Freitag, 11. Dezember 2020

Recht haben

 

Wie angeteast, meine lieben Lesehäschen, ist es Zeit, sich den einen oder anderen laienhaften Gedanken über Rechte zu machen. Für alle, die es nicht kennen: Rechte sind was sehr Schönes, besonders, wenn man sie selber hat. Haben andere sie, kann das bisweilen lästig sein, aber aber da muss man sich halt arrangieren. Die vorübergehend hoffnungsfrohe SPD-Tante Franziska Giffey gab gewaltbereiten Mitmenschen einmal als Anhaltspunkt, dass deren Recht, den Arm auszustrecken, dort ende, wo ihre (also Frau Giffeys) Nase beginnt. So weit, so klar.

Das gilt übrigens auch für Andreas Khol. Seiner Ansicht nach hat ja Pamela Rendi-Wagner „danach gerufen, ihr eine aufzulegen“, was, wie er danach zu präzisieren gezwungen war, eine urtirolerische Formulierung dafür ist, „dass man Frau Rendi-Wagner für ihre unsachlichen Aussagen über die Bundesregierung kritisieren muss“. Damit haben wir alle etwas dazugelernt, und es bleibt nur zu ergänzen, dass man auch Herrn Khol dafür kritisieren muss (vielleicht mit der flachen Hand, keine Ahnung, wie er das gemeint hat, am besten fragt ihr ihn selber), dass er sein einstiges Wahlvolk derart für blöd verkaufen zu können glaubt.

Besonders hübsche Rechte sind die Menschenrechte. Da gibt es zum Beispiel das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, aber auch so Sachen wie die Reise- und Versammlungsfreiheit oder die Meinungsfreiheit, dank welcher du auf die Straße gehen und auf Politiker schimpfen darfst. Zumindest meistens. Denn es können ja, wie wir auf die harte Tour gelernt haben, Umstände eintreten, die quasi der Supertrumpf der Gesellschaft sind. So ein dunkler Supertrumpf ist Covid. Es sticht das eine oder andere Menschenrecht, weshalb wir eben nicht so einfach gemeinsam über die Politik schimpfen, um den Globus fliegen oder uns absichtslos zusammenrotten dürfen.

Wie es aber im Quartettspiel der Würde einen Supertrumpf gibt, der Menschenrechte sticht, gibt es – Glück oder nicht – auch einen Hypertrumpf, gegen den der Supertrumpf abstinkt. Denn man kann wohl, um eine Pandemie im Zaum zu halten, die Bevölkerung zum Daheimbleiben anhalten. Man kann das Versammlungsrecht einschränken, man kann das Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben auf Standby schalten. Und selbstverständlich kann man die Leute dazu verpflichten, Schutzmasken zu tragen – die Kunden im Supermarkt oder in der Apotheke, die Fahrgäste im Bus und die Schüler im Unterricht. Doch genau hier findet der Pandemiesupertrumpf endlich seinen würdigen Gegner. Denn es ist kein Problem, den Schülern Masken umzuschnallen, sonst hält die ganze Klasse die Luft an! Den Lehrern aber – jenen Lehrern, die in einem herkömmlichen Klassenzimmer mit Abstand am meisten reden und damit im Falle eines blöden Falles auch am meisten Viren von sich blasen – den Lehrern kann man das nur empfehlen, nahelegen, auf ihren gesunden Menschenverstand zählen und sonst noch allerlei.

Man kann sie aber nicht dazu verpflichten. Denn das, meine lieben Lesehäschen, wäre ein Eingriff in das Dienstrecht. Wir lernen also in der Schule, aber sehr wohl fürs Leben, dass das österreichische Lehrerdienstrecht ein noch wertvolleres Gut ist als jedes hergelaufene Menschenrecht!

Mindestens so wertvoll ist natürlich die österreichische Justiz. Mit einer Woche Verspätung erheben wir unsere Gläser auf sie. Prost! Und schönes Wochenende.

 

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