Freitag, 22. Februar 2019

Geldsorgen

Es wird ja viel herumgeredet, o Lesehäschen. Denn dank des segensreichen Wirkens unserer Bundesregierung haben mittlerweile Milch und Honig zu fließen begonnen. Wenn man nur hinreichend fies zu Ausländern ist, geht es den Inländern ganz von selber besser! Deshalb sehen immer mehr Österreicherinnen und Österreicher sich jetzt vor das Problem gestellt, was sie mit dem vielen Geld machen sollen?
Dazu hat natürlich jeder gute Tipps. Donald Trump zum Beispiel will viel Geld in eine lange Mauer stecken. Herbert Kickl wünscht sich ein Pony oder so ähnlich. Teresa May hätte lieber Geldsorgen.
So hat jeder sein Packerl zu tragen. Reifere Häschen erinnern sich bestimmt noch an Bela Rabelbauer, einen, wie man früher gesagt hätte, entlaufenen Priester (naja, nicht ganz, klingt aber gut), der Ende der 70er Jahre im Auftrag eines schwindligen Konsortiums einen Koffer voll Geld nach Wien trug, um dieses der ÖVP zu spenden. Nachteil daran: Das Geld kam nach einem Gerichtsprozess wieder zurück. Es blieb ihm aber immerhin der Mann mit dem Koffer als Kampfname.
Wie wird man das Zeug also los? Man könnte zum Beispiel Herrn Grassers ehemalige Wohnung „erwerben“: Der Superfinanzminister schien eine Wohnung zu verkaufen, während er tatsächlich nur eine Ablöse von elf Millionen Euro verlangte, wonach monatlich 6.000 Euro Miete fällig gewesen wären. Nach einer solchen Transaktion trägt sich das Portemonnaie schon viel leichter.
Eine in ihrer Radikalität schon wieder elegante Lösung fand einst ein Brüderpaar in Florida: Die beiden zogen mit Hilfe moralisch anpassungsfähiger Ärzte einen – no na – florierenden Schmerzmittelring hoch. Es waren die Nullerjahre, und nicht wenige Leute waren nur zu gern bereit, den Kater nach dem Platzen der Immobilienblase mit irgendetwas zu betäuben und sich über das Suchtpotenzial später Gedanken zu machen. Langer Rede kurzer Sinn: Bald kam soviel Bares herein, dass die Brüder Mitarbeiter dafür abstellten, Eindollarnoten in Blechtonnen zu verbrennen, weil die kleinen Scheine zuviel Platz wegnahmen.
Kann man natürlich machen, aber auf Dauer hat es nicht denselben Reiz, einen ganzen Kübel voller Eindollarnoten zu verheizen wie sich mit einem einzelnen Hunni eine Zigarre anzuzünden. Wer da verzweifeln möchte, dem sei eine Superyacht wärmstens anempfohlen.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, meine teuren (und wie teuren!) Lesehäschen. Aber mir war bis vor Kurzem nicht klar, was eine richtig ernstgemeinte Yacht (sagen wir: so von 150 Fuß aufwärts) für eine effiziente Geldvernichtungsmaschine ist. Wie bei einem lässigen Auto, so ist es auch bei einer Yacht mit der Anschaffung nicht getan. Eine kaufen können ist nicht dasselbe wie sich eine leisten können. Denn jetzt kommt die richtig interessante Zahl: Für eine ordentliche Superyacht fallen Betriebskosten bis zu zehn Prozent des Kaufpreises an. Monatlich. Das ist so, als ob du dir einen schicken BMW krallst und jeden Monat an der Tanke so sechs- bis achttausend Euro liegenlässt. Natürlich mit dem Unterschied, dass eine Superyacht nicht 80.000 Euro kostet, sondern 100 Millionen. Oder 200. Können auch 500 sein, das weiß wahrscheinlich nicht einmal Abramovic so genau. (Spoiler: Ihm kann es wurscht sein.)
Ja, so ist das mit den Geldsorgen. Hat irgendwer andere? Schönes Wochenende!

Freitag, 15. Februar 2019

Frühjahrsputz

Es ist, o Lesehäschen, verdächtig still.

