Freitag, 28. Juni 2024

Blabla

Nun zu etwas ganz anderem, o trashverliebte Lesehäschen. Nämlich zum Technobabble. So heißt das, wenn in Science Fiction der glatter gestrickten Sorte alles Mögliche, das vage mit Technik zu tun hat, einen Namen bekommt, der ein bisschen wichtiger klingt. In Star Wars zum Beispiel existieren keine Schraubenschlüssel, sondern ausschließlich „Hydroschlüssel“. Prinzipiell bekommen Leute in solchen Werken nie eine SMS, eine Nachricht oder eine Message, sondern immer eine transmission, selbst wenn die Mama den Buben wissen lässt, dass sie eh bald heimkommt. Die Fluxkompensatoren des Doc Brown sind längst Legende, ohne dass jemals geklärt werden hätte können, welcher Flux da kompensiert wird und warum. Unverzichtbar sind hingegen die Trägheitsdämpfer des Raumschiffs Enterprise, die (in Ermangelung jeglicher Sicherheitsgurte) dafür sorgen, dass die Leute nicht ständig herumgeschleudert werden, wenn wieder einmal die Romulaner aufmüpfig werden. So weit, so okay, doch so mancher Autor schießt übers Ziel hinaus, wenn es gilt, Laserstimmung zu verbreiten. Euer Ergebener hat sich nämlich nach Konsumation des recht erfreulich zweiten Teils von Dune hinreißen lassen, House Atreides zu lesen. Nicht etwa, weil es im Bücherregal schon vorhanden gewesen wäre und schon gar nicht, nachdem der Zweckdichter dafür Geld hingelegt hat. Vielmehr hat ein anderer Hausbewohner es beim Postkasten abgelegt, unter „brauch ich nicht mehr, aber vielleicht jemand anderer“. Wir halten ungefähr auf halber Strecke, und ich darf euch mitteilen: Solltet ihr das Ding auch irgendwo finden, lasst es liegen. Ein langatmiges und streckenweise geradezu infantiles Geschreibsel, das sich im von Frank Herbert geschaffenen, durchaus interessanten Universum breitmacht und die Vorgeschichte der bekannten Saga erzählen will, die offenbar erst durch ein Ausmaß von Verblödung möglich wurde, die in Lichtjahren gar nicht zu messen ist. Ins Bild fügen sich Sätze wie dieser, die die Autoren (es hat nämlich zweier bedurft, um den Stil von EvaReisinger in Science Fiction zu übersetzen) sich abgerungen haben.

He breakfasted on dehydrated fruits and dry cakes the Fremen women had baked in thermal ovens. Die schreiberische Hilflosigkeit zeigt sich schon an den “dehydrated fruits“, die auch in 12.000 Jahren mit Sicherheit „dried fruits“ sein werden, was sich aber nicht ausgeht, weil es ja unbedingt „dry cakes“ sein müssen und das blöd aussähe. Aber spätestens bei den „thermal ovens“ sind dieselben aus. Wie bitteschön sieht denn ein nicht-thermaler Ofen aus? Ist das dann ein Kühlschrank? Ein Küchenkasten? Ein Fahrrad? Man weiß es nicht.

Mein Rat: Lieber Furiosa schauen als Dune lesen. Geht schneller und macht wesentlich mehr Freude. Auch sind zwar in den letzten neun Jahren zwei Mad-Max-Filme erschienen, die beide alles ungespitzt in den Boden rammen, was sonst gerne dystopische Action wäre, doch ist die letzte Romanfassung in diesem Franchise fast 40 Jahre her. Und das ist gut so. Schönes Wochenende!


Freitag, 21. Juni 2024

Sumpfig

Es gibt, o vielgeliebte Lesehäschen, das eine oder andere Wort, bei dem man nicht so genau hinschauen sollte. Tut man es doch, dann wird man nicht mehr fertig damit. Wie der Dingens gesagt hat: Wenn man zu lange in den Abgrund schaut, schaut er zurück, und dann gute Nacht. Da reden wir noch nicht einmal vom „sanktionieren“, das bekanntlich sein eigenes Gegenteil bedeutet. Wer denkt sich denn so etwas aus und gibt es ein Wort für solche Wörter? Anscheinend nicht, aber es sollte eines geben, wenn ihr mich fragt. Zurück zum Thema.

Schon „Teamwork“, das auf den ersten Blick harmlos wirkt, wird kompliziert, sobald einem einfällt, dass es ja auch die Work-Life-Balance gibt oder zumindest geben sollte. Ist man da im Team Life oder im Team Work besser dran? Die im Team Work gehen ja sicher auch hin und wieder gemeinsam auf Bier, oder? Und wer überweist regelmäßig aufs Konto der Team-Life-Mitglieder?

Schwierige Sache das.

Noch schwieriger ist das Wort „Funktionskleidung“, das so tut, als diente es zur Unterscheidung einer Sorte Kleidung von anderen Sorten Kleidung. Aber ehrlich: Dafür taugt Funktionalität ja wohl Nüsse. Welche Kleidung ist denn funktionslos? Natürlich hält eine sog. Funktionsjacke länger trocken als ein Frack, wenn es Schusterbuben regnet. Aber bevor du dem King vorgestellt wirst, solltest du dir gut überlegen, ob du was Wetterfestes überwirfst (selbst wenn es von Barbour wäre) oder nicht doch lieber was, das bei Hofe funktioniert.

Beim anderen King, der jahrzehntelang der einzige King war, von dem üblicherweise die Rede sein konnte, wäre das eventuell etwas anderes gewesen, der war da weniger streng, dafür hätte er dir vielleicht etwas vorgerockt, was in seinen späterten Jahren auch nicht jedermanns Sache war.

Vielleicht noch eine Prise absurder ist die „Funktionsunterwäsche“. Merke: Unabhängig davon, wie wenig an einem Stück Unterwäsche dran ist, hat es IMMER mindestens eine Funktion.

Weil wir heute so modelastig unterwegs sind, enden wir mit dem Jogginganzug. Euer Ergebener hat keinen, aber wir wissen alle, dass der Besitz eines Jogginganzuges nicht das Geringste mit der tatsächlichen Joggingfrequenz des Betreffenden zu tun hat, weil es wahrscheinlich Jahrzehnte her ist, dass sich jemand zum Joggen in einen Jogginganzug geworfen hat. Dass der Zweckdichter weder joggt noch einen Jogginganzug im Schrank hat, ist also bloß ein Zufall. Schönes Wochenende!