Freitag, 13. Januar 2017

Eliten


Lesehäschen, es ist so weit. Ich oute mich als elitistischer Problembär. Los geht’s:

Ich finde es gut, dass Höhenkammkultur in Österreich gefördert wird.

In meinen Augen stiftet das Burgtheater die österreichische Identität mit.

Wenn ihr mich fragt, tun wir Steuerzahler gut daran, uns eine der führenden Sprechbühnen deutscher Zunge zu leisten.

Schließlich haben wir uns auch die Hypo geleistet, und dafür dürfen wir fürs Foto neben gewissen deutschen Landstrichen Stellung beziehen: Über Deutschland lacht die Sonne, über Schwaben die ganze Welt. Über uns Ösis auch, weil wir doof genug waren, aus dem Fenster zu springen, nur weil Kärnten vorausgehüpft ist. Wo war ich? Genau: Wenn uns die Hypo-Milliarden nicht reuen, sollte uns das Burgtheater gleich zehnmal die paar Netsch wert sein. Einerseits und andererseits. Einerseits, weil es in den letzten Jahren zum Beispiel Prinz Friedrich von Homburg oder Onkel Wanja oder Liliom so auf die Bühne gebracht hat, wie es der Fall war. Andererseits, obwohl das auch zum Beispiel mit Pension Schöller geschehen ist. Nicht, dass ich etwas gegen Pension Schöller hätte. Aber für eine Burg-Inszenierung hätte ich mir schon eine geilere Idee erhofft als: „Wir blähen das Stück auf, dass es dreieinhalb Stunden dauert statt eineinhalb, und wir brauchen eine Szene, in der ein Schrank wackelt, damit man weiß, dass darin gerade Geschlechtsverkehr stattfindet, und außerdem wird der Text sehr gewinnen, wenn wir das Wort FICKEN einbauen.“ Der Spross eures Zweckdichters ist nunmehr nicht zuletzt dank den Österreichischen Bundestheatern umfassend aufgeklärt.



Eliten gibt es auch anderwärts, zum Beispiel in der IT-Sicherheit. Der Standard teilt mit, dass Herr Adrian Dabrowski einer der führenden österreichischen Experten auf diesem Gebiet ist. Anlass dafür ist die Nachricht, dass ein Server des Vereins „Funkfeuer“, den Herr Dabrowski mitgegründet hat, vermutlich von russischen Hackern übernommen wurde. Dies hat das FBI herausgefunden und der Presse mitgeteilt, nicht aber dem betroffenen Vereinsgründer persönlich. Der war darob ein bisschen beleidigt, denn er findet, das FBI hätte ihm ruhig schreiben können, dass sein Server sich in russische Dienste begeben hat.

Das kann ich verstehen, einerseits und andererseits. Einerseits hat das FBI hier zweifellos eine Gelegenheit sausen lassen, savoir faire und gepflegte Kinderstube zu beweisen. Andererseits – also, ich habe ja wirklich gerade so viel Ahnung von IT-Sicherheit, wie man braucht, um ein Gratis-Virenschutzprogramm herunterzuladen und zu installieren. Aber mal laienhaft dahingefragt: Merkt man das als führender IT-Sicherheitsexperte nicht selber, wenn der eigene Server plötzlich einem fremden Herrn dient? Ich zum Beispiel bin in unserem Haushalt einer der führenden Kühlschrank-User, und wenn die nachgeordneten User versuchen, das Zepter im Gemüseregal an sich zu reißen, dann staubt’s aber in der Kiste, mein lieber Schwan!

Ich vermute daher, dass es mit der Führerschaft in Sachen IT-Sicherheit so ähnlich ist wie mit der britischen Thronfolge. Dass diese sehr gründlich geregelt ist, wissen wir seit einem Interview mit Alfons Mensdorff-Pouilly, der damals anscheinend auf Platz 124 geführt wurde. Im Umkehrschluss ist klar: Wenn jemand sich darüber Gedanken macht, an welcher Stelle der Alten ihr Graf steht (die „Alte“ ist bekanntlich Maria Rauch-Kallat), dann weiß man gewiss auch von dir und mir, wer und wie viele vor uns sterben müssten (bei der Queen angefangen), damit du oder ich das Commonwealth zu regieren anfangen. Damit sind wir beide auch irgendwie Thronfolger. Nicht so Thronfolger wie Charles oder Harry, aber auch nicht viel weniger als „Ali“. Vielleicht ist es auch mit Österreichs IT-Sicherheits-Elite so. Ein bisschen gehören wir alle dazu. Nichts für ungut, Herr Dabrowski.

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