Wie, o substanzunabhängig fröhliche Lesehäschen, war das eigentlich früher mit den Drogen? Besser gesagt: ohne Drogen? Die Frage verdanken wir dem Zweckdichterbalg, das menschliches Verhalten mit gleichbleibender Neugier und wechselnder Verblüffung betrachtet. Zwar heißt es immer, dass die Menschheit von Anbeginn lustige Sachen zu sich genommen hat, und wahrscheinlich hat sie damit nicht einmal bis zur Menschwerdung gewartet. Schließlich wissen wir, dass das südostasiatische Baumspitzhörnchen vom fermentierten Nektar gern einen über den Durst schluckt, dass junge Seidenschwänze im Gegensatz zur gern zitierten Weisheit eben nicht wissen, wann es mit den vergorenen Vogelbeeren (yummy!) genug ist und dass Rentiere so viele Fliegenpilze vertragen, dass man sogar noch von ihrem Urin high wird. Dieser ist natürlich Schamanen vorbehalten, während das Fußvolk wiederum auf dessen Urin warten muss, der auch noch ordentlich kickt. I shit you not.
Nun hatte man aber die längste Zeit nur die Wahl zwischen alkoholartigem Zeug, d.h. bei hinreichendem Konsum braucht man was zum Festhalten und sollte lieber keine Entscheidungen irgendwelcher Tragweite treffen (Bier, vergorene Vogelbeeren, Marihuana). Und acidartigem Zeug, d.h. man erlebt interessante Dinge und ist außerstande, Entscheidungen von irgendwelcher Tragweite zu treffen (Rentier-auf-Fliegenpilzen-Urin, Ayahuasca, Spezialschwammerln).
Man musste aber ohne Substanzen auskommen, die einen so richtig lässig berauschen, wie auch ohne solche, dank derer man sich großartig und der Welt einen Haxen auszureißen ohne weiteres imstande fühlt. Wenn man sich die Weltgeschichte so anschaut, fragt man sich, wie das funktionieren konnte, und stellt fest: Die wichtigste Voraussetzung dafür, sich in die Weltgeschichte dauerhaft (wenn auch nicht immer erfreulich) einzuschreiben, bestand weniger in Charisma oder Zielstrebigkeit als vielmehr darin, sich weitgehend nüchtern aufzuführen, als hätte man gerade am Plumpsklo eine Line gezogen, und zwar nicht die erste des Tages. An herausragenden Persönlichkeiten von Alexander bis Napoleon vermag manches zu verblüffen, aber wahrscheinlich nichts so sehr wie die Tatsache, dass sie das alles weitgehend nüchtern vollbracht haben. Wir lernen daraus, dass man nicht nur ohne Alkohol fröhlich, sondern auch ohne Kokain größenwahnsinnig sein kann.
Zum Abschluss erinnern wir uns eines wunderbaren Reims:
LSD und andere Drogen
Wirken stark halluzinogen.
Schönes Wochenende!