Wir kiefeln, o teure Lesehäschen, noch immer an der Frage
des Primats: Wenn du die Politik und
das Recht zum Diner einlädst, wer
darf dann zuerst das Speisezimmer betreten? In der Royal Navy war die Sache mitunter kompliziert, wenn zum Beispiel
ein Earl im Range eines 1. Offiziers und ein Kapitän, dessen Vater Schuhe
besohlt hatte, einander vor der Tür gegenüberstanden. Bei Politik und Recht ist
das insofern schwierig, als die Frage der Anciennität
sich kaum klären lassen wird. Politik – auch und gerade im Kickl’schen (oder
kicklschen!) Sinne – gibt es ja schon, seit ein Affe dem andern mit dem Stecken
einen Scheitel gezogen hat, also ziemlich lange.
Die Sache ließe sich natürlich im Gefolge Bismarcks klären, der sich bekanntlich
einst der Frage gegenübersah, wie die Sitzordnung an einem runden Tisch zu
gestalten sei und die Situation mit der Feststellung bereinigte, wo er sitze,
sei oben. Diese Lösung ist ebenso einfach wie sauber, erfordert allerdings ein
gewisses Minimum an politischem Format, sonst kann die Geschichte leicht ins
Gegenteil kippen. Im Falle Kickls
zum Beispiel ist das Risiko sehr groß, dass immer dort, wo Kickl sitzt, kein
anderer sitzt. Auf so etwas will man sich als Innenminister nicht einlassen.
Wie konnte dem Mann die Sache aber unterlaufen? Euer Ergebener
hat dazu eine Theorie. Kickl hat sich ja seine Sporen als Schöpfer nur allzu
deutschen Reimguts verdient, und außerdem eignet ihm eine Fähigkeit, um die ihn
mancher Amtsträger beneiden sollte: vor laufender Kamera grammatisch korrekte
Sätze abzusondern, wie fragwürdig sie auch inhaltlich sein mögen. Nun ist die
Grammatik ja nichts anderes als kodifiziertes Sprachrecht. Mithin ist Kicklk zumindest in dieser Hinsicht bereit,
die Politik hinter das Recht zu stellen. Warum also nicht auch in juristischen
Dingen? Das liegt an der Entropie
und an China. Erstens: Entropie (das
ist wichtig für alle, die gern Sachen herumliegen lassen) bedeutet, dass alles
immer eintöniger und schlichter wird, weil das Universum sich einfach für
nichts so richtig interessiert. Es ist dem großen Ganzen egal, ob du nie deine
Socken aufhebst, und aus Sicht des Universums ist es nur richtig, wenn
irgendwann deine ganze Wohnung den bräunlichen Ton getragener Fußfutterale
annimmt.
Zweitens: Wer es im alten China als Beamter zu etwas bringen
wollte – etwa zu einer Richterstelle –, der musste im Wege einer staatlichen
Prüfung beweisen, dass er poetisch nicht gerade Margarita war (Margarita
sein: ugs. für „nichts drauf haben“). Da galt es durch das chinesische Äquivalent
eines geschliffenen Sonetts zu
beweisen, dass man der angestrebten Herausforderung auch wirklich gewachsen
war. Das heißt aber, dass zwar die Sprache der Grammatik folgt, das Recht aber
der Sprache, also der Politik, weil man eben dichten musste, um eine Juristenstelle zu erhalten,
und nicht einen Prozess führen, um einen Lorbeerkranz zu erringen, oder was
immer die damals in China anstatt Lorbeerkränzen verwendet haben.
Weil also das Universum immer sockenstinkiger wird, ist es sonnenklar, dass das Verdienst eines Reims
von Islam auf daham heutzutage als Qualifikation für ein Amt ausreicht, das es
einem gestattet, in Richtung hart erkämpfter Rechte einen fahren zu lassen und
diesen auch gleich anzuzünden, aber nur zum Spaß, nicht, weil man irgendwas in Brand
zu stecken beabsichtigt. So, glaubt euer Zweckdichter, ist das mit Kickl.
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