Von der Gamification, die Billigfluglinien so attraktiv macht, war hieramts schon die Rede, o fernwehgeplagte Lesehäschen: Man zahlt ja den lächerlichen Preis nicht für den Flug (der dank Zertifikatshandel übrigens CO2-technisch wurscht ist, solange du in Europa bleibt – die Zertifikate sind gekauft und werden garantiert verbraucht, ob du fliegst oder nicht), sondern für das Privileg, sich mit der fiesen Fluglinie zu matchen und zu sehen, ob du es wirklich schaffst, um diesen Preis zu fliegen oder ob du in eine der zahlreichen Fallen tappst wie zum Beispiel jene, den Online-Check-in zu vergessen, was eine Deppensteuer in mehrfacher Höhe des Ticketpreises nach sich zieht.
Übrigens musst du zwar online einchecken, um besagte Deppensteuer zu sparen. Du kannst das aber nur für den Hinflug erledigen, weil dies erst 24 Stunden im Voraus möglich ist. Es sei denn, du klickst den kleinen Schalter, auf dem „Check-in freischalten“ steht. Dann geht es auch für den Rückflug, vorausgesetzt, du wählst bereits deinen Sitzplatz aus, was wiederum von acht Euro aufwärts kostet, während der zufällig zugewiesene ohne Extragebühr benützt werden kann. Du beschließt also, es zu riskieren, dass du in der Ferne einen Drucker findest. Es gibt aber keinen Zurück-Button. Du musst dich wieder ausloggen und von vorn anfangen.
Und so weiter – die Reise mit Billiganbietern ist wie ein schlechtes Textadventure aus den 80ern. You are in a maze of twisty little extra offers, all alike. Man fragt sich, wie das läuft, wenn man sich als Kopilot für einen Flug eintragen will, wofür man ja bekanntlich ebenfalls bezahlen muss. Da es dort schwer möglich ist, einen Platz zufällig anzuweisen, kostet vielleicht das Sitzpolster extra?
Die Ähnlichkeit mit einem Textadventure endet jedenfalls, wenn du dann wirklich so weit bist, deine Bordkarten auszudrucken. Du musst sie ausdrucken, sonst sind sie nicht gültig. (Du könntest auch die App installieren, doch leider lehrt die Erfahrung, dass diese alles andere als harmlos ist, zumal besser abgehangene Leute wie euer Ergebener, also solche, die schon länger Genossen der Zeit sind, auf dem kleinen Bildschirm Fallstricken schwerer ausweichen als auf dem großen.)
Also lädst du das PDF herunter und druckst es. Und hast verloren. Denn ganz egal, wie genau du liest, ergeben noch einmal an den Start zurückkehrst, gut versteckte Auswahlmöglichkeiten findest und so weiter: Spätestens beim Drucken haben sie dich doch. Denn nicht nur hat die erste Bordkarte einen vollflächig blauen Hintergrund, aus keinem anderen Grund als jenem, dass irgendwer dass nett gefunden hat (die weiteren sind nämlich weiß). Die Bordkarte nimmt auch nur ein Viertel der PDF-Seite ein. Zwei weitere enthalten nützliche Hinweise, die Geld kosten, wenn du sie befolgst. Das vierte Viertel aber ist: eine vollflächige Anzeige für irgendwas anderes von Ryanair. Wie geschickt du dich also auch anstellst, am Ende schenkst du Ryanair deine Druckertinte für ihre Werbung. Guten Flug und schönes Wochenende!
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