Ach, teure Lesehäschen, was soll
ich sagen? Das Leben ist bekanntlich wie eine Schachtel Pralinen: Wenn man rechtzeitig auf der Rückseite
nachschaut, weiß man genau, was man kriegt. Oder so ähnlich. Man erkennt daran,
dass das Theater nicht wie das Leben ist, weil hier unverhofft oft kommt. Darin
ähnelt es dem Wein. Der wunderbare Schluckspecht Kingsley Amis hatte mit diesem
seine Probleme, weil man in Wein ohne Ende investieren und dann trotzdem eine
korkige Plörre im Glas vorfinden
kann. Bei Cocktails ist es umgekehrt: Wer genügend Zeit und Know-how aufwendet,
ist eines vorzüglichen Resultats gewiss.
Was ich sagen wollte: Euer
Kolumnator war wieder einmal im Theater, und es war eine sehr erfreuliche
Erfahrung. Herr Haußmann hat geil
abgeliefert wie ein geübter und einfühlsamer Barkeeper, und es war ein
wunderbarer Abend. Allerdings auch – a propos geil – wieder ein Abend, der
zusätzliche Komik daraus erzeugt hat, wie er sich auf die Perspektive des
Parketts verlässt, beziehungsweise wahrscheinlich nicht verlässt, sondern damit
spielt.
Denn im Sommernachtstraum gibt es
eine Szene (früher wurde die ein bisschen weniger explizit gelöst, außer in
jenen Sommernachtstraum-Verfilmungen, die in Videotheken nur hinterm Vorhang zu
finden waren, als es noch Videotheken gab), in der Elfenkönigin Titania einen
Esel, nun ja, besteigt. (Wer Clerks II noch nicht gesehen hat, dem
sei, a propos des Esels, auch dieses Werk wärmstens anempfohlen.)
In Haußmanns Inszenierung findet
das ganz wörtlich statt, indem der vereselte Zettel tief schlummert, während die zauberblumentolle Titania ihr Ding durchzieht (und also,
den Kalauer muss einer machen, damit wir nicht alle ein Magengeschwür kriegen:
auch seines). Freilich: den Inhabern der kostspieligen Plätze bleibt dieser
Anblick dank dem vorgehaltenen weiten Ärmel einer Elfe erspart oder
vorenthalten, das ist Geschmackssache. Im Juchhe
(und gar seitlich im Juchhe) ist man dagegen mittendrin in der gewagten Action,
weil ein Elfenkleiderärmel eben kein Zweimannzelt ist. Ist das Haußmanns Zugeständnis
an die Sehgewohnheiten des saturierten Bürgertums? Oder macht er dem Prekariat
auf den Plätzen mit sonstiger Sichteinschränkung ein kleines,
semipornographisches Theatergeschenk?
Vielleicht ist es aber auch sein
Kommentar zu dem Vorspiel, das dieser Tage statthat, damit Türkis und Blau sich so
richtig harmonisch-blümchenmäßig vereinigen können: Wenn ein Esel verpennt, was
gerade passiert ist, gibt es immer welche, die das geil finden.
Oder, noch anders: Wenn man nicht
mitkriegt (übrigens nicht: „nur weil man nicht ...“), was los ist, kann man immer
noch hoffen, dass jemand anderer der Gefickte ist.
Tja. Soviel zum Rauchverbot in der
Gastronomie.
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