Freitag, 21. Juli 2017

Neues Wort, neues Glück

Ich werde, das ist für meine treuen Häschen nichts Neues, älter. Euch geht es ebenso, deshalb will ich nicht anstehen, euch eine geschmeidige Salbe auf die Sprachgelenke zu schmieren, damit ihr nicht etwa auf einer Apposition, achtlos liegengelassen von einem etwas gar zu saloppen language-user, ausrutscht oder euch sonst etwas Unwillkommenes widerfährt. Zum Beispiel wissen wir ja, dass die Sprache mit der Zeit nicht dieselbe bleibt. Auch sie bekommt Falten, lässt sich eine Warze wachsen, kriegt das mit dem Rasieren nicht mehr so exakt hin und bückt sich ungern.
Naja, nicht wirklich. Natürlich wird die Sprache nicht älter, nur anders (so wie ihr unglaublich gut erhaltenen Lesehäschen). Zum Beispiel sagt man seltener sgott und mehr hallo, man kann heute auch als Nichtsteirer etwas daunalodna, und wenn du von deiner Mehlbox sprichst, hält dich keine für eine Bäckerin.
Das ist aber noch nicht alles. Ich habe neulich gelernt, dass heute kein vernünftiger Mensch mehr auf ein Fest, ein Festl oder gar (nicht weinen, liebe Fans von Sophie Marceau!) auf eine Fete geht. Man geht heute wahlweise auf eine
Party
Homeparty
oder Gardenparty
Dem wohnt Verwirrungspotenzial inne. Denn Menschen meiner Generation, die zu einer Homeparty geladen werden, fragen sich unwillkürlich, wie sie auf die Gästeliste des Botschafters geraten sind, und ob die Homestory noch weit ist, wenn man es schon zur Homeparty gebracht hat. Doch gemach, meine Teuren. Hier das praktische Glossar für nicht mehr ganz frischg’fangte Partyhasen.
Die Gardenparty erklärt sich von selbst: Das ist jene Art von Veranstaltungen, in der nach zwei Stunden alle leicht angefeuchtet in der Wohnung herumlungern, dass die Scheiben anlaufen, während sich die Gastgeberin fragt, warum niemand Getränke im Kühlschrank eingekühlt hat anstatt in der Kühlbox, die noch im Garten steht, aber bei dem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür. Denn wir sind hier in den mittleren Breiten.
Die Party ist eine sehr schätzbare Sause mit Vor- und Nachteilen, denn sie findet in einem Lokal statt. Man erspart sich daher als privater Gastgeber das Aufräumen, dafür ist es für die Gäste meistens irgendwie nicht so gemütlich und manchmal weiß man nicht genau, wer jetzt die Getränke zahlt.
Und die Homeparty? Man ahnt es: Das ist die Party, die wir alle kennen und lieben. Wo die meisten in der Küche abhängen und das Bier in der Badewanne oder auf dem Balkon lagert. Wo es, je nach Altersklasse und Anspruch, irgendwas Salziges vom Hofer oder was selbstgemacht Pikantes gibt. Wo alle froh sind und manche noch froher (nämlich die, die nachher nicht aufräumen müssen). Kurz: Es ist ein Festl, liebe Mit-Gen-Xer. Wenn euch also, weil ihr ja gut erhaltene und lebensbejahende Häschen seid, eine Einladung zu einer Homeparty ins Haus flattert, spart euch das Geld für die Smokingmiete und denkt stattdessen an Nirvana: Come as you are.


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