Freitag, 8. November 2024

Macksen

 

Nun ist es also raus, o enttäuschte, wenn auch nicht überraschte Lesehäschen. Das Trumpeltier ist wieder da. Vergleiche mit Diktatoren der Vergangenheit sind überzogen. Zwar hatte auch Hitler mit Alkohol nix am Hut (stattdessen pfiff er sich reichlich Meth rein). Aber soweit bekannt, hat Trump, anders als Hitler, noch beide Hoden. Zum Thema Alkohol ist festzuhalten: Altbürgermeister Häupl zählte es bekanntlich zu seinen beruflichen Aufgaben, nie ohne Spritzerglas gesichtet zu werden. Trump seinerseits soll dem kolumbianischen Nasenleckerli nicht abgeneigt sein. Wer sich erinnert, wie angenehm es war, von einem Freund des Sprühweins regiert zu werden, kann von einer Koksokratie nichts Gutes hoffen. Dass den USA eine solche bevorsteht, ergibt sich zumindest aus der Expertise der seligen Carrie Fisher. Diese twitterte einst nach einer TV-Debatte, während welcher Trump ständig die Nase hochzog, auf die Frage, ob das vielleicht vom Koksen komme: „I’m an expert & ABSOLUTELY.“

Wer jemals Wall Street gesehen hat, den wird es kaum überraschen, dass der Donald, sehr im Unterschied zu seinem Entenhausener Namensvetter, dieser Macherdroge etwas abgewinnen könnte. Dass es sich um eine solche handelt, bezeugt auch die Sprache: „Koksen“ ist, soweit euer Ergebener das ausmachen kann, das einzige Verb, das die Konsumation einer Substanz bedeutet und unmittelbar vom entsprechenden Substantiv abgeleitet ist. Man schnitzelt nicht, man biert nicht, man tabakt nicht, man heroint nicht.

Aber koksen, das kann man.

Man kann zwar weinen, schnapsen oder reisen, aber mit solchen Flachheiten brauchen wir uns nicht aufzuhalten. Auch suppen tun nur schlecht verheilende Wunden. Früher konnte man – einzige Ausnahme – auch „haschen“, und zwar nicht, wenn die Kinder einander nachliefen, sondern wenn man einen Ofen anheizte, einen Joint rauchte, kiffte oder sonstwas. Doch hat „haschen“ erhellenderweise den Sprachgebrauch verlassen, als in der öffentlichen Wahrnehmung die Trennschärfe zwischen unterschiedlichen Drogen hinreichend gestiegen war. Wer also kokst, der ist schon mittendrin im Tun. Gleich danach ist man wahrscheinlich bereit, Deals auszuhandeln, einen Handelskrieg vom Zaun zu brechen und Klimaschutzmaßnahmen rückgängig zu machen. Aus dieser Perspektive leuchtet es auch ein, dass viele Küstenstaaten sich für die Demokraten entschieden haben: Wenn das Meer vor der Haustür ist, überlegt man es sich vielleicht zweimal, ob das Wahlversprechen „let’s fuck the planet and see if it fucks back“ wirklich verlockend klingt. In Louisiana, Florida oder den Carolinas bleibt der Mut zum Risiko hingegen ungebrochen.

Schönes Wochenende!


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