Das
Deutsche ist ja durchaus eine hübsche Sprache, da ist euer Kolumnator der
Letzte, der was zu meckern hätte. Gelegentlich findet man aber doch anderwärts
Geschliffenheiten, deren unsere genderneutrale Eltern*zunge (das * bedeutet,
dass es mir ferne sei, hergebrachten, um nicht zu sagen: überkommenen
kernfamiliären Strukturen das Wort zu reden) ermangelt.
Wo
waren wir? Genau: Was andere Sprachen besser können. Davon habe ich mangels
Fremdsprachenkenntnissen ja bedauerlich wenig Ahnung. Doch am Englischen hat
mich eines immer besonders fasziniert: sein verschwenderischer Reichtum an Kollektiva.
Ein
Kollektivum ist, für alle, die Latein bedauerlicherweise ausgelassen haben, ein
Wort, das im Singular steht, mit dem wir aber eine Vielheit gleichartiger Dinge
bezeichnen. Einfache Beispiele sind Menge,
Haufen oder Gruppe. Für Tiere
gibt es eigene Kollektiva, die heißen Rudel,
Schwarm oder Herde. Wir denken
kurz an Ottos „Lied der Wölfe“ (Jo, mir
san mit’m Rudel do), danach ist auf Deutsch auch schon wieder Schicht im
Schacht. Nur den Waidleuten fällt noch dies und das ein, zum Beispiel die Rotte, die eine Zusammenrottung von
Schweinsviechern meint.
Auf
Englisch geht es bittesehr ganz
anders zur Sache. Die dortigen terms of venery (so heißen die lässigen Kollektiva auf Englisch) sind mit Recht
berühmt, weil ich nämlich mit euch wette: Mindestens drei Vierteln von euch
geht es wie mir, und ihr könnt von der entsprechenden Wikipedia-Liste höchsten
die Hälfte der Tierarten übersetzen, von den terms of venery ganz zu schweigen. Was waren noch einmal wigeons oder dunlins? Mehrere Wölfe heißen pack,
was insofern interessant ist, als pack
auf der anderen Seite des Gesetzes auch Meute
bedeuten kann. Aber mehrere Löwen sind zwar auf Deutsch ebenfalls ein
Rudel, auf Englisch hingegen ein (oder eine?) pride. Viele Friedfische
(ha, da habt ihr schon wieder was gelernt) heißen vielleicht auch auf Deutsch Schule. Aber warum heißt ein Schwarm flock, wenn er aus Gänsen besteht,
hingegen flush, handelt es sich um
Enten? Neidisch könnte man werden bei einem business Fliegen oder
einem regiment Flamingos. „Hier
wimmelt es ja von Fliegen!“ – „Ja, das business
brummt.“ Hach, da kullern die Kalauer wie von selber daher!
Doch zurück zum Ernst des Lebens. Warum bittesehr
gibt es nur für Löwen, Schnepfen oder Dachse so schöne Sammelwörter? Die Fauna des öffentlichen Lebens will
schließlich auch repräsentiert sein. Hier ist die Kreativität
unterbeschäftigter Wortschöpfer gefordert! Wie wäre es zum Beispiel mit einem Horben Gutmenschen? Ein Binsel Topmodelkandidatinnen klingt
schon so ausgezehrt, wie Heidi Klum das gerne sieht. In der Politik ist
einerseits Fingerspitzengefühl gefragt: Mir gefiele zum Beispiel das Wünzlein für FunktionärInnen der Grünen
oder der SPÖ, denn diese gefährdeten Arten wollen zart angefasst sein. Die ÖVP
andererseits kann etwas vertragen, ein Kalomp
gestandener türkiser Regierungsmitglieder haut so schnell nix um. Hat man freilich
eine Ansammlung freiheitlich gesonnener Innenminister
zu benennen, so braucht man, finde ich, das Rad nicht neu zu erfinden. Was hier
zählt, ist das business. As usual.
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