Wo war ich? Genau:
Wenn uns die Hypo-Milliarden nicht reuen, sollte uns das Burgtheater gleich
zehnmal die paar Netsch wert sein. Einerseits und andererseits. Einerseits, weil es in den letzten Jahren zum
Beispiel Prinz Friedrich von Homburg oder
Onkel Wanja oder Liliom so auf die Bühne gebracht hat, wie es der Fall war.
Andererseits, obwohl das auch zum
Beispiel mit Pension Schöller geschehen
ist. Nicht, dass ich etwas gegen Pension
Schöller hätte. Aber für eine Burg-Inszenierung hätte ich mir schon eine
geilere Idee erhofft als: „Wir blähen das
Stück auf, dass es dreieinhalb Stunden dauert statt eineinhalb, und wir
brauchen eine Szene, in der ein Schrank wackelt, damit man weiß, dass darin
gerade Geschlechtsverkehr stattfindet, und außerdem wird der Text sehr
gewinnen, wenn wir das Wort FICKEN einbauen.“ Der Spross eures
Zweckdichters ist nunmehr nicht zuletzt dank den Österreichischen
Bundestheatern umfassend aufgeklärt.
Eliten gibt es auch anderwärts, zum Beispiel in der IT-Sicherheit. Der Standard teilt mit, dass Herr Adrian Dabrowski einer der führenden
österreichischen Experten auf diesem Gebiet ist. Anlass dafür ist die
Nachricht, dass ein Server des Vereins „Funkfeuer“, den Herr Dabrowski mitgegründet
hat, vermutlich von russischen Hackern
übernommen wurde. Dies hat das FBI
herausgefunden und der Presse mitgeteilt, nicht aber dem betroffenen
Vereinsgründer persönlich. Der war darob ein bisschen beleidigt, denn er
findet, das FBI hätte ihm ruhig schreiben können, dass sein Server sich in
russische Dienste begeben hat.
Das kann ich verstehen, einerseits und andererseits.
Einerseits hat das FBI hier zweifellos eine Gelegenheit sausen lassen, savoir faire und gepflegte Kinderstube
zu beweisen. Andererseits – also, ich habe ja wirklich gerade so viel Ahnung
von IT-Sicherheit, wie man braucht, um ein Gratis-Virenschutzprogramm
herunterzuladen und zu installieren. Aber mal laienhaft dahingefragt: Merkt man
das als führender IT-Sicherheitsexperte nicht selber, wenn der eigene Server
plötzlich einem fremden Herrn dient? Ich zum Beispiel bin in unserem Haushalt
einer der führenden Kühlschrank-User, und wenn die nachgeordneten User
versuchen, das Zepter im Gemüseregal an sich zu reißen, dann staubt’s aber in
der Kiste, mein lieber Schwan!
Ich vermute daher, dass es mit der Führerschaft in Sachen
IT-Sicherheit so ähnlich ist wie mit der britischen Thronfolge. Dass diese sehr
gründlich geregelt ist, wissen wir seit einem Interview mit Alfons Mensdorff-Pouilly, der damals
anscheinend auf Platz 124 geführt wurde. Im Umkehrschluss ist klar: Wenn jemand
sich darüber Gedanken macht, an welcher Stelle der Alten ihr Graf steht (die „Alte“
ist bekanntlich Maria Rauch-Kallat), dann weiß
man gewiss auch von dir und mir, wer und wie viele vor uns sterben müssten (bei
der Queen angefangen), damit du oder
ich das Commonwealth zu regieren
anfangen. Damit sind wir beide auch irgendwie Thronfolger. Nicht so Thronfolger
wie Charles oder Harry, aber auch nicht viel weniger als „Ali“. Vielleicht ist es auch mit Österreichs IT-Sicherheits-Elite
so. Ein bisschen gehören wir alle dazu. Nichts für ungut, Herr Dabrowski.
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