Die Natur, meine teuren und schamgesunden Lesehäschen, ist keine Peepshow. In einer Zeit, da humanoide Roboter lernen, wie man an der Stange tanzt (und wer jetzt glaubt, das sei zu Blade Runner, um wahr zu sein, der googlet zur Strafe eine Runde und schweigt dann beschämt), ist es anscheinend nicht mehr statthaft, in den Zoo zu gehen, um die Tiere zu sehen. (Dass sie keine Namen mehr kriegen sollen, oder höchstens solche wie die Kinder von Elon Musk, hätte einen da auch nicht mehr überrascht, war aber doch nicht so gemeint.) Denn der Ethiker und Theologe Kurt Remele erklärt in einem Standard-Gastkommentar, es sei moralisch schwer haltbar, sich die Tiere im Zoo anzuschauen.
Warum das so sein soll, wird leider aus dem Artikel nicht recht klar, beziehungsweise erschöpft sich die Argumentation weitgehend darin, dass früher auch Menschen zur Schau gestellt wurden, was heute nicht mehr okay ist. Inwiefern daraus die Verwerflichkeit des Zoos als Anstalt zur – unter anderm – Befriedigung der Schaulust folgt, bleibt offen. Die Rechnung, die Tieren die gleichen Rechte zubilligt wie Menschen, geht ja leider nicht auf. Denn aus diesen Rechten folgt nicht nur, dass wir keine Tiere essen sollen, sondern dass wir sie überhaupt nicht gebrauchen dürfen, um Bedürfnisse oder Wünsche zu befriedigen. Es folgt daraus weiters (da es keine Rechte ohne entsprechende Pflichten gibt), dass auch Tiere keine Tiere verzehren dürfen. Dies dürfte eine Kluft aufbrechen lassen, die vermutlich (ohne dass sich euer Ergebener da jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen will) entlang der Pflanzenfressergrenze verlaufen dürfte. Damit wäre auch in der Tierwelt der worst case, nämlich die Spaltung der Gesellschaft, eingetreten, und genau wie bei den Menschen würde dabei übersehen, dass solche Spaltungen immer schon Faktum waren.
Denn unsere Schaulust ist ja nur eines von vielen Bedürfnissen, die wir mit Hilfe von Tieren befriedigen. Wer eine Katze hält, damit schon jemand zuhause ist, wenn man abends heimkommt, hat dafür nicht das Einverständnis der Katze eingeholt. Der Hundewelpe wird nicht gefragt, ob er eine Karriere in der Sehbehindertenunterstützung anstrebt oder lieber im Körbchen chillt. Wenn er dann ein Blindenhund geworden ist, wird er für seine größere Verantwortung nicht besser bezahlt als der lästige Buschbrunzer, der den lieben langen Tag nichts tut als den Staubsauger zu verbellen und dafür Leckerli zu kassieren.
Das Problem ist ja auch nicht die Schaulust an sich. Allerlei Stuntmen, Stangentänzerinnen und Zirkusmenschen verdienen mit deren Befriedigung ihren Lebensunterhalt. Freilich in der Regel aus freien Stücken. Doch wer wollte einen Orang-Utan fragen, ob er lieber vor der Palmölindustrie zittert oder in Schönbrunn ein Bild malt, um den Preis, sich dabei zuschauen zu lassen?
Kurz: Euer Zweckdichter hat das Gefühl, wir könnten auf dieser Pandorabüchse eventuell den Deckel drauflassen, weil das mit der Befriedigung, die wir uns bei Tieren holen, halt ein weites Feld ist. Vielleicht bescheiden wir uns stattdessen damit, dass im Zoo nicht nur wir die Tiere betrachten, sondern auch die Tiere uns, mit dem Unterschied, dass die Tiere freie Kost und Logis bekommen, während wir dafür bezahlen. Schönes Wochenende!
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