Freitag, 14. Januar 2022

Anders überlegt

 

Er hat, o teure Lesehäschen, das alles nicht so gemeint. Nämlich unser vielgeliebter Ex- und Altbasti, als welcher nun seine wahre Bestimmung gefunden hat, nämlich, für Lex Luthor den Reserveexpolitiker zu geben. Es ist ja nichts dabei, wenn man seine Meinung ändert, die Prioritäten im Leben bleiben auch nicht immer dieselben, und zwischen einem unschuldigen „darf ich ein Eis?“ und einem resignierten „Hauptsache, gesund!“ ist Platz für gar manchen Sinneswandel.

Wir erinnern uns: Anfang Dezember erklärte unser Lieblingskurz, dass seine Leidenschaft für Politik nur mehr glose anstatt zu lodern. Außerdem wolle er sich nunmehro ganz der Familie widmen, weil so ein Konstantinbauxerl einfach das Schönste auf der Welt sei.

Nicht lang, und es kam der alljährliche Sonderfalter heraus, der unter dem Titel Geilzeit die heilige Kurzfamilie zeigte. Allgemein war man der Ansicht, dies sei kein Meilenstein des guten Geschmacks, weil die Designabteilung der Frau Thier einen gemalten Busen anmontiert hatte. Die feine satirische Klinge wurde hier jedenfalls nicht geführt, der Humor bewegte sich eher auf dem Niveau jener Sperrholzwände, wo vorne ein Esel aufgemalt ist. Jedoch hat die Planke anstelle des Eselskopfes ein Loch, durch das man den eigenen Plutzer stecken kann, zum Gaudium des Publikums. So kam die Exkanzlergefährtin (nicht: Kanzlerexgefährtin) zu einer nackten Brust in Öl, was wohl nicht jedermanns Sache ist.

Die Frage ist aber: Ist der wahrscheinlich bedauernswerten Frau Thier eine derbere Verarsche von jenem Grafiker widerfahren, der ihr Antlitz in ein barockes Gemälde gepflanzt hat, inklusive Nippelblitzer? Oder doch von jenem Lebensgefährten, der ganz Österreich und damit auch ihr weisgemacht hat, er wolle sich verstärkt der Familie widmen, um dann einen Pendlerjob in Kalifornien anzunehmen?

Möglicherweise übersiedelt man ja geschlossen in den Golden State. Euer Ergebener würde, wenn man es sich aussuchen kann, ein Kind eher in einer Gegend großziehen, wo es keine Waldbrandsaison gibt, aber Geschmäcker und Watschen sind bekanntlich verschieden.

Doch bleiben weitere Fragen offen. Als Eva Glawischnig einst aus der Politik zu Novomatic wechselte, übernahm die Tagespresse die Agenturmeldung 1:1, weil die Satire der Realität nichts mehr hinzuzufügen hatte. Sie wiederholte diesen Schritt nicht, als bekannt wurde, dass Kurz sein segensreiches Wirken in den Dienst Peter Thiels zu stellen gedachte. Das leuchtet ein, weil bei Glawischnig alle überrascht waren, während man bei Kurz nur versonnen nicken kann: Plötzlich ergibt alles einen Sinn.  

Wahrscheinlich hat sich noch keiner die Macht im Staat mit größerer Zielstrebigkeit gesichert und wusste dann weniger damit anzufangen als Kurz, abgesehen davon, seine Schäfchen und die seiner Haberer ins Trockene zu bringen. Das kann ja nicht alles im Leben gewesen sein! So dachte Sebastian mit Recht. Kein Wunder, dass in seinem Herzen die Flamme für die Politik erloschen ist. Und noch weniger Wunder, dass er sich nun der hehren Aufgabe widmen wird, die Demokratie, dieses überkommene Graffelwerk, endlich plattzumachen. Denn dies ist schließlich das Ziel seines neuen Brötchengebers. Wir wünschen dem kleinen Sebastian viel Glück auf seinem Lebensweg. Denn wahrscheinlich haben wir es nicht anders verdient.

Schönes Wochenende!

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