So, meine lieben Lesehäschen. Die Wogen haben sich
geglättet. Die Regierung arbeitet. Plötzlich können alle Parteien miteinander
reden. Der jüngste Altbundeskanzler
aller Zeiten hat endlich Muße, mit den Menschen zu reden. Er nutzt die Gelegenheit,
um sich zum Beispiel bei der Kripo St. Pölten Tipps dafür zu holen, wie maneinen Bankomaten knackt. Man weiß ja nie. Denn klar ist leider: Auch die
schönste Zeit geht einmal vorbei. Irgendwann hat sich das Geplauder, und plötzlich
haben alle anderen schon mit dem Wahlkampf angefangen! „Nicht einschlafen,
Sebastian!“ möchte man dem hoffnungsfrohen Jungspund zurufen. „Die andern
bereiten sich insgeheim auf die heiße Phase vor! Mach auch du dich fit!“ Ja,
wenn Kurz weiterhin mit den Menschen redet, anstatt endlich den Wahlkampf
anzugehen, dann sehe ich schwarz für Türkis.
Nicht nur hat die schöne wahlkampffreie Zeit irgendwann ein
Ende. Ganz viele Sachen haben auch mindestens zwei Seiten. Zum Beispiel die allseits
(hihi) bekannte Medaille, das Brett vor dem Kopf oder auch so manches Buch, ausgenommen
das Liederbuch vom Herrn Landbauer, wenn er alles weglässt, wovor einem
ordentlichen Menschen grausen könnte.
Andere Sachen haben nur eine Seite. Zum Beispiel nicht wenige
Sichtweisen, aber auch ein Blatt Papier. HALT,
STOPP! tönt es da aus den hinteren Reihen. „Ein Blatt Papier hat doch zwei
Seiten!“ Unfug, muss ich euch da erwidern. Denn wir denken allzumal digital first, alles andere wäre total
2011. Und im Digitalbereich gedeiht der onepager
schon lange besser als selbst des dümmsten Landwirts Feldfrüchte. (Für alle,
die sich gerade am Kopf kratzen: Ein onepager
ist eine Website, deren sämtlicher Inhalt durch Scrollen sichtbar wird,
ohne dass man irgendwelche Menüpunkte oder Links anklicken müsste.) Dieses
Erfolgsrezept, so dachte sich der Kunde, muss sich doch auf den fußgängerfaden Analogbereich
übertragen lassen! Kreieren wir also den gedruckten onepager!
Das wäre noch nichts Aufregendes, schließlich kommt das Wort
scrollen nicht umsonst von scroll, dem englischen Begriff für die Schriftrolle, die damit als die Mutter
aller onepager agnosziert ist. Sie
heißt deshalb mit Recht so, weil standardmäßig nur die Innenseite beschrieben
wurde. (Bisweilen wurde auch die Außenseite genutzt, aber erst im Nachhinein. So
etwas heißt dann Opisthographon, und
schon habt ihr wieder was fürs Kreuzworträtsel gelernt.)
Anders liegt der Fall beim erwähnten, kundenseitig kreierten
oder besser angedachten Beispiel,
womit wunderbar ausgedrückt wäre, dass die Sache nicht zu Ende gedacht wurde.
Dort handelte es sich nämlich um ein hundsordinäres A4-Blatt, dessen Vorder-
wie Rückseite bedruckt werden sollten. Deshalb hier eine Verlautbarung im
öffentlichen Interesse: Ein Blatt hat
eine Vorder- und eine Rückseite, früher auch bekannt als recto und verso, also die richtige und die verkehrte. Von einem Einseiter kann man gefassten Herzens
sprechen, wenn eine Seite eines Blattes bedruckt (oder beschrieben) ist. Wenn
hingegen Vorder- und Rückseite von nützlichen Infos nur so strotzen wie das Euter
einer zu lange ungemolkenen Kuh, dann stimmt das Wort vom onepager hinten und vorne nicht, weil es insgesamt zwei Seiten sind, auf Englisch two pages.
Danke, schönes Wochenende!
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