Hand hoch, frischgebackene Lesehäschen: Wer ist jetzt
endlich mit der Schule fertig und überlegt sich, was es werden will? Kürzlich
habe ich zu meiner großen Freude das Selbstporträt eines Zehnjährigen gelesen,
der als Berufswunsch angab: Wenn ich groß
bin, werde ich ... in einem Büro arbeiten. Way to go, junger Freund!
Nun hat die Büroarbeit sicher viel für sich (Dach überm
Kopf, beheizt, keine schweren Hebearbeiten). Wer aber mehr erleben will, der
zieht vielleicht eine Laufbahn bei der Wiener
Polizei in Betracht. Und sieh da: die „sucht Nachwuchs“ (laut Update vom 13. Februar 2013, aber was soll’s,
Polizistinnen werden sicher immer gebraucht. Außerdem habe ich läuten hören,
dass nicht wenige hoffnungsfrohe Kandidatinnen an der Rechtschreibprüfung scheitern.
Also fleißig BamF lesen und
gelegentlich ins Archiv schauen!).
Jetzt ist natürlich die Frage, was einen dort erwartet.
Diebe stellen? Verkehrssünder ermahnen? Leben retten? Auch, aber nicht nur. Dies
lehrt uns folgende Anekdote aus der Welt der Privatschulen.
In einem Wiener Park haben Zehnjährige, denen beim
Schulabschlusskränzchen fad war, eine Runde Fußball gespielt. Damit waren sie
nicht allein, denn nahebei spielten andere Buben (vielleicht gleich alt,
vielleicht ein, zwei Jahre älter, jedenfalls hatten sie Migrationshintergrund, im Gegensatz zu den obgedachten Zehnjährigen
mit Immatrikulationshintergrund)
ebenfalls Fußball. Dabei unterlief ihnen irgendwas, das die Zehnjährigen lächerlich fanden.
Lasset uns an dieser Stelle innehalten.
Ich weiß ja nicht, wie flauschig eure Kindheit war. Aber
wenn ich in einem mir nicht vertrauten Park gespielt hätte, und daneben hätten
mindestens gleich große Buben gespielt, die dort offenbar öfter zugange waren,
und einem wäre etwas unterlaufen – also, ich hätte mir gut überlegt, ob ich mir da einen Lacher auskommen lasse.
Jedenfalls wundert mich die nächste Szene nicht im Geringsten:
Zehnjähriger Immatrikulant wird von Nachwuchsmigranten in den Schwitzkasten
genommen und geboxt.
So weit, so vorhersehbar. Und dann? Opfer läuft zu Eltern
und erhebt Klage. Immer noch vorhersehbar.
Aber jetzt: Mehrere Väter springen wie ein Mann auf, stellen
die Täter und zwingen sie zu verharren.
Worauf galt es zu warten?
Passt auf: Wenn 2017 ein noch nicht einmal halbwüchsiger
Rabauke gegenüber einem etwas ungeschickten beinah Gleichaltrigen handgreiflich
wird, weil der im falschen Moment gelacht hat, dann ist das keine zweifellos
rauhe, aber trotzdem stichhaltige Lektion des Lebens, sondern der Anlass für
einen Polizeieinsatz. Ja, im Ernst. Übrigens
versuchten die Beschuldigten sofort, den Spieß umzudrehen, weil die Väter sie
ja handgreiflich zum Bleiben gezwungen hatten. Glücklicherweise erwiesen sich
die Amtsorgane (denen mein ganzes Mitgefühl gilt) als die Besonnensten, sodass
es ihnen gelang, die Situation zu entschärfen.
Daraus erhellt auch, warum die Polizei Nachwuchs sucht. Wäre
es in meiner Kindheit üblich gewesen, vorpubertäre Rangeleien durch die
Exekutive klären zu lassen, dann hätte die am besten gleich eine Wachstube im Internat eröffnet und sich
viel Wegzeit erspart.
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