Nicht etwa um Herrn Waldhäusl. Schön wäre es, schölle einem aus dieser Ecke Stille entgegen. Aber nein, immer die gleiche Kakophonie von Stacheldraht bis zu „nunmehr“ aber wirklich einem Wirtshaus, über dessen Stammtisch die Lufthoheit gewiss nie in Frage gestellt ist. Man fragt sich, ob in der Zielgruppe nicht bald Übersättigung einsetzt beziehungsweise, ob sich besagte Zielgruppe nicht irgendwann die Frage stellen wird, wie ausschließlich die Probleme der Republik durch junge Männer von woanders verursacht werden.

Herr Strache ist zwar nicht so laut, wie er schon einmal war, aber von Stille kann keine Rede sein. Kinder in Henriks Alter schlafen ja meist sehr fest, wenn sie denn einmal schlafen. Man kann nur hoffen, dass der Herr Vizeraucher den Papamonat auch wirklich genützt hat, um „eine Bindung aufzubauen“. Oft dauert das ja länger, weshalb viele Millennials angeblich mit Hunden üben, wie das Kinderaufziehen so ist. Tipp: ist es nicht. Welpen können gleich einmal herumlaufen, haben scharfe Zähne und tragen keine Windel. Dafür lassen Kinder irgendwann das Entwicklungsstadium eines Dreijährigen hinter sich.

Es sei denn, sie werden US-Präsident oder österreichischer Innenminister. Womit wir beim Thema sind. Still ist es um unseren BImaZ. Herr Kickl, was ist los? Der Mann hatte wirklich einen guten Lauf, es verging kaum eine Woche ohne einen richtig geilen Vorschlag, wie die Republik entscheidend besser werden könnte. Was waren wir nach dem Ideenfeuerwerk 2018 gespannt auf die Fortsetzung!

Vielleicht eine schnelle Eingreiftruppe, reitend auf feuerspeienden geflügelten Haifischaffen, die sofort zur Stelle ist, um jeden dingfest zu machen, der einen völkerrechtlich gesicherten, aber dem Kickl nicht genehmen Aufenthaltstitel schamlos ausnutzt, um frech zu schauen? Die Installation von Doppelnullagenten im BVT, komplett mit Lizenz zum Hamdrahn? Der Fantasie schienen keine Grenzen gesetzt. Und jetzt? Stad, fad, verdächtig! Nach der Kontroverse, ob das Recht oder die Politik zuerst komme, gestattet sich euer Zweckdichter aber eine Spekulation. Denn Kickls kongenialer Parteikollegin Dr. Dagmar Belakowitsch (ja, echt! Die hat ein Medizinstudium abgeschlossen!) ist danach bekanntlich etwas ausgekommen, was sicherlich noch hätte geheim bleiben sollen: Niemals haben wir uns damit abzufinden, dass Gesetze uns in unserem Handeln behindern. Das ist auf den ersten Blick schon eine gute Nachricht für jene, denen die von Herrn Hofer durchgesetzten 140 km/h auf der Autobahn noch zu wenig sind, wie auch für minderjährige Missetäterinnen, die mit einem H&M-Budget, aber Rich&Royal-Geschmack zum Fetzenshopping gehen. Vielmehr ist es Zeit, wieder daran zu denken, was besagter Hofer (er war’s!) uns vor gar nicht so langer Zeit angekündigt hat: Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist! Dem geübten Seher beuschellastiger Hollywood-Franchises stellt es ganz von selbst die Lauscher auf, betrachtet er diese beiden Statements nebeneinander, eingedenk des neuen Sparbestrebens unserer geschätzten Bundesregierung, das sich unter anderem im Zusammenstreichen von Polizistenüberstunden Luft macht: Wie war das noch in The Purge, auf Deutsch Die Säuberung? Genau: Die Regierung sieht sich in Sachen Kriminalitätsbekämpfung nicht mehr hinaus und führt deshalb die Säuberungsnacht ein: Einmal jährlich ist von 19 bis 7 Uhr alles erlaubt, die Damen und Herren Bevölkerung machen sich selber aus, wer den neuen Tag erlebt, und ersparen dem Staat damit einiges an Aufwand. Ich bin gespannt, wer sich nach der ersten Runde der Österreich-Version (Vorschläge: Ramatama! oder vielleicht Motschkern, Morden, Mulatschak) mehr wundert.

Still bleibt es auch um den Herrn Bundeskanzler, aber das ist nicht verdächtig. Von Herrn Kurz sind wir es ja gewohnt, dass er im Zweifelsfall lieber nichts sagt und sich damit die Möglichkeit offenhält, für einen Philosophen gehalten zu werden. Die Chance lebt, wie wir im Skisport sagen. Schönes Wochenende!

Freitag, 1. Februar 2019

Der Chinese der Flatulenz

Wir kiefeln, o teure Lesehäschen, noch immer an der Frage des Primats: Wenn du die Politik und das Recht zum Diner einlädst, wer darf dann zuerst das Speisezimmer betreten? In der Royal Navy war die Sache mitunter kompliziert, wenn zum Beispiel ein Earl im Range eines 1. Offiziers und ein Kapitän, dessen Vater Schuhe besohlt hatte, einander vor der Tür gegenüberstanden. Bei Politik und Recht ist das insofern schwierig, als die Frage der Anciennität sich kaum klären lassen wird. Politik – auch und gerade im Kickl’schen (oder kicklschen!) Sinne – gibt es ja schon, seit ein Affe dem andern mit dem Stecken einen Scheitel gezogen hat, also ziemlich lange.
Die Sache ließe sich natürlich im Gefolge Bismarcks klären, der sich bekanntlich einst der Frage gegenübersah, wie die Sitzordnung an einem runden Tisch zu gestalten sei und die Situation mit der Feststellung bereinigte, wo er sitze, sei oben. Diese Lösung ist ebenso einfach wie sauber, erfordert allerdings ein gewisses Minimum an politischem Format, sonst kann die Geschichte leicht ins Gegenteil kippen. Im Falle Kickls zum Beispiel ist das Risiko sehr groß, dass immer dort, wo Kickl sitzt, kein anderer sitzt. Auf so etwas will man sich als Innenminister nicht einlassen.
Wie konnte dem Mann die Sache aber unterlaufen? Euer Ergebener hat dazu eine Theorie. Kickl hat sich ja seine Sporen als Schöpfer nur allzu deutschen Reimguts verdient, und außerdem eignet ihm eine Fähigkeit, um die ihn mancher Amtsträger beneiden sollte: vor laufender Kamera grammatisch korrekte Sätze abzusondern, wie fragwürdig sie auch inhaltlich sein mögen. Nun ist die Grammatik ja nichts anderes als kodifiziertes Sprachrecht. Mithin ist Kicklk zumindest in dieser Hinsicht bereit, die Politik hinter das Recht zu stellen. Warum also nicht auch in juristischen Dingen? Das liegt an der Entropie und an China. Erstens: Entropie (das ist wichtig für alle, die gern Sachen herumliegen lassen) bedeutet, dass alles immer eintöniger und schlichter wird, weil das Universum sich einfach für nichts so richtig interessiert. Es ist dem großen Ganzen egal, ob du nie deine Socken aufhebst, und aus Sicht des Universums ist es nur richtig, wenn irgendwann deine ganze Wohnung den bräunlichen Ton getragener Fußfutterale annimmt.
Zweitens: Wer es im alten China als Beamter zu etwas bringen wollte – etwa zu einer Richterstelle –, der musste im Wege einer staatlichen Prüfung beweisen, dass er poetisch nicht gerade Margarita war (Margarita sein: ugs. für „nichts drauf haben“). Da galt es durch das chinesische Äquivalent eines geschliffenen Sonetts zu beweisen, dass man der angestrebten Herausforderung auch wirklich gewachsen war. Das heißt aber, dass zwar die Sprache der Grammatik folgt, das Recht aber der Sprache, also der Politik, weil man eben dichten musste, um eine Juristenstelle zu erhalten, und nicht einen Prozess führen, um einen Lorbeerkranz zu erringen, oder was immer die damals in China anstatt Lorbeerkränzen verwendet haben.
Weil also das Universum immer sockenstinkiger wird, ist es sonnenklar, dass das Verdienst eines Reims von Islam auf daham heutzutage als Qualifikation für ein Amt ausreicht, das es einem gestattet, in Richtung hart erkämpfter Rechte einen fahren zu lassen und diesen auch gleich anzuzünden, aber nur zum Spaß, nicht, weil man irgendwas in Brand zu stecken beabsichtigt. So, glaubt euer Zweckdichter, ist das mit Kickl.