Jetzt, o teure Lesehäschen, schlägt euch die Stunde der Wahrheit. Wie steht ihr zu Kathleen Stock? Ihr wisst schon, das ist die lesbische englische Feministin, die aus ihrer Professorinnenstelle gemobbt wurde, weil sie nicht und nicht davon abgehen will, dass Geschlecht schon auch eine biologische Seite hat und man zwar so oder so oder noch anders „identifizieren“ kann. (Dass identifizieren in diesem Zusammenhang immer intransitiv ist, sollte uns vielleicht zu denken geben. Wenn man niemanden als etwas identifiziert, wie es einst üblich war, dann kann es uns eventuell eh wurscht sein, wer so objektfrei identifiziert.) Wo waren wir? Also: Dass man zwar sein eigenes gender auf unterschiedliche Weisen sehen kann, dass aber der Körper Funktionalitäten mitbringt oder eben nicht, die irgendwie vage an etwas erinnern, das einst das binäre Geschlechterkonzept war.
Tja. Die einen sagen so, die andern so. Ich aber sage euch: Money talks. Wenn Leute bereit sind, im Tausch gegen das unmittelbare Resultat biologischer Geschlechtsmerkmale Kohle auf den Tisch des Hauses zu knallen, und zwar nicht zu knapp, dann sollten wir zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass diese biologischen Merkmale tatsächlich existieren.
(Das Gegenteil davon ist, nebenbei bemerkt, das stärkste Argument gegen sogenannte Kryptowährungen, mit herzlichem Dank an Jamie Zawinski: Wenn du keine Pornographie damit kaufen kannst, zählt es nicht als Währung.)
Nun gibt es Leute, die deshalb mit Geldbündeln wacheln: Sie hätten gern ein Kind, aber ihre eigene Biologie ist dagegen. Deshalb bieten sie Währung im Tausch gegen menschliche Eizellen. Das sehen viele nicht gern. In Deutschland ist die Eizellenspende verboten, während man dort sehr wohl seinen Körper, seine Arbeitskraft, sein Blutplasma und sogar sein Sperma zu Markte tragen darf – da haut das Hodenkartell wohl wieder rein. In Österreich ist sie erlaubt, aber nur, wenn sie vollrohr altruistisch und also im Tausch gegen rein garnix stattfindet. Das hat zur Folge, dass kaum eine Frau bereit ist, ihre Eizellen zu spenden, weshalb sich die Eizellbedürftigen anderweitig umschauen, zum Beispiel weiter östlich beziehungsweise von hier aus gesehen nördlich. Als sich kürzlich in der ZEIT zwei zu einem Streitgespräch fanden, führte eine Soziologin namens Susanne Schultz ins Treffen, dass etwa in Tschechien für Eizellen um die 1.500 Euro bezahlt würden. Das sei für dortige Arbeiterinnen und Studentinnen viel Geld. Und deshalb sei die Spende gegen Geld verwerflich, weil durch das Angebot einer relativ hohen Summe deren Notlage ausgenutzt werde.
Euer Zweckdichter hat zur Eizellenspende nicht wirklich eine qualifizierte Meinung. Nun stehen wir aber vor folgendem Sachverhalt:
Menschen haben etwas zu bieten, das definitiv ihnen gehört. Sie sind bereit, sich davon zu trennen. Die Marktverhältnisse bedingen, dass sie dafür einen verhältnismäßig hohen Preis bekommen. Jemand, der diesen Preis zu zahlen bereit ist, nutzt damit ihre Notlage aus.
Also, wenn das so ist, sind wir mit dem Kapitalismus durch. Schönes Wochenende!
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