Jeder, der mich näher
kennt, wird bestätigen: Mein Leben ist Dienen, und sei es nur als schlechtes Beispiel. In
meinem Herzen weiß ich:
Dein bestes Glück, o Menschenkind,
Berede dich mitnichten,
Dass es erfüllte Wünsche sind
Es sind erfüllte Pflichten!
Deshalb lest ihr
heute wieder einmal eine stark serviceorientierte Kolumne. An euren
Freitagsschreiber wurden nämlich jüngstens mehrfach Anfragen herangetragen, die
ich gerne für euch zusammenfasse. Sie lauteten ungefähr: "Gehört da ein Apostroph?"
Da wird es natürlich
gefährlich. Die sog. Apostrophitis hat es zu einem eigenen Wikipedia-Lemma
gebracht, und Leute wie Bastian Sick haben
ganze Bücher mit unrichtig gesetzten Apostrophen gefüllt. Wo in der
bürgerlichen Bücherwand einst der Brockhaus einer Bildungsfrage harrte, wollen
heute Sick'sche Sammlungen Schadenfreude bereiten ("sicksche
Sammlungen" ohne Apostroph wäre ebenfalls korrekt).
Doch ich gehe davon
aus: Wenn ihr mit einer apostrophalen Unsicherheit bei mir anklopft, geht es
nicht um grammatische Pusteln wie den "Bahnhof's
Markt" oder "Kurti's
Branntweinschenke". Über diese pseudoenglischen Genitive sind wir
erhaben.
Die Schwierigkeiten
entstehen auch nicht durch das gravitätische –sch, weil man das eh nie
verwendet. Unsicherheit besteht offensichtlich dort, wo man das Stricherl am
häufigsten braucht, oder eben nicht, nämlich bei Auslassungen: fürs oder für's; hör' oder hör; runter oder 'runter; n oder 'n?
Die Regel ist in
diesem Fall beschaffen wie ich, nämlich serviceorientiert, und ich gebe sie
hier unvollständig wieder.
Man setze einen Apostroph
-
in
Verkürzungen, die sonst schwer verständlich wären oder blöd aussähen: 's ist spät; so 'n Schwachsinn; wenn du's
willst
-
außerdem
natürlich bei längeren Auslassungen (P'dorf,
Klo’burg)
-
nach dem
Genitiv von Wörtern auf s, x, z (Andreas'
Frisur, wenn die Haarpracht von Andreas gemeint ist, nicht von Andrea)
Man spare sich den Apostroph
-
nach
Imperativen ohne Schluss-e: Geh, lass den
Apostroph weg!
-
Bei
gebräuchlichen Verkürzungen mit r-: runter,
raus, rüber etc.
-
Bei
üblichen Zusammenziehungen von Präposition + Artikel: fürs, vors, ins, überm. Diese
Regel gilt analog zu "am" und "beim", wo ja auch niemand
auf die Idee käme, einen Apostroph zu setzen.
Man darf ihn sich sparen, soll aber nicht
bei Verbindungen von
Verb + "es" – gehts, nimms,
etc. Ich empfehle jedoch dringend, hier bei geht’s,
nimm's etc. zu bleiben. Sonst sieht das kacke aus.
Und was macht ihr mit
den Apostrophen, die euch in Zukunft übrigbleiben? Einfach tieferlegen und als
Beistriche verwenden. Mit denen seid ihr nämlich oft etwas zu sparsam. Ihr
kleinen Schlingel, ihr!