Freitag, 13. Oktober 2023

Slapstick

Euer Ergebener ist hiermit raus, o teure Lesehäschen. Man konnte nur zu gut nachvollziehen, warum Putin die Ukraine überfiel oder warum die Rechte regelmäßig gegen Klimaschutzmaßnahmen zu Felde zieht. Die Gründe sind nicht erfreulich oder menschlich oder in einem größeren Zusammenhang vernünftig. Aber wenn man ein partiell durchgeknallter Autokrat oder ein postengeiler Wappler auf Stimmenfang wäre, würde man eventuell ähnlich verfahren.

Doch was in die Hamas gefahren ist, bleibt mir komplett rätselhaft. Die israelische Armee (normalerweise der Verein, bei dem Chuck Norris hin und wieder einen Kurs in Kein-Weichei-Sein belegt) und der Mossad (normalerweise der Verein, von dem die NSA sich erklären lässt, wie man Sachen herausfindet, die jemand geheimhalten will) mögen nicht auf der Höhe gewesen sein, sodass sich die Möglichkeit bot, Israel zu überfallen. Aber Leute: Das wird es nicht gewesen sein. Da kommen jetzt viele Soldaten mit vielen hochmodernen Waffen, und es werden Menschen, die man für das Volk der Hamas hielt, sehr schlimme Dinge widerfahren. Kann man als Organisation wirklich an einen Punkt gelangen, wo einem das einfach egal ist?

Anscheinend schon, und so nimmt die Tragödie ihren Lauf. Dass das österreichische Bundesheer sofort die Farce dazu liefert, indem man darauf besteht, die Österreicher nicht mit einem ganz normalen Linienflugzeug aus Israel zu bringen, wie das die Deutschen tun, sondern mit einer über 50 Jahre alten Bundesheermaschine, die dann nicht einsatzbereit ist – also, wenn ich Netanyahu wäre, hätte ich den österreichischen Botschafter einbestellt und ihm in aller Freundschaft gesagt, dass die Österreicher bitte den Blödsinn lassen sollen, wir haben alle Sinn für Humor, aber die Situation ist ernst und es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für derartigen Klamauk. Es fehlte nur noch Heinz Prüller seligen Angedenkens, der das Debakel zweifellos mit einem markigen Satz à la Es kann sich nur um einen technischen Defekt handeln kommentiert hätte, wie er das auch zu tun pflegte, wenn aus einem Formel-1-Auto Rauch aufzusteigen begann, wobei er vielleicht noch an die unvergessliche Szene erinnert hätte, als 1975 in München ein Flugzeug starten wollte und daraus auch nichts wurde.

Merke: Wenn irgendwo etwas Schlimmes passiert, sollte man möglichst nichts tun, wozu im Kopf der Zuschauer als Soundtrack Yakety Sax zu spielen beginnt.

Aber Netanyahu hat halt auch was anderes zu tun: Verschleiern, was er alles verbockt hat, nicht in den Knast kommen, was einen heutzutage als Politiker auf der Höhe des Zeitgeistes halt so beschäftigt. Hat eigentlich noch irgendwer den Überblick, wie es um die diversen Verfahren gegen frühere Mitglieder unserer hochverehrten Bundesregierung steht? Bleibt Karl Heinz auf freiem Fuß? Hat Sebastian Grund zur Nervosität? Es lässt schon auf den Zustand einer Demokratie schließen, wenn einem so etwas in Wahrheit wurscht ist. Naja. Schönes Wochenende.


 

Freitag, 6. Oktober 2023

Der Geschirrspüler des Teufels

 

Diese Woche, o vielgeliebte Lesehäschen, haben wir kein Thema. Es ist alles gesagt. Wir wissen, was los ist und wir ahnen, dass es mühsamer wird.

Nämlich auch sprachlich. In einem jener gefährlichen Foren, in denen Leute Fragen zu Formulierungen stellen, wollte heute jemand wissen, ob das ist bedrohlich und das ist bedrohend „gleichwertig“ seien und ob man Letzteres also sagen könne.

Die Antwort kann natürlich nur lauten: Klar kann man das sagen. Man kann auch grzwlfzw fickfrosch autolesend blkjs sagen. Ob man das sagen sollte, ist aber eine ganz andere Frage. Euer Ergebener tendiert zu „eher nein“. Ebensogut könnte man fragen, ob Spritzwein und Eigenurin gleichwertig sind. Die beiden sind nur einen Nierendurchgang voneinander entfernt, also was soll’s?

Jetzt ohne Blödelei: Warum zum Geier sollte man das Partizip „bedrohend“ verwenden, wenn es ein wunderbares Adjektiv gibt, das genau das bedeutet, was man sagen will? Ich kann ja noch verstehen, dass sich einer mit dem Partizip behilft, wenn ein exakt gleichbedeutendes Adjektiv fehlt, wie es etwa bei wohlwollend oder funkelnd der Fall ist. Aber das ist bedrohend wirkt so, als wollte jemand dem Deutschen eine ing-Form aufpropfen. Macht einen so schlanken Fuß wie ein dritter Arm, wenn ihr mich fragt.

Und sonst so? Willhaben ist, was es immer war, nämlich wie die Pralinenschachtel von Forrest Gump: Man weiß nie, was man kriegt, besser gesagt: wen man kriegt. Zum Beispiel hatte der Zweckdichter einen mäßig ramponierten, aber funktionsfähigen Geschirrspüler für sehr wenig Geld loszuschlagen. Im Laufe von fast drei Wochen versicherten acht verschiedene Personen bei elf verschiedenen Gelegenheiten, sie würden das Ding „übermorgen“ holen. Sie alle logen, drei davon sogar zweimal. Euer Ergebener fühlte sich so wie der Held in Robert Louis Stevensons Geschichte The Bottle Imp: Einst kam eine Flasche auf die Erde mit einem Dämon darin. Du kannst die Flasche kaufen, und der Dämon erfüllt dir jeden Wunsch, so lange du sie besitzt. So weit, so lässig, nur: Wenn du als Flaschenbesitzer stirbst, gehört deine Seele dem Teufel. Will man nicht, deshalb sieht man nach Erfüllung der gröberen Wünsche zu, dass man die Flasche wieder loswird. Das Problem ist: Man kann die Flasche nicht wegwerfen oder verschenken, sondern nur verkaufen, und zwar mit Verlust, also für weniger, als man selbst dafür bezahlt hat. Da es die Flasche schon ziemlich lange gibt und sie durch viele Hände gegangen ist, liegt der Preis zu Beginn der Geschichte in Regionen, wo man schon ins Grübeln kommt.

Ziemlich genauso war es auch mit dem Geschirrspüler, nur mit dem Unterschied, dass kein Dämon darin wohnte, sondern dass er offensichtlich schlicht verflucht war. Wünsche erfüllte er nämlich keine. Erst im zwölften Versuch holte ihn eine gemütliche Dame tatsächlich. Ich wünsche ihr ein langes, erfülltes Leben. Ebenso den Herrschaften, die beim ersten vereinbarten Termin pünktlich aufgetaucht sind, um eine Bettstatt zu kaufen, und das ohne Preisnachverhandlung.

Schönes Wochenende!