Es ist leilei oreore wieder so weit, meine lieben und stets kenntlichen
Lesehäschen. Die närrische Zeit ist da, frohsinniges Volk lässt in buntem
Treiben allüberall hoffentlich nicht gerade die Sau raus, aber vielleicht ein
Schweinchen. Voll süß!
Soll man da mitmachen? Vor Längerem
hat euer Kolumnator sich diesbezüglich schon einmal verzweifelt an euch
gewandt, weil er unverhofft zu einer Maskensause eingeladen wurde. Grund: In
der Stadt ist das mit der Vermummung nicht so eingeübt, vielleicht, weil man hier
sowieso keinen kennt. Da weiß man ja nicht einmal, wer nebenan wohnt, pflegte
meine Oma zu sagen! Ich kenne und schätze meine Nachbarin zwar sehr wohl, aber
ihr wisst, was ich meine (oder vielmehr meine Oma).
Das rettet uns nicht vor der
Frage, ob man im Anlassfall maskiert mitsausen oder lieber daheim ein gutes
Buch lesen, Un ballo in maschera
hören oder Knight Rider schauen soll.
Denn vielleicht ist man ja auf dem Land, und da findet man sich leicht vor
einem solchen Dilemma. Nach meinen jüngsten Erfahrungen lautet die Antwort
eindeutig: hingehen! Dies hat
mehrere egoistische Gründe.
Erstens hast du Gelegenheit, ganz viele ganz junge Menschen zu
sehen, die gerade lernen, mit Alkohol umzugehen. Dabei bestätigt sich, was
deine Mudda immer gesagt hat: Finger weg
von Alkopops! Wer auf diese Regel pfeift, wird bald weit mehr zum
Unterhaltungswert der Veranstaltung beitragen als zum eigenen Wohlbefinden.
Zweitens sind die Kostüme echt nicht ohne. Neun Königspudel beider Mainstreamgenders in
identischen weißen Shorts, Königspudelfrisuren und Schminke! Sieben Feuersalamander mit langen
Wippschwänzen, die an die Tournüre der 1870er Jahre gemahnen! Supermario samt Luigi! Fünf buddhistische
Mönche, die Gebetsmühlen drehen, mit
Topfdeckeln Radau machen und sonstigen Baheux
(ich erkläre hiermit diese Schreibweise zur wünschenswerten, weil schönen und
wahren). Man sieht hieran auch, dass die Political
Correctness dortzulande noch nicht ins Kraut geschossen ist.
Die beeindruckendste Maske war
aber ein Einzelgänger, den euer Zweckdichter für sich Grizzly Adams getauft hat, im Gedenken an die erdige
Fernsehserie aus den 70ern. Grizzly präsentierte sich ungefähr einsneunzig groß
mit geschätzten hundertfünfzig Kilo Lebendgewicht. Stell dir dazu Hände wie
Kohlenschaufeln vor, Dreadlocks bis zum Kragen und einen zerzausten Bart. Was
seine Adjustierung betraf, hatte Grizzly nach den Sternen gezielt und
getroffen: Ein grüner Parka und an den Waden aufgeschlitzte Leggings bedeckten
alles Wichtige und ließen angemessene Bewegungsfreiheit. Damit man wisse, er
sei inkognito, trug er einen orangen
Plüschhut mit einer Plastiksonnenblume dran und zwischen den Beinen (ja, genau
dort) einen echten Kuhschwanz (Nein,
keinen Ochsenziemer. Wir sprechen vom haarigen Fliegenwedel eines weiblichen
Nutzrindes.) Ein Gesamtkunstwerk!
Empfehlenswert ist weiters, dass
du selber dich nicht komplett wegschießt.
Dann hast du Gelegenheit, mit deinem alten Freund, der als Mitglied der
Freiwilligen Feuerwehr Ordnerpflichten versieht, einige Worte darüber zu
wechseln, wie gelungen das Fest ist und von wie weither die zahlreichen Gäste
den Weg der Mühe wert gefunden haben. Wenn du Glück hast, stehst du gerade in
der Raucherzone vor dem Eingang, wenn ein hochgewachsenes Teletubby im Alter von ungefähr zwanzig Jahren feststellen muss,
dass in dem letzten Alkopop wahrscheinlich was Schlechtes drin war und dass die
Schwerkraft auch am Wochenende an ist. Dann wirft dein Freund einen Kennerblick
auf das am Boden langsam zappelnde (denk an einen großen Käfer, mit dem es im
Spätherbst zu Ende geht) Teletubby und sagt beiläufig: Des is zum Beischpü a Gosinger (Gosinger: ein in der Gemeinde Gosau
am Dachstein Ansäßiger).
Deshalb,
o teure Häschen, sollt ihr auf Maskenfeste gehen